Grevenbroich Mit Kampfkunst zum Erfolg

Grevenbroich · Sascha de Vries war Bäcker, zweifacher Karate-Weltmeister und ehemaliger Ausbilder für waffenlose Selbstverteidigung bei der deutschen Militärpolizei. Heute betreibt der Grevenbroicher zwölf Fachsportschulen in NRW.

 "Die Nachfrage nach Karatekursen ist in den vergangenen Wochen gestiegen, vor allem bei Frauen", sagt Sascha de Vries (mit Brille).

"Die Nachfrage nach Karatekursen ist in den vergangenen Wochen gestiegen, vor allem bei Frauen", sagt Sascha de Vries (mit Brille).

Foto: Lothar Berns

Sascha de Vries sieht nicht aus wie eine Kampfmaschine. Für einen Mann ist er nicht außergewöhnlich groß, er trägt eine randlose Brille und einen angedeuteten Bart. Typ: sportlicher Maschinenbaustudent. Das breite Kreuz und die kräftigen Arme lassen allenfalls erahnen, dass ein gezielter Schlag des Grevenbroichers einen Gegner im Notfall ins "Land der Träume" versetzt. Möglich wäre das tatsächlich, denn Sascha de Vries ist ein Kämpfer - in sportlicher, privater und unternehmerischer Hinsicht.

Die Fakten: Die Karate-Fachsportschule des zweifachen Karate-Weltmeisters und ehemaligen lizenzierten Ausbilders für waffenlose Selbstverteidigung bei der deutschen Militärpolizei im Verteidigungsministerium ist mittlerweile in zwölf Städten in Nordrhein-Westfalen vertreten. Hauptsitz ist die Zentrale mit rund 1000 Quadratmetern Fläche an der Eschenstraße in Gindorf. Im Rhein-Kreis gibt es Filialen in Neuss, Büttgen, Rommerskirchen und Dormagen.

"Wir sind kein Verein, sondern eine private Karate-Sportschule - meines Wissens nach die zweitgrößte in Deutschland und mit Sicherheit die am schnellsten wachsende", sagt de Vries. Sein Unternehmen wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem als "Kampfsportschule des Jahres", "Ausgezeichneter IHK-Ausbildungsbetrieb", "Ausbildungsbetrieb der deutschen Hochschule" und mit einem "sehr gut" des Berufsverbandes Kampfsport. Hinter dem Erfolg steckt harte Arbeit und ein kluges Konzept. "Wenn wir in eine neue Stadt gehen, mieten wir uns erst mal als ,Untermieter' in einem bestehenden Tanz- oder Sportstudio ein", erklärt de Vries. "Wenn ein dritter Tag in der Woche mit Kursen voll ist, suche ich eigene Räumlichkeiten und baue vor Ort eine richtige Kampfsportschule auf."

Dass es dazu irgendwann einmal kommen würde, war nicht unbedingt abzusehen. "Eigentlich habe ich ja ,Bäcker' gelernt, aber ich wusste, dass das nichts fürs Leben ist", erzählt der 39-Jährige, der seinen Traum vom "Hobby zum Beruf machen" 2006 mit einer Trainingsgruppe im Gymnastikraum des Hauses St. Stephanus begann. Heute hat de Vries rund 1400 Kunden, beschäftigt 34 Mitarbeiter, davon 19 Vollzeitkräfte, zehn Auszubildende und einen Dual-Studenten. In diesem Jahr will er nach Österreich und in die Schweiz expandieren. "Einer unserer Mitarbeiter betreibt die Schulen dort dann als Franchise-Unternehmen", sagt de Vries. "Wer bei uns eine Ausbildung macht, bekommt auch die Chance, sich zu beweisen. Es ist ein Versuch, wir werden sehen, wie's läuft."

Sich beweisen, durchbeißen - das hat de Vries selber auch gelernt. Nach der Bäcker-Lehre bewarb sich der Grevenbroicher bei der Bundeswehr, schlug die mittlere Laufbahn ein und machte Karriere bis zum Oberfeldwebel. "Ich war Dienstgruppenleiter und zuständig für die Selbstverteidigungsausbildung von zwei Bataillonen", erzählt er. Die Teilnahme an Wettkämpfen und Weltmeisterschaften lief nebenher, genauso wie die Fortbildung zum Gesundheits- und Fitnesskaufmann parallel zur Selbstständigkeit. "Eigentlich wollte ich auch noch studieren", sagt de Vries. Dann verstarb seine Frau. "Ich stand mit drei kleinen Kindern plötzlich alleine da", erinnert sich der 39-Jährige. "Hätte ich meine Familie und meine Arbeit nicht gehabt, hätte ich das alles wahrscheinlich nicht geschafft."

Heute hat Sascha de Vries eine neue Lebensgefährtin. Und ein Unternehmen, das stetig wächst. "Karate als Sport, zur Persönlichkeitsstärkung und Selbstverteidigung, liegt im Trend", sagt de Vries. "Nicht nur, aber gerade nach den Vorfällen von Köln. Unsere Kurse für Kinder und Erwachsene sind rappelvoll, weil das Bedürfnis nach Sicherheit nun einmal da ist - immer."

(NGZ)
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