Grevenbroich Lotsin beantwortet Flucht-Fragen

Grevenbroich · Bouchra El Maazi informierte bei einer Veranstaltung der Partei "Mein GV".

 Bouchra El Maazi

Bouchra El Maazi

Foto: Berns, Lothar (lber)

Städte wie Grevenbroich könnten die aktuelle Flüchtlingsproblematik nicht ohne Ehrenamtler bewältigen, die bei der Integration helfen. Doch wie funktioniert diese Hilfe wirklich gut? Was dürfen Ehrenamtler? Und welche Vorstellungen haben Flüchtlinge eigentlich von Deutschland und dem Leben in Grevenbroich? Auf Fragen wie diese gab die Mentorin und Integrationslotsin Bouchra El Maazi jetzt bei einer Informationsveranstaltung der Wählergemeinschaft "Mein Grevenbroich" Antworten und stellte sich den Fragen von rund 25 interessierten Bürgern.

Die gebürtige Neusserin hat marokkanische Wurzeln und setzt sich sowohl privat als auch beruflich, ehrenamtlich und als Integrationsratsvorsitzende der Stadt Kaarst sogar politisch mit den Themen Flucht und Integration auseinander. "Viele Menschen flüchten vor Krieg und Gewalt. Sie erhoffen sich in Deutschland Sicherheit und Perspektiven", sagte Bouchra El Maazi. In vielen Fällen prallen aber verschiedene Kulturen aufeinander. So haben die Männer, die aus islamischen Ländern kommen, häufig ein anderes Frauenbild als die Deutschen. Ein Beispiel: die sogenannten Mehrehen.

"In islamischen Ländern können Männer mit mehreren Frauen verheiratet sein. Das ist auch in Marokko so. Seitdem der aktuelle König in Marokko herrscht, darf die ,Erstfrau' zusätzliche Ehen ihres Mannes ablehnen. Das ist schon ein Fortschritt", erzählte Bouchra El Maazi und löste damit bei den Besuchern der Infoveranstaltung Empörung aus. Doch - und das machte sich deutlich bemerkbar - solche Erklärungen schaffen Verständnis für die Nöte der Flüchtlinge, die in Deutschland Schutz suchen. El Maazi appellierte: "Wir müssen das Gespräch mit diesen Menschen suchen. Wer mit ihnen in Kontakt tritt, merkt schnell, dass die Flüchtlinge ein Gesicht bekommen."

Doch auch Schutzsuchende müssen sich an die deutschen Gesetze halten. "Es fehlt vielfach an Konsequenzen für diejenigen, die sich nicht an Regeln halten", merkte ein Besucher an. Viele hätten den Eindruck, dass die Neuankömmlinge bei Straftaten nicht ausreichend belangt werden. Dazu El Maazi: "Ich muss ganz ehrlich sagen, dass Deutschland, was Kontrollen und Konsequenzen betrifft, sehr weich gespült ist."

Was zudem bei "Mein Grevenbroich" deutlich wurde: Einige Ehrenamtler bemängeln den Einsatz der Stadt Grevenbroich in der Flüchtlingshilfe. Oft fehle es an unbürokratischen, schnellen Hilfen und außerdem seien die Zuständigkeiten der einzelnen Behörden in vielen Fällen viel zu kompliziert geregelt, hieß es in der Runde. Fraktionsvorsitzende Martina Suermann nahm die Stadt in Schutz: "Die hohe Zahl der Ankommenden wird zum Kraftakt für die Verwaltung. Aber ich kritisiere die Kommunikation und die Vernetzung. Die Stadt muss Kompetenzen ernstnehmen - auch bei den ehrenamtlichen Helfern."

(cka)
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