Grevenbroich Hilfe zur Selbsthilfe in der Fahrrad-Werkstatt

Grevenbroich · Ein 16-köpfiges Patenteam unterstützt die Flüchtlinge an der Gilbachstraße. Zudem gibt es am Hagelkreuz eine Fahrrad-Werkstatt.

 In der Fahrrad-Werkstatt am Hagelkreuz reparieren Flüchtlinge für andere Fahrräder - mit Hilfe von anderen Ehrenamtlern.

In der Fahrrad-Werkstatt am Hagelkreuz reparieren Flüchtlinge für andere Fahrräder - mit Hilfe von anderen Ehrenamtlern.

Foto: Fahrrad-Werkstatt

Zeitweise mehr als 200 Menschen lebten in den Asylbewerber-Unterkünften in den Leichtbauhallen am Hagelkreuz und den Wohncontainern an der Gilbachstraße nebenan. Ein Patenteam half und hilft den Bewohnern, ihre Probleme zu meistern, Hürden zu nehmen. Zudem ist am Hagelkreuz als eigenständiges Projekt eine kleine Werkstatt entstanden, in der Flüchtlinge mit Hilfe von "Fahrradspezialisten" Räder reparieren. Die Arbeit geht dort weiter, auch wenn die Wohnzelte am Hagelkreuz zurzeit leer stehen. Weitere Helfer sind in beiden Teams willkommen.

Die Aufgaben und die Unterstützung haben sich für die Ehrenamtler im Laufe der Monate gewandelt. Am Anfang waren "Sprache und Information die zentralen Themen. In den Unterkünften lebten Menschen aus 21 Nationen, da wurde arabisch, farsi, türkisch, englisch und französisch gesprochen", blickt Cecilie Schwab zurück. Die 56-Jährige, die auch im Stadtrat aktiv ist, ist zusammen mit Renate Zinke Koordinatorin im Patente am Hagelkreuz/Gilbachstraße. 16 Frauen und Männer unterstützten die Asylbewerber an deren neuem Wohnort. "Das war eine Zeit, die viel Organisation und Kreativität verlangte", sagt Schwab. Herzstück der Aktivitäten war ein Zelt, in dem die Geflüchteten an einer gemeinsam gestalteten Informationswand willkommen geheißen wurden, in dem die ersten größeren Info-Veranstaltung und der Sprachunterricht stattfanden. Einen Kinder- und Frauentreff gab es, eine Nikolausfeier und Aktionen zu Karneval, auch am Frühjahrsputz beteiligten sich Flüchtlinge.

Heute leben nur noch rund 80 Menschen an der Gillbachstraße, viele haben nun ein Bleiberecht. "Zahlreiche Bewohner sind jetzt auf der Suche nach Arbeit und nach einer Wohnung", sagt Schwab. Auch dabei unterstütze das Patenteam. Wichtig für Flüchtlinge ist Mobilität, um etwa zum Sprachkursus zu Behörden zu kommen.

Nicht immer sind die Ziele leicht mit Bus und Bahn zu erreichen - eine Alternative: das Fahrrad. Also wurde am Hagelkreuz eine Fahrradwerkstatt eingerichtet. "Eine solche gab es bereits in einer Garage an der Pfarrkirche St. Lambertus in Neurath, die auch weiterhin besteht. Wir dachten, dass das Hagelkreuz ein zentraler Standort für eine weitere Werkstatt ist", erzählt Josef Schmitz, der wie Renate Zinke, Gerhard Frömgen und andere zum Werkstatt-Team gehört.

Eine ganze Reihe von Flüchtlingen arbeitet in der Werkstatt, repariert Räder anderer Migranten. Dabei werde auf das Prinzip "Hilfe zur Selbsthilfe" Wert gelegt, betont Renate Zinke. Zudem wurden am Hagelkreuz bereits rund 30 gespendete Drahtesel für den Straßenverkehr fit gemacht. "Nach der Reparatur geben wir diese Räder aber nicht kostenlos ab, sondern verkaufen sie für einen geringen Betrag", berichtet Josef Schmitz. Ab zehn Euro müssen dafür auf den Tisch gelegt werden - laut Schmitz ein Anreiz, das Rad zu pflegen und nicht bei einem kleinen Schaden einfach irgendwo liegen zu lassen. Für Josef Schmitz (67) ist das Fahrrad in Grevenbroich ein "Hauptverkehrsmittel", etwa 3500 Kilometer legt der Laacher im Jahr auf dem Fahrradsattel zurück.

(NGZ)
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