Grevenbroich Mehr Straßen nach Frauen benennen

Grevenbroich · Die Gleichstellungsbeauftragte Andrea Heinrich hat dazu aufgerufen, Vorschläge für die Benennung von Straßen nach Frauen zu machen. Diese werden in einer Broschüre zusammengefasst, die im Sommer nächsten Jahres erscheinen soll.

 Der Bertha-von-Suttner-Weg ist eine von nur zehn Straßen im Grevenbroicher Stadtgebiet, die nach Frauen benannt wurden. Der Gleichstellungsbeauftragten Andrea Heinrich ist das entschieden zu wenig, sie möchte das ändern.

Der Bertha-von-Suttner-Weg ist eine von nur zehn Straßen im Grevenbroicher Stadtgebiet, die nach Frauen benannt wurden. Der Gleichstellungsbeauftragten Andrea Heinrich ist das entschieden zu wenig, sie möchte das ändern.

Foto: L. Berns

Wissenschaftlerinnen wie Marie Curie oder Liese Meitner, die von den Nazis ermordeten Jüdinnen Anne Frank und Edith Stein, Kirchenstifterin Mechtildis Sinsteden - gerade einmal zehn Straßen im Grevenbroicher Stadtgebiet tragen den Namen einer Frau. Zu wenig, findet die städtische Gleichstellungsbeauftragte Andrea Heinrich. Denn diesen zehn Straßenzügen stehen 146 gegenüber, die nach einem Mann benannt sind. "Als es zuletzt im Rat um die Benennung neuer Straßen ging, betrafen wieder einmal alle Vorschläge ausschließlich Männernamen", gibt Andrea Heinrich ein Schlüsselerlebnis wieder. In den meisten anderen Kommunen im Rhein-Kreis Neuss sei die Situation ganz ähnlich, berichtet sie. Das soll anders werden. Darum hat die Arbeitsgemeinschaft der Gleichstellungsbeauftragten beschlossen, eine schon 2004 veröffentlichte, längst vergriffene Broschüre zu aktualisieren und neu aufzulegen. Darin enthalten: eine Bestandsaufnahme der Straßen, die bereits Frauennamen tragen, sowie eine Liste in Frage kommender "Kandidatinnen". Für dieses Projekt möchte Andrea Heinrich bis zum Jahresende Vorschläge aus der Bevölkerung sammeln.

Wann "verdient" jemand ein Straßenschild? Eine Frage, über die sich die 50-Jährige den Kopf zerbrochen hat. Dass bislang Frauen bei der Vergabe von Straßennamen stark unterrepräsentiert sind, führt sie darauf zurück, dass traditionell mehr Männer politisch engagiert sind, oftmals auch in höhere Ämter gelangen: "Landräte, Bürgermeister, Stadtdirektoren - bis vor kurzem waren das fast immer Männer." Dabei kämen ja nicht nur Persönlichkeiten in Frage, die politisch aktiv gewesen seien, sondern ebenso etwa sozial engagierte Menschen oder Wissenschaftler, sagt Heinrich. "Wir verstehen die Aktion auch als Möglichkeit zur Bürgerbeteiligung", betont sie. Keinesfalls möchte sie die Initiative in irgendeiner Weise als Kampfansage an die Männer verstanden wissen. "Wir sind keine Frauen-, sondern Gleichstellungsbeauftragte", versichert sie.

Natürlich müssen sich die Vorschläge nicht auf Grevenbroicher Persönlichkeiten beschränken - wenn auch "der Bezug bei einer lokalen Verbindung eher da ist", wie Heinrich findet. Wie wäre es also beispielsweise mit einer Ursula-Kwasny-Straße? "Grundsätzlich wird keine Straße nach lebenden Personen benannt", stellt sie klar, "und auch nach dem Ableben muss noch eine gewisse Frist eingehalten werden."

Als 2004 die Erstausgabe der Straßennamen-Broschüre erschien, hatte nicht jeder Verständnis für das Anliegen der Gleichstellungsbeauftragten. "Mancher hat gefragt, ob es denn keine drängenderen Probleme gebe", weiß Andrea Heinrich, die damals noch nicht Gleichstellungsbeauftragte war. "Es mag Wichtigeres geben, aber deshalb muss anderes nicht vernachlässigt werden", findet sie. Ganze zwei Straßen wurden in den vergangenen zehn Jahren in der Schlossstadt nach weiblichen Personen benannt. Ist das nicht frustrierend? Andrea Heinrich lacht ein wenig, als sie antwortet: "Darum setze ich mich ja so für eine Neuauflage der Broschüre ein."

(NGZ)
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