Grevenbroich "Kippflügel" halten Feuerwehr auf Trab

Grevenbroich · Weil die Schwäne aussehen, als ob sie verletzt wären, machen sich Spaziergänger oftmals Sorgen. Die rufen dann Feuerwehr und Stadtverwaltung an. Doch den Tieren mit den deformierten Flügeln geht es gut, sie sind gesund.

 Was wie ein gebrochener Flügel aussieht, ist in Wirklichkeit ein genetischer Defekt.

Was wie ein gebrochener Flügel aussieht, ist in Wirklichkeit ein genetischer Defekt.

Foto: D. Staniek

Immer diese Schwäne mit den Kippflügeln! Weil sie so mitleiderregend aussehen, machen sich manche Spaziergänger große Sorgen. Die rufen dann Feuerwehr und Stadtverwaltung an die Ufer der Erft. Doch meistens rücken die Helfer vergebens aus - denn: "Den großen Vögeln geht's gut, ihnen tut nichts weh", sagt der Umweltbeauftragte Norbert Wolf.

Dass Tierfreunde oft Alarm schlagen, kommt nicht von ungefähr. Denn die Kippflügel-Schwäne sehen in der Tat so aus, als ob sie dringend einen Veterinär benötigen würden. In der Regel ist ein Flügel in sich verdreht, ein Teil der langen Flugfedern steht nach außen weg und ist meist zerzaust. Was nach einer gebrochenen Schwinge und einem herausragenden Knochen aussieht, ist in Wirklichkeit auf eine genetische Veranlagung des Schwans zurückzuführen, oder auf Wachstumsstörungen. Flugfähig sind die weißen Vögel damit nicht, in der freien Wildbahn haben sie es denn auch schwerer als ihre Artgenossen. Aber sie sind gesund.

Etwa vier Kippflügel-Schwäne, sagt Norbert Wolf, halten sich rund um die Innenstadt auf. Und manchmal muss die Feuerwehr zu ihnen ausrücken, weil Spaziergänger das merkwürdige Aussehen fehlinterpretieren. "Kein Problem", sagt Feuerwehr-Sprecher Max Chiandetti: "Schließlich sind wir Freund und Helfer." Und manchmal ist der Einsatz auch gerechtfertigt. So wie am Sonntag, als die Feuerwehr gerufen wurde, nachdem ein schwer verletzter "Kippflügel-Schwan" an der Erft beobachtet wurde. Vermutlich war er von einem Hund attackiert worden. "Leider war das Tier nicht mehr zu retten, die Verletzungen waren zu groß. Es musste eingeschläfert werden", bedauert Wolf.

In diesem Jahr hat die Feuerwehr schon etwa 690 Einsätze gehabt, 107 Mal rückte sie zur Tierrettung aus. Von Anfang August bis gestern wurden 43 tierische Rettungsfahrten absolviert, davon hatten acht mit Schwänen zu tun. Weitaus öfter sind die Mitarbeiter des Schneckenhauses unterwegs: "Mindestens einmal in der Woche ruft jemand an", sagt Norbert Wolf. In den meisten Fällen setzt er sich dann ins Auto, um nachzusehen. "Sicher ist sicher", meint der Umwelt-Experte.

Allgemein häufen sich momentan die Einsätze mit Schwänen. Denn zurzeit verjagen die alten Vögel ihre Jungen aus den Revieren - und nicht jeder der "Youngster" weiß, wohin er dann fliegen soll. "Die springen dann von Revier zu Revier, werden immer wieder von Alttieren verscheucht und kommen dann irgendwann völlig erschöpft runter", schildert Wolf. Da das oft an viel befahrenen Straßen der Fall ist, müssen Umweltschutz und Feuerwehr ausrücken, um die bis zu 13 Kilogramm schweren Tiere einzusammeln, weil sie eine Gefahr für den Straßenverkehr sein könnten. "Am Mittwoch haben wir ein und denselben Schwan gleich drei Mal eingefangen", sagt Wolf.

Die Vögel werden in unbesetzte Reviere gebracht. Doch die sind mittlerweile rar geworden - bei 15 Brutpaaren im Stadtgebiet.

(NGZ)
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