Grevenbroich Heimatgefühl am anderen Ende der Welt

Grevenbroich · Das geografische Gegenüber des Rhein-Kreises Neuss liegt im Südpazifik. Aber wie blicken Menschen, die es auf andere Kontinente verschlagen hat, auf die Heimat? Sogar unter Palmen in der Karibik fehlt mitunter etwas.

 Eine hübsche Spielerei im Internet: Die sogenannte Antipodes Map zeigt, was sich auf der genau gegenüberliegenden Seite der Welt befindet.

Eine hübsche Spielerei im Internet: Die sogenannte Antipodes Map zeigt, was sich auf der genau gegenüberliegenden Seite der Welt befindet.

Foto: Screenshot

Bis mitten in die schier endlosen Weiten des Südpazifik ist es nur ein Mausklick. Die sogenannte Antipodes Map im Internet ist sozusagen ein Tunnel zur anderen Seite der Welt. Wer dort einen Ort eingibt, bekommt gezeigt, wie dessen Gegenüber auf dem Erdball aussieht. Im Fall des Rhein-Kreis Neuss bedeutet das: Willkommen im Südpazifik. Die Antipodes Map hält noch einen praktischen Tipp bereit: "All you need is a boat." Klar, alles, was man da draußen, südöstlich von Neuseeland, braucht, wäre in der Tat ein Boot - am besten ein Kreuzfahrtschiff. Bis Land in Sicht ist, sind es von dort aus schließlich hunderte Kilometer. Die rudert oder segelt man nicht mal eben so.

Der Blick aufs andere Ende der Welt kann aber auch dabei helfen, die eigene Heimat ganz neu zu betrachten - und zwar, wenn man Menschen fragt, die den Rhein-Kreis Neuss verlassen und auf anderen Kontinenten ein neues Zuhause gefunden haben. Nicole Ahlgrim (45) zum Beispiel lebt mit ihrem Mann Joel, einem US-Amerikaner, in Cedar Point (North Carolina). Wohl fühlt sie sich, keine Frage, und doch geht der Neusserin beim Gedanken an ihre Heimat ein Gedanke durch den Kopf. "Ich vermisse mehr, als ich je gedacht hätte", sagt sie.

Cedar Point ist ein eher kleiner Ort. Eine Hauptstraße, von der wiederum viele Straßen in die Nachbarschaften abgehen. "Beach Town", sagt Nicole Ahlgrim wegen der Nähe zum Atlantik. Es gibt viele Sommerhäuser, die abseits der Badesaison leerstehen. Und es gibt einen Militärstützpunkt, auch dort gibt es ein regelmäßiges Kommen und Gehen. "Einen Zusammenhalt wie in Neuss - und zwar nicht nur zum Schützenfest - gibt es in Cedar Point eher nicht", sagt Nicole Ahlgrim. Manchmal fehle es ihr, beim Bummeln einfach mal jemanden zu treffen und in einer Eisdiele wie auf dem Neusser Markt ein Eis im Hörnchen zu essen und sich die Zeit zu vertreiben. Einmal im Jahr aber kommt sie mit ihrer Familie in die Quirinusstadt - und auch der Kontakt zu Familie und Freunden ist rege. Bald heißt es für Nicole Ahlgrim und ihre Familie aber weiterziehen: Ihr Mann arbeitet bei der Navy, sein nächster Dienstort wird Okinawa (Japan) sein. Im kommenden Jahr steht der Umzug an.

Einige Umzüge hat auch der Grevenbroicher Peter Bernard schon hinter sich. Er hat schon an vielen Orten auf der Welt gelebt: in Sydney und Tokio zum Beispiel. Seit 2009 ist die Karibikinsel Curaçao das Zuhause des 42-Jährigen. Den Kontakt in den Rhein-Kreis Neuss hält er nach wie vor - über Skype und WhatsApp zum Beispiel. "Wir haben auch regelmäßig Besuch bei uns auf Curaçao. Im Dezember zum Beispiel kommen Freundinnen aus Grevenbroich", sagt er.

Peter Bernard lebt mit seiner Frau Renata auf der Karibikinsel. Sie stammt aus Curaçao, kennengelernt hat sich das Paar während des Studiums in Maastricht. Bernard arbeitet für eine Bank, und die bot ihm einen Job auf Curaçao an. Er fühlt sich dort rundum wohl. Doch trotz in der Regel tollen Wetters gibt es auch Dinge aus dem Rhein-Kreis, die Peter Bernard immer mal wieder vermisst. "Currywurst, Döner und die Funny-Frisch-Chips zum Beispiel, die in Wevelinghoven produziert werden", sagt er. Auch beruflich bedingt kommt Peter Bernard immer wieder nach Deutschland - sechs Mal alleine in diesem Jahr.

(abu)
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