Grevenbroich Mit der Enduro zum Fischessen nach Tanger

Grevenbroich · Der 79-jährige Weltenbummler Clemens Schelhaas durchquerte mit dem Motorrad Europa. Als Nächstes will er auf den Mount Everest.

 Diese Brücke auf zwei Ebenen ist ein Wahrzeichen von Porto. Clemens Schelhaas passierte diese Stelle auf seiner Europareise mit dem Motorrad und machte für ein Foto Halt.

Diese Brücke auf zwei Ebenen ist ein Wahrzeichen von Porto. Clemens Schelhaas passierte diese Stelle auf seiner Europareise mit dem Motorrad und machte für ein Foto Halt.

Foto: Clemens Schelhaas

Wenn sich der 79-jährige Clemens Schelhaas verabredet, dann geht es bei ihm eher selten nur "auf einen Kaffee um die Ecke", wie bei anderen Senioren. Schelhaas fährt "mal eben" zum Fischessen mit dem Motorrad nach nach Tanger Marokko, oder er trifft sich "auf einen Sprung" mit einem befreundeten Herbergswirt auf dem Jakobsweg wieder. Längst ist die sogenannte große, weite Welt, die der Grevenbroicher zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Motorrad bereist, das Zuhause für Schelhaas geworden. Und ist er auf Reisen oder ausnahmsweise mal zu Hause Am Ostwall, dann plant er schon wieder die nächste Exkursion.

 Clemens Schelhaas bei der Abfahrt in Grevenbroich.

Clemens Schelhaas bei der Abfahrt in Grevenbroich.

Foto: Lothar Berns

Jetzt hat der vitale fast 80-Jährige eine große Europareise mit dem Motorrad und gleich anschließend, sozusagen zum Fitbleiben, eine Radtour von der Donauquelle bis zur Flussmündung am Schwarzen Meer hinter sich gebracht. Nächstes Jahr möchte er erneut den Pilgerweg bis Santiago de Compostela zu Fuß absolvieren. Auf seiner Europareise mit dem Motorrad hat er zwar nur kurz beim Besuch des Herbergswirtes von Pallas de Rei, aber doch wieder tief beeindruckt, die Atmosphäre des berühmten Pilgerweges zu spüren bekommen: "Dem kann man sich einfach nicht entziehen", sagt Schelhaas. Doch seine Reisepläne reichen bereits bis ins Jahr 2019: Er möchte mit seiner dann 15-jährigen Enkelin Tashi Wöll bis zum Base Camp des Mount Everest aufsteigen.

 Solch stimmungsvolle Bilder machen die Medina, die Altstadt von Tanger, mit ihren engen Gässchen aus.

Solch stimmungsvolle Bilder machen die Medina, die Altstadt von Tanger, mit ihren engen Gässchen aus.

Foto: Clemens Schelhaas

Zunächst wertet Schelhaas aber die vielen Fotografien und Erlebnisse seiner Motorradreise aus, die ihn mit seiner Suzuki DR 650 SE, einer robusten Enduro, durch Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Albanien und Griechenland führten. 7000 Kilometer hat er dabei in sechs Wochen gefahren, dazwischen lagen Überfahrten mit Fähren. Ursprünglich wollte Schelhaas zwar 10.000 Kilometer nur auf seiner Enduro übers Land fahren: "Ich lasse mich auf meinen Reisen aber treiben und mache das, wozu ich Lust habe", sagt er. Und dieses Mal hatte er eben spontan öfter mal Lust aufs Wasser.

 Im Hafen von Tanger erfüllte sich der Grevenbroicher den Wunsch, den Fisch zu genießen, der in aller Frühe dort fangfrisch versteigert wurde.

Im Hafen von Tanger erfüllte sich der Grevenbroicher den Wunsch, den Fisch zu genießen, der in aller Frühe dort fangfrisch versteigert wurde.

Foto: C.Sch.

Das mag auch an seinem Vorsatz gelegen haben: "Ich habe mir immer schon gewünscht, im Hafen von Tanger Fisch essen zu gehen", hatte Schelhaas vor seiner Reise gesagt und durchblicken lassen, dass er mit Tanger, mit ganz Marokko, durchaus romantische Vorstellungen verband.

Die wurden indes zunächst enttäuscht, als er in Tanger einfuhr und nur hässliche, moderne Häuser zu Gesicht bekam: "Die Ankunft in der Stadt war ziemlich ernüchternd. Vom Schmelztiegel zwischen Orient und Okzident war wenig zu spüren", berichtet Schelhaas, der aber bald in die Medina, die historische Altstadt "abtauchte", um dort "das wahre Marokko" zu erleben. Auch der Fischereihafen hatte es ihm angetan, wo er morgens in aller Frühe schon die Versteigerung des ersten Fischfanges miterlebte.

Mit der Fähre, nachts im Schlafsack an Bord mit Blick auf den Sternenhimmel, setzte der Grevenbroicher dann nach seinem kurzen Nordafrika-Abstecher wieder nach Europa über. Albanien erlebte er als ein sicheres Reiseland. Allerdings mussten sich dort sein robustes Geländemotorrad und sein fahrtechnisches Können bewähren, denn die Straßen sind voller Schlaglöcher und sonstiger Unebenheiten. Und in Portugal stellte er fest: "Motorradfahren hat in Portugal seine eigenen Reize. Entschleunigung ist da angesagt", berichtet er mit einem Augenzwinkern. Allerdings hat er sich über etwas geärgert: Man müsse bei den Entfernungen auch mal Autobahn fahren. Die Gebühren seien in den einzelnen Ländern sehr hoch und es werde zumeist kein Unterschied zwischen Auto- und Motorradfahrern gemacht. Er beklagt: "Es ist schwer einzusehen, wenn es vielleicht auch dem europäischen Gedanken widerspricht, warum Besucher die deutschen Autobahnen kostenfrei befahren dürfen."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort