Grevenbroich Jimmy Hartwig kickt in Grevenbroich

Grevenbroich · Zum dritten Mal findet das mehrtägige Integrations-Fußballturnier in Grevenbroich statt. 250 Fußballer aus der ganzen Bundesrepublik nehmen teil. Unter die 1000 Zuschauer mischte sich gestern Ex-Nationalspieler Jimmy Hartwig (61).

 Jimmy Hartwig mischt sich unter die etwa 250 Fußballer und beobachtet die sportlichen Wettkämpfe. Beim Hochhalten verliert er allerdings nicht nur die Kontrolle über den Ball, sondern auch über seine Brille. Er nimmt es mit Humor.

Jimmy Hartwig mischt sich unter die etwa 250 Fußballer und beobachtet die sportlichen Wettkämpfe. Beim Hochhalten verliert er allerdings nicht nur die Kontrolle über den Ball, sondern auch über seine Brille. Er nimmt es mit Humor.

Foto: Berns

"Keine Nation, keine Religion, keine Hautfarbe oder Wohlstand dürfen als Maßstab gelten, Menschen diskriminieren zu dürfen", sagt Rohat Akcakaya. "Das ist unsere Botschaft."

Der 19-Jährige Grevenbroicher ist Organisator des "Kicks für den Frieden"-Benefizfußballturniers, das gestern auf dem Sportplatz Gustorf begann und heute fortgesetzt wird. 250 Fußballer, ob Junge oder Mädchen, ob Flüchtling oder Einheimischer, treten in gemischten Teams gegeneinander an und spielten um die Trophäen. "Bei uns bekommt jedes Team einen Pokal. Frei nach dem Motto 'Jeder Mensch ist ein Sieger", betont er.

Es ist bereits das dritte Turnier dieser Art. Das erste hatte im Juni 2014 im Grevenbroicher Schlossstadion mit allen weiterführenden Schulen sowie einer Mannschaft vom Jugendtreff St. Josef stattgefunden. Dieses Jahr sollte die Veranstaltung aber noch größer werden. Mit der Unterstützung der Schülersprecher aller Grevenbroicher Schulen gelang es, 26 Fußballteams, etwa 250 Spieler, für das Turnier zu begeistern. Darunter sind 16 Schul- und Hobby-Teams aus Grevenbroich. "Wir wollen auch die Blockaden zwischen den Schulen abbauen", sagt Akcakaya. "Von Hauptschule bis Gymnasium sollen sich die Jugendlichen verbinden."

Die restlichen zehn Teams kommen aus ganz Deutschland: darunter Mannschaften mit Namen wie das "Team der Freiheit", "Zweite Heimat" oder "Mecklenfrieden" - ein Team aus Mecklenburg-Vorpommern. Besonders stolz ist Rohat Akcakaya auf die Teilnahme eines Flensburger Teams - "eine Mannschaft, die ausschließlich aus Geflüchteten besteht", sagt er.

Turniere dieser Art, in der sehr unterschiedliche Menschen gezielt miteinander in Kontakt treten sollen, um gemeinsam Spaß zu haben, gibt es in Deutschland einige. Doch das Grevenbroicher Turnier schlägt bundesweit hohe Wellen. Selbst der Deutsche Fußballbund (DFB) ist auf das Engagement des 19-Jährigen Grevenbroichers aufmerksam geworden und entsendete den DFB-Integrationsbeauftragten, Jimmy Hartwig, samt Kamerateam nach Gustorf. "Das Turnier und die Idee dazu sind sensationell", sagt er.

Hartwig ist in Fußballkreisen kein Unbekannter. Seine großen Jahre hatte der ehemalige Bundesligaakteur mit dem Hamburger Sportverein (HSV) Anfang der 80er Jahre. Drei Deutsche Meisterschaften und einen Europapokal der Landesmeister (heute gleichbedeutend mit der Champions-League) bejubelte der gebürtige Offenbacher und frühere deutsche Nationalspieler. Entsprechend viele Hände durfte der Star der Veranstaltung schütteln.

Das Stichwort Integration ist für den 61-Jährigen Mann, Sohn eines afroamerikanischen US-Soldaten, ein besonderes Anliegen. Deswegen bezieht er auch klar Stellung: "Statt mir müssten bei dieser Veranstaltung Politiker vor Ort sein. Wenigstens ein Schulrat hätte mit seiner Anwesenheit den Jugendlichen Respekt zollen können, für das, was sie hier gegen Rechts aufgebaut haben."

Was nicht ist, kann noch werden. Rohat Akcakaya ist zu Jahresbeginn der SPD beigetreten. Gut möglich, dass er seine Genossen 2017 für einen Besuch am Platz einlädt.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort