Grevenbroich Kunst und Kohlegrill gegen Leerstände

Grevenbroich · An der Kölner Straße und in der Coens-Galerie stehen nach wie vor etliche Ladenlokale leer. Einige davon werden inzwischen als Ausstellungsflächen benutzt. So soll die Innenstadt lebendig bleiben und Interessenten gelockt werden.

 Ein Fake-Laden in der Coens-Galerie. Um den Leerstand zu übertünchen, sind die Scheiben beklebt.

Ein Fake-Laden in der Coens-Galerie. Um den Leerstand zu übertünchen, sind die Scheiben beklebt.

Foto: Tim Kronner

Leerstände in der City - ein leidiges Thema, das jetzt auch den Hauptausschuss beschäftigte. Auf Antrag der FDP beschlossen die Politiker ein "Leerstands-Kataster", mit dessen Hilfe verwaiste Flächen wiederbelebt werden sollen. Zunächst sollen freie Flächen in der Innenstadt (und auch in Gewerbegebieten) aufgelistet werden, um sie dann auf Messen oder per Mailings potenziellen Interessenten anzubieten. "Die Leerstände zeigen, dass die Maßnahmen der städtischen Wirtschaftsförderung nicht kreativ genug sind", sagte FDP-Fraktionschef Markus Schumacher.

Abseits der Politik wird die Situation ebenfalls mit Sorge betrachtet. "Das Problem ist, dass die Leerstände auf den Bereich an der Kölner Straße fokussiert sind", sagt Werbering-Chef Heiner Schnorrenberg. Er und Ratsfrau Ulrike Oberbach (Mein Grevenbroich) sehen aber auch eine positive Neuerung: Einige nicht vermietete Ladenlokale werden inzwischen als Ausstellungsflächen genutzt. "Ein schönes Beispiel dafür ist die Galerie ,E1', die jetzt in das durch den Wegzug von ,nanu nana' frei gewordene Objekt an der Kölner Straße gezogen ist. Ein echter Hingucker", meint Oberbach.

 Frisch eröffnet ist die Pop-Up-Galerie "E1" im ehemaligen "nanu nana".

Frisch eröffnet ist die Pop-Up-Galerie "E1" im ehemaligen "nanu nana".

Foto: Tim Kronner

Darüber hinaus gibt es bisher zwei weitere Ladenlokale, die nicht nur gähnende Leere oder blickdichte Folie zu bieten haben. An der Kölner Straße sind in einem Schaufenster allerlei Garten-Geräte zu sehen. Die Outdoor-Liege, Hochdruckreiniger und die unterschiedlichen Grills passen zum Frühlingswetter. In der Coens-Galerie ist in den früheren Friseurladen die Kunst eingezogen. Bunte Bilder stehen auf Staffeleien hinter der Glasscheibe.

"Temporäre Nutzung ist ein probates Mittel gegen Leerstands-Tristesse. Und eine Möglichkeit, Objekte wieder in die Vermietung zu bekommen. Denn mit dieser Zwischennutzung werden Ladenlokale sozusagen wachgeküsst", beschreibt Ratsfrau Ulrike Oberbach. Zustimmung für die alternativ genutzten Ladenlokale gibt es vom Werbering.

 Garten-Freunde können sich vor diesem Schaufenster inspirieren lassen.

Garten-Freunde können sich vor diesem Schaufenster inspirieren lassen.

Foto: Tim Kronner

Wenn es keine Händler gebe, sei diese Art der Verwendung ein vernünftiges Instrument, um die leeren Schaufenster zu füllen. "Vielleicht können wir die Grevenbroicher Innenstadt so weiter lebendig halten", sagt Schnorrenberg.

Die Chancen für den "Patienten" ständen nicht schlecht. "Wir hoffen, dass sich die Situation langfristig wieder ändert", sagt der Vorsitzende des Werberings. Grund für diese Hoffnung sind einige Besichtigungen, die es in den vergangenen Wochen gegeben haben soll. Damit die City im Bereich Kölner Straße aber wirklich wieder neu belebt werden kann, nimmt Schnorrenberg auch die Vermieter in die Pflicht.

 Bunte Bilder in der Coens-Galerie gegen die Leerstands-Tristesse.

Bunte Bilder in der Coens-Galerie gegen die Leerstands-Tristesse.

Foto: Tim Kronner

Die hohen Mieten aus den 90er und 2000er Jahren, in denen es dem Einzelhandel noch gut ging, seien im Zeitalter von Online-Shopping nicht mehr vertretbar. "Wir sind von der Realität eingeholt worden", sagt Schnorrenberg und ergänzt: "Die Vermieter wissen auch, was die Stunde geschlagen hat." Einige hätten ihre Mieten schon angepasst.

 Leere Ausstellflächen im ehemaligen "In den Schuhen von Zoe".

Leere Ausstellflächen im ehemaligen "In den Schuhen von Zoe".

Foto: Tim Kronner

Das sei auch dem Zustand der Ladenlokale geschuldet, die teils nicht auf heutigem Stand sind. "Entweder muss man die Objekte auf die Interessen der modernen Mieter zuschneiden oder eben bei der Miete Zugeständnisse machen", sagt Schnorrenberg.

 Letzte Zeichen eines Räumungsverkaufs an der Kölner Straße.

Letzte Zeichen eines Räumungsverkaufs an der Kölner Straße.

Foto: Tim Kronner

Wie hoch die Mieten konkret sind, kann Citymanager Wolfgang Haensch nicht sagen, weil die "einzelnen Objekte sehr individuell sind": Manches sei Neubau, anderes Altbestand, einiges renovierungsbedürftig, und andere Objekte sofort bezugsfähig. Grundsätzlich sind die Geschäfte an der Kölner Straße ebenso wie an der Breite Straße als "1A-Lage" klassifiziert.

 Der große Flachbau am Synagogenplatz soll abgerissen werden.

Der große Flachbau am Synagogenplatz soll abgerissen werden.

Foto: Tim Kronner
 Die Scheiben dieses leeren Geschäfts in der Coens-Galerie sind abgeklebt.

Die Scheiben dieses leeren Geschäfts in der Coens-Galerie sind abgeklebt.

Foto: Tim Kronner
 Die Schaufenster von "Jansen" sind blickdicht gemacht.

Die Schaufenster von "Jansen" sind blickdicht gemacht.

Foto: Tim Kronner
 "Zu vermieten" steht gleich fünffach an und in diesem Ladenlokal.

"Zu vermieten" steht gleich fünffach an und in diesem Ladenlokal.

Foto: Tim Kronner

Trotzdem habe sich der Mietspiegel in Städten der Größenordnung Grevenbroichs "nach unten bewegt". Was aber private Vermieter letztlich pro Quadratmeter verlangen, können weder Politik noch Verwaltung bestimmen. "Kein Immobilienbesitzer kann gezwungen werden. Privat ist privat", sagt Ulrike Oberbach.

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