Grevenbroich Kaum Wohnraum für junge Flüchtlinge

Grevenbroich · In Grevenbroich leben 58 jugendliche Asylbewerber, die ohne Eltern nach Deutschland gekommen sind. Die Stadt steht vor der Herausforderung, die jungen Leute auf Dauer unterzubringen. Heimplätze sind mittlerweile knapp geworden.

 In Realschulräumen lernen die jungen Flüchtlinge Deutsch.

In Realschulräumen lernen die jungen Flüchtlinge Deutsch.

Foto: L. Berns

Ihre Eltern haben sie seit Monaten nicht gesehen, allein oder in Gemeinschaften machen sie sich auf den Weg durch halb Europa. 58 unbegleitete minderjährige Asylsuchende hat die Stadt bislang aufgenommen, ihre Unterbringung stellt eine große Herausforderung dar. Heimplätze sind rar, die Stadt wird wohl noch für längere Zeit auf die Realschul-Turnhalle Bergheimer Straße angewiesen sein. Und im Rathaus ist noch nicht klar, wieweit eine aktuelle Gesetzesänderung für die Stadt Entlastung bringt. "Wir befinden uns in einer ernsten Situation", sagt Erster Beigeordneter Michael Heesch.

Bis Ende Oktober musste das Grevenbroicher Jugendamt alle unbegleiteten Minderjährigen in Obhut nehmen, die in Grevenbroich erstmals registriert werden - der Kreis hat an der Bergheimer Straße eine große Erstaufnahmeeinrichtung geschaffen. "Mit bislang 58 unbegleiteten Jugendlichen liegen wir in Grevenbroich weit über Durchschnitt", betont Hesch. Zur Unterbringung hatte die Stadt vor einem Monat in der Realschul-Turnhalle eine Schutzstelle für junge Asylbewerber eingerichtet. Mittlerweile leben dort 40 Jungen, viele von ihnen werden deutlich länger im Provisorium wohnen als gedacht. "Wir versuchen, sie in Heimen und Wohngruppen unterzubringen, aber es sind wegen der großen Nachfrage kaum Plätze zu finden", so Heesch.

Auch die frühere Hausmeisterwohnung der Schule und fünf Klassenräume werden genutzt - für Unterricht und als Ausweich-Schlafstellen. "Mehr Räume können wir aber nicht in Anspruch nehmen, ohne den Schulbetrieb zu beeinträchtigen", betont der Erste Beigeordnete. Schulleiterin Anita Piel spricht von einer "guten Kooperation". Vor einigen Wochen war im Rathaus sogar ein weitergehendes Krisenszenario entwickelt worden. Um mehr Platz für Asylbewerber zu schaffen, war daran gedacht worden, die Realschul-Dependance bereits im Sommer 2016 - ein Jahr früher als geplant - aufzugeben. Acht Klassen wären zum Wevelinghovener Standort der Diedrich-Uhlhorn-Realschule umgezogen, dort hätten Container aufgestellt werden müssen. "Diese Überlegung haben wir aber verworfen", sagt Heesch mit Blick auf die seit 1. November geltende, neue Gesetzeslage.

Danach nimmt die Stadt die Jugendlichen zunächst nur vorläufig in Obhut. Nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel sollen diese dann gerechter auf Kommunen verteilt werden. Das würde Grevenbroich entlasten, doch Heesch ist vorsichtig: "Das neue Gesetz muss sich erst bewähren", sagt er. Das Verteilverfahren sei komplex und müsse nach vier Wochen abgeschlossen sein. Darüber hinaus können Traumata oder andere Probleme Gründe sein, Jugendliche nicht woanders zuzuweisen. Und die bis Ende Oktober Aufgenommenen würden beim neuen Verteilverfahren nicht berücksichtigt.

Die Turnhalle wird deshalb wohl noch lange Zeit als Unterkunft genutzt. Wie lange? "Ich habe keine Ahnung", sagt Heesch.

(NGZ)
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