Grevenbroich Mit Demenzkranken richtig umgehen lernen

Grevenbroich · Menschen zu erreichen, die nicht mehr denken können: Darin unterrichtet Monika Prigorsch Angehörige und Pfleger.

Wie kann man einen demenzkranken Menschen verstehen und sich ihm verständlich machen, wenn er doch immer weniger denken kann? Mit dieser Fragestellung kennt sich Monika Pigorsch nicht nur als ehemalige Leiterin eines Altenheimes bestens aus. Die 62-jährige Schulungsleiterin bei Caritas, Maltesern und anderen Hilfsorganisationen hat Antworten. Diese gibt sie bei Angehörigen- und Pflegendenseminaren auch in Grevenbroich.

"Ich habe mich schon vor 15 Jahren mit Demenz beschäftigt, als in der Öffentlichkeit noch kaum einer davon sprach", blickt Pigorsch zurück, die auch ein Buch zu diesem Thema geschrieben hat. Kurse für Angehörige und Pflegende gibt sie seit zehn Jahren, wobei die Kommunikation mit Demenzkranken stets im Mittelpunkt stehe.

Denn: "Die Kommunikation mit einem Menschen, der nicht mehr denken kann, ist das, was den Alltag so schwer macht", weiß sie. Konflikte ließen sich eben mit einem demenzkranken Menschen nicht mit dem Verstand lösen. "Da hilft nur die Sprache des Gefühls", sagt die Expertin und bringt ein Beispiel: "Eine Tochter besucht ihre demenzkranke Mutter zwar jeden Tag. Sie bekommt von der Mutter aber jedes Mal zu hören, sie kümmere sich nicht um sie und komme nie zu Besuch." Die verstandesgemäße Antwort auf solche Vorhaltungen sei zwar eine Rechtfertigung; "Ich bin doch jeden Tag bei dir." Aber genau diese Antwort und Reaktion sei falsch, aus dem einfachen Grunde: "Die demenzkranke Mutter hat es nämlich schon wieder vergessen, dass die Tochter am Vortag und erst recht an all' den anderen Tagen bei ihr war", verdeutlicht Pigorsch.

Und wie ist es richtig? "Ja, du fühlst dich auch wirklich einsam. Es ist nicht schön, wenn man so viel alleine ist": Mit solchen und ähnlichen Entgegnungen werde nur das Gefühl angesprochen. Und es können vor allem auch der nervenaufreibende Teufelskreis der ständigen Wiederholungen unterbrochen werden. "In den vielen Jahren, die ich solche Schulungen leite, habe ich immer wieder von den Teilnehmern gehört, dass sie anschließend besser mit den Demenzkranken umgehen konnten", berichtet die Diplom-Sozialpädagogin.

Ein weiteres Beispiel: Ein demenzkranker Mensch, der früher in seiner Schreinerwerkstatt gearbeitet hat, muss ins Krankenhaus. Die fremde Umgebung verwirrt ihn, er will weg. Er "flieht" in "seine Welt", als er noch aktiv im Berufsleben stand. Die Pädagogin und Demenzexpertin rät, sich mit in die Welt des Kranken "zu begeben". Demenzkranke seien generell nur erreichbar, wenn man sie aus ihrem Blickwinkel auf die Welt anspreche. "Du hast auch eine wirklich schwere Arbeit als Schreiner. Das kann ich mir gut vorstellen", sei ein Beispiel für eine Antwort, die den Kranken zumindest für eine Weile zu beruhigen vermöge. Solche und viele Beispiele mehr werden bei den Kommunikationsübungen trainiert, die im Rahmen einer Demenzreihe der Caritas ab Oktober angeboten werden. Darin geht es auch um Entlastung für Angehörige.

(NGZ)
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