Grevenbroich Immer mehr Aussteiger aus Inklusionsklassen

Grevenbroich · Die Förderschulen im Rhein-Kreis Neuss verzeichnen zunehmend Rückkehrer aus dem gemeinsamen Unterricht an Regelschulen.

 Gabriele Fritz, Leiterin der Chorbuschschule in Dormagen, erhält regelmäßig Anfragen zu einer möglichen Rückkehr von Kindern an die Förderschule.

Gabriele Fritz, Leiterin der Chorbuschschule in Dormagen, erhält regelmäßig Anfragen zu einer möglichen Rückkehr von Kindern an die Förderschule.

Foto: LBER

Für eine Reihe von Kindern und Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf aus dem Rhein-Kreis Neuss sind die Hürden des Gemeinsamen Lernens an Regelschulen zu hoch. Das geht aus der Antwort der Kreisverwaltung auf eine gemeinsame Anfrage der CDU- und FDP-Kreistagsfaktionen hervor. Demnach ergibt sich folgendes Bild: Während im Schuljahr 2013/2014 insgesamt 13 Schüler allein vom Gemeinsamen Lernen der Klasse 4 in eine Klasse 5 der Förderschule gewechselt sind, erhöhte sich diese Zahl auf 23 Schüler im laufenden Schuljahr alleine bis zum Dezember 2015. Aktuellere Zahlen lägen noch nicht vor, sagte Kreissozialdezernent Tillmann Lonnes.

Die Anzahl der Rückkehrer aus dem Gemeinsamen Lernen in die Förderschulen wachse, hieß es in einer Tischvorlage für die Kreistagssitzung am 15. Dezember 2015. Die Christdemokraten fühlen sich damit bestätigt. "Der Erhalt unserer Förderschulen war richtig", erklärt jetzt Birte Wienands, schulpolitische Sprecherin der CDU. "Wir haben immer die Auffassung vertreten, dass der inklusive Unterricht nicht für alle Schüler mit Förderbedarf geeignet ist. Der aktuelle Trend zurück in Richtung Förderschulen bestätigt dies."

Eine Meinung, die Gerd Dittmann, Schulleiter der Joseph-Beuys-Schule in Neuss, teilt. Die Ganztagsförderschule mit den Schwerpunkten emotionale und soziale Entwicklung nimmt regelmäßig Rückkehrer aus dem Gemeinsamen Lernen auf. "Die Gründe dafür sind immer individuell. Das kommt auch immer darauf an, ob die jeweilige Schule Unterstützungsprogramme vorhält oder nicht", sagt Dittmann, der es als gute Entscheidung bezeichnet, dass an den Förderschulen festgehalten wurde. Auch Hedwig Glöckner sind Kinder, die sich im inklusiven Unterricht überfordert sahen, nicht fremd. "Manchmal ist es einfach so, dass die Kinder sich nicht wohl fühlen, weil sie den Eindruck haben, dass sie in der Klassengemeinschaft zu kurz kommen", sagt die Konrektorin der Neusser Michael-Ende-Förderschule. Die Eltern würden dann sehr schnell merken, dass ihr Kind nicht die Förderung bekommt, die es braucht. Manchmal seien die Probleme der Mädchen und Jungen laut Glöckner nach der Rückkehr in die Förderschule wie weggeblasen.

Gabriele Fritz beobachtet an der Dormagener Förderschule am Chorbusch dasselbe. Ab Klasse 6 verschärften sich die Probleme laut der Schulleiterin sogar noch deutlich. "In der Grundschule und in Klasse 5 ist das Bewusstsein oft noch nicht da, wie groß die Unterschiede sind", erklärt Fritz.

Für Schuldezernent Michael Heesch ist das Gemeinsame Lernen ein Grund dafür, dass die erfolgreich arbeitende Martin-Luther-King-Schule in Grevenbroich 2014 nicht mehr die erforderliche Schülerzahl erreichte. "Sie musste geschlossen und mit der Dormagener Schule zusammengelegt werden", erinnert Heesch. Rückblickend sei dies eine gute Entscheidung gewesen: "Aus zwei schwachen Systemen ist ein starkes geworden."

(NGZ)
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