Grevenbroich "Klönen bei Kruchens" erinnert an die Reformation in Wevelinghoven

Grevenbroich · Nadja Pienkowski, Leiterin des Seniorenwohnstifts St. Martinus, wünscht sich mehr Öffentlichkeit in ihrem Haus - Anlass genug für den Verein "Historisches Wevelinghoven" und die Pfarre St. Martinus, eine Veranstaltungsreihe ins Leben zu rufen, benannt nach den Stifter-Geschwistern Joseph und Josefine Kruchen. Die Premiere von "Klönen bei Kruchens" war mit mehr als 50 Besuchern ein voller Erfolg. Das Thema des Abends: "Bös teutsch, bös evangelisch". Karlheinz Wiegmann, Direktor des Museums Schloss Rheydt, beleuchtete die Zeit der Reformation am Niederrhein.

 Karlheinz Wiegmann (Mitte) klönte im Seniorenhaus St. Martinus.

Karlheinz Wiegmann (Mitte) klönte im Seniorenhaus St. Martinus.

Foto: Salz

Helmut Coenen hatte die Veranstaltung mit initiiert, Karl Hussmann animierte die Besucher zum Mitsingen seiner Lieder und Birgit Wilms moderierte das Ganze. Es sollte ein interessanter und lehrreicher Abend werden. "Das Zitat ,Bös teutsch, bös evangelisch' stammt von einem gewissen Martin Luther", erklärte Wiegmann. "Bös teutsch" habe sich auf die niederländisch geprägte Sprache bezogen, die einst am Niederrhein gesprochen wurde. Es gab weder Facebook noch Twitter, aber immerhin schon den Buchdruck, als der Reformator seine 95 Thesen verbreitete.

Dreißigjähriger Krieg, Westfälischer Friede - das sind Begriffe, die jeder aus dem Geschichtsunterricht in Erinnerung hat. Wiegmann verstand es, sie mit Wevelinghoven in einen direkten Zusammenhang zu bringen: "Die letzte Schlacht des Dreißigjährigen Krieges war die Schlacht bei Wevelinghoven 1648", erklärte er. Im Rahmen des "Westfälischen Friedens" hatte Kaiser Ferdinand weitere Zugeständnisse an die Protestanten machen müssen. Die Konsequenz für Wevelinghoven: Die evangelische Gemeinde bekam die Kirche zugesprochen und einige Nebengebäude. Helmut Coenen erinnerte an Folgendes: "Von 1654 bis 1670 wurden Kirche und Pastorat in Wevelinghoven simultan von beiden Kirchengemeinden genutzt."

1685 bekam die reformierte Gemeinde dann eine eigene Kirche. "Der Glockenturm musste allerdings zurückgebaut werden", sagte der Museumsdirektor. 1804 gestand Napoleon den Reformierten einen Glockenturm zu und als die Preußen an die Macht kamen, verbesserte sich die Situation für sie sowieso.

Was Karlheinz Wiegmann nicht uncharmant fand: "Die Katholiken und die Reformierten hatten unterschiedliche Wege gefunden und hatten auf vielfältige Weise gezeigt, dass man sich arrangieren kann." So habe es Hofkirchen gegeben, Simultankirchen, Kirchen vor und Kirchen in der Stadt.

(NGZ)
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