Grevenbroich Lindenhof-Feuer: Polizei verdächtigt 16-Jährigen

Grevenbroich · Ein Jugendlicher soll gestanden haben, für den Brand im Seniorenhaus verantwortlich zu sein. Gestern wurde er dem Haftrichter vorgeführt.

Feuer in Altenheim Lindenhof in Grevenbroich
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Grevenbroich: Brand in Altenheim

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Foto: Staniek

Überraschende Wende bei den Ermittlungen nach dem Dachstuhlbrand im Seniorenhaus Lindenhof. Die Staatsanwaltschaft in Düsseldorf hat jetzt einen Haftbefehl wegen schwerer Brandstiftung beantragt - gegen einen 16 Jahre alten Jugendlichen aus dem Raum Neuss. Nach dem Feuer hatte die Polizei zunächst einen technischen Defekt als Ursache vermutet. Im Rahmen ihrer Ermittlungen seien die Kriminalbeamten zu neuen Erkenntnissen gekommen, sagte Polizeisprecher Hans-Willi Arnold. Näher wollte er sich gestern nicht zu dem Fall äußern.

Das Seniorenzentrum des Rhein-Kreises Neuss musste am 8. September evakuiert werden, 87 Menschen verließen ihre Zimmer. Bis heute konnten die alten Leute nicht mehr in ihre Räume zurückkehren, die Sanierung des Hauses ist noch nicht abgeschlossen. Der bei dem Brand entstandene Sachschaden wird von der Polizei auf mehr als eine Million Euro geschätzt.

Unter Tatverdacht steht nun ein 16-Jähriger. Laut Christoph Kumpa von der Staatsanwaltschaft Düsseldorf sei der Jugendliche als "Praktikant oder Auszubildender" im "Lindenhof" beschäftigt gewesen. Bei seiner Vernehmung soll er eingeräumt haben, für den im Dachgeschoss ausgebrochenen Brand verantwortlich gewesen zu sein. "Wir haben ein Geständnis, das sich mit den Ergebnissen der polizeilichen Ermittlungen deckt", erklärt Kumpa. Welche Erkenntnisse die Ermittler auf die Spur des Jugendlichen geführt haben, dazu gibt es von den Behörden keine Auskunft.

Auch sonst sind noch viele Fragen offen. "Zum Motiv und zum genauen Entstehen des Feuers" dauern die Ermittlungen noch an, heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung von Polizei und Staatsanwaltschaft. "Wir haben keine Anhaltspunkte für eine Schuldunfähigkeit des Jugendlichen", erklärt Christoph Kumpa. Da der Tatverdächtige noch nicht volljährig ist, sei bei ihm - falls er für das Feuer verantwortlich sein sollte - "zwingend das Jugendstrafrecht anzuwenden". Theoretisch könnte ihn eine "Jugendstrafe von höchstmöglich zehn Jahren mit oder ohne Bewährung" erwarten, sagte der Staatsanwalt.

In Grevenbroich herrscht nach dem Tatverdacht Bestürzung. "Wir müssen warten, bis die Hintergründe bekannt sind. Aber es bedrückt mich, dass möglicherweise durch eine Straftat viele schutzbedürftige Menschen einer Gefahr für ihr Leben ausgesetzt wurden", erklärt Kreisdirektor Dirk Brügge. "Zum Glück wurde niemand verletzt."

Doch die Folgen des Brandes dauern bis heute an, die "Lindenhof"-Bewohner leben nach wie vor in anderen Heimen und Einrichtungen innerhalb des Stadtgebiets. Die Sanierung des Zentrums läuft noch, die Verwaltung mit Barbara Kremers-Gerads als Haus-Leiterin hat aber bereits ihre Büros bezogen. "Zurzeit wird geprüft, ob die Brandschutzeinrichtungen im Haus optimiert werden müssen. Erst danach können wir sagen, wann die Bewohner wieder in ihre vertraute Umgebung zurückkehren können", erläutert Dirk Brügge.

(NGZ)
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