Grevenbroich Kenianerin referiert in der Stadtbücherei über Frauenrechte

Grevenbroich · Ihre Heimat Kenia zu verlassen, das war für Rebecca Lolosoli nie eine Option. Aus Verzweiflung und um Gewalt und Ausgrenzung zu entfliehen, verließ sie jedoch vor 25 Jahren ihren Mann und gründete das Dorf Umoja, das sich für Frauen- und Menschenrechte einsetzt. Auf Einladung von Ise Stockums vom "Freundeskreis Umoja" verbringt Rebecca Lolosoli derzeit einige Wochen in Deutschland und wohnt in Grevenbroich. Hier und in umliegenden Städten liest die vierfache Mutter aus ihrem Buch "Mama Mutig".

 Rebecca Lolosoli (Mitte) und eine Frau aus ihrem Dorf mit Andrea Heinrich am Rande ihres Besuchs in der Schlossstadt.

Rebecca Lolosoli (Mitte) und eine Frau aus ihrem Dorf mit Andrea Heinrich am Rande ihres Besuchs in der Schlossstadt.

Foto: Hans-Peter Reichartz

"Es tut gut, mit Menschen zu reden, die aus eigener Kraft etwas gegen ihr Schicksal tun", meinte Bürgermeisterin Ursula Kwasny. Schicksal bedeutet beim Stamm der Samburu einfach nur Frau zu sein. "Gewalt und sogar Mord an einer Frau bedeutet dort nur eine Familienangelegenheit", erklärt Rebecca Lolosoli. Andrea Heinrich, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Grevenbroich, las aus dem bewegenden Buch der mutigen Kenianerin vor. Es beschreibt eindrucksvoll die grausamen Sitten im Stamm der Samburu - und wie es zu Lolosolis Flucht gekommen ist. Nach der Hochzeit hatte die junge Frau Schwierigkeiten mit den Schwiegereltern und der Familie ihres Mannes. Als in der Familie Lolosoli die Situation eskalierte, floh Rebecca mit Hilfe einer guten Freundin, mit der sie das Dorf Umoja gründete. "War das nicht furchtbar schwer?" wunderte sich die Zuhörerin Barbara Becht. "Wir hatten keine Wahl. Zuerst ging es nur darum, uns gegenseitig zu schützen", erzählte die 53-Jährige. "Wie sieht denn die Rechtslage in Kenia aus? Werden die Straftaten der Männer denn nicht verfolgt?" wollte Michaela Lubczyk wissen. "Es gibt Gesetze, aber die werden, wenn es um Gewalt oder Mord an Frauen geht, nicht angewandt", erzählt die Kenianerin. Ganz schrecklich sei die Gewalt gegen unbeschnittene junge Frauen, die schwanger werden und deren Kinder als "unheilig" getötet würden, erzählte Rebecca Lolosoli den schockierten Gästen. Ihrer Initiative und dem Freundeskreis Umoja sei die Selbstbestimmung der Frau sehr wichtig.

(uwr)
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