Grevenbroich Mehr als 20.000 "Glocken" läuten die Osterzeit in Grevenbroich ein

Grevenbroich · Osterglocken verwandeln die Apfelwiese in jedem Jahr in ein gelbes Blütenmeer. In der Gartenschau-Stadt Grevenbroich blüht es jedoch nur im Frühjahr. Sommerblumen werden nicht gepflanzt. Die Stadt muss sparen.

 Auf der Apfelwiese im Stadtpark blühen seit mehr als zwei Jahrzehnten in jedem Frühjahr die Osterglocken.

Auf der Apfelwiese im Stadtpark blühen seit mehr als zwei Jahrzehnten in jedem Frühjahr die Osterglocken.

Foto: Berns

In strahlendem Gelb oder Weiß und mit einer anmutigen Grazie verkünden Narzissen alljährlich den Frühling. Der Volksmund nennt sie auch Osterglocken - wegen ihrer Blütezeit und ihrer Blütenform. Auch auf der Apfelwiese im Stadtpark blühen wieder rund 20.000 Narzissen - und das seit mehr als zwei Jahrzehnten.

"Im Rahmen der Landesgartenschau von 1995 haben wir die Zwiebeln als Spende eines Unternehmers erhalten", erinnert sich Gerd Lübben (88), ehemaliger Geschäftsführer der Landesgartenschau, und erzählt, dass er regelmäßig in den Stadtpark geht, um sich an dem Blütenspektakel zu erfreuen. Nicht nur er: Die Narzissenblüte lockt viele Grevenbroicher zum Osterspaziergang in den Stadtpark. Wenn auch noch die Sonne scheint, lässt es sich dort herrlich entspannen. Längs der Landstraße 116 von der Autobahn bis hin nach Grevenbroich wurden damals ebenfalls Narzissenzwiebeln gesetzt, quasi als gelb-leuchtende Wegweiser in die Stadt der Gartenschau - und sie säumen die Straße immer noch mit einem gelben Blütenband.

Zwischen 1560 bis 1620 fanden die Narzissen gemeinsam mit den Tulpen und Hyazinthen Eingang in die europäische Gartenkultur. Heute sind etwa 50 verschiedene Sorten erhältlich, die sich in Höhe, Blütenform und -größe unterscheiden. Anders als etwa die meisten Tulpen können Narzissen jedes Jahr aufs Neue wiederkommen und immer üppigere Bestände entwickeln. Vorausgesetzt, dass die Blätter nach der Blüte nicht abgemäht werden, sondern stehen bleiben, bis sie völlig verwelkt sind. Denn nur so können die Nährstoffe wieder in die Zwiebel einziehen. Und darauf nehmen die Gärtner der Wirtschaftsbetriebe Grevenbroich beim Mähen auch Rücksicht. Schließlich soll die Blütenpracht auch im nächsten Jahr wieder viele Besucher in den Park locken.

Die Beete am Eulenturm-Gerüst am Erftufer nahe der Karl-Oberbach-Straße und am früheren Blumenfächer am Museum der Niederrheinischen Seele muten im Vergleich zur Narzissenpracht eher spartanisch an. Bis zum Jahr 2014 hat die Stadtverwaltung diese Beete noch zweimal im Jahr mit Saisonblumen bepflanzt. Doch jetzt wächst dort nur das Kleinblättrige Immergrün (Vinca minor) als Bodendecker. Daran wird sich auch dieses Jahr nichts ändern.

Der Grund: "Der Sparzwang der Stadt Grevenbroich", erläutert Rathaus-Sprecherin Ines Hammelstein. Insgesamt 11.500 Euro spare die Stadt jährlich ein, weil die Kosten für die Pflege der Beete und den Ankauf der Saisonblumen entfallen, sagt sie. Immerhin habe man sich aber seinerzeit für einen "attraktiven Bodendecker" entschieden, der im Frühjahr kleine blaue Blüten zeigt, und nicht für eine einfache, triste Rasenfläche. Im Moment jedenfalls trösten die vielen Tausend Narzissen noch über die fehlende Saisonbepflanzung im Zentrum der Stadt hinweg.

Woher die Narzisse ihren Namen hat, ist umstritten: Möglicherweise leitet sich der Name von dem griechischen "narkáein" ab, was gelähmt oder betäubt bedeutet und darauf verweist, dass die Zwiebelpflanze leicht giftig ist. Und dann gibt es noch die Legende des Jünglings Narziss, der eines Tages sein Spiegelbild in einer Quelle entdeckte und sich leidenschaftlich in sich selbst verliebte. Immer wieder versuchte er, sein Spiegelbild zu umarmen. Später fanden ihn die Nymphen ertrunken auf - und am Rande der Quelle blühte eine gelbe Blume: die Narzisse.

(NGZ)
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