Grevenbroich Gutachter: Geburtsklinik an St. Elisabeth schließen

Grevenbroich · Sachverständige raten zu einem kommunalen Verbund der Krankenhäuser. Das würde Nachteile für Grevenbroich bedeuten.

Grevenbroich: Gutachter: Geburtsklinik an St. Elisabeth schließen
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Müssen Grevenbroicher Mütter ihre Kinder bald in Neuss, Dormagen oder in einer anderen Stadt zur Welt bringen? Gut möglich. Nach Informationen unserer Redaktion empfehlen die Gutachter, die Chancen und Risiken einer Fusion der beiden Kreiskrankenhäuser und der Städtischen Lukaskliniken in Neuss ausloten, die Geburtsstation in Grevenbroich zu schließen. Das ist ein Fazit einer Präsentation der Sachverständigen-Ergebnisse am Mittwoch vor den Mitgliedern einer von der Stadt Neuss und dem Rhein-Kreis gebildeten Arbeitsgemeinschaft, die sich mit den Fusionsplänen beschäftigt.

In ihrer Strukturanalyse für eine "innovative und qualitätsorientierte Gesundheitsregion" kommen die Gutachter von "zeb.rolfes.schierenbeck.associates" und "trinovis" zu dem Schluss, dass alle drei Standorte der öffentlich-rechtlichen Häuser erhalten bleiben sollen, sie seien aber auf Dauer allein zu klein. Eine Fusion biete die "historische Chance, einen engen Verbund zu bilden, der zu den Top 10 der kommunalen Krankenhäuser Deutschlands zählen würde, heißt es. Es geht um etwa 2700 Arbeitsplätze und die Versorgung von 230.000 Patienten pro Jahr. Es müssen noch wirtschaftliche, steuerliche und kartellrechtliche Fragen und die nach der besten Rechtsform geklärt werden.

Die Geburtsstation in Grevenbroich hat nach dem Gutachten aber kaum Zukunft, da sie auch im Verbund der Kreiskrankenhäuser defizitär sei - und zwar in einem höheren Maße als die vergleichbare Einrichtung in Dormagen. Als Stärke des Grevenbroicher Krankenhauses sehen die Sachverständigen vor allem das Brustzentrum, das weiter ausgebaut werden sollte.

Eine mögliche Schließung der Geburtsstation in St. Elisabeth wertet Bürgermeister Klaus Krützen in einer ersten Reaktion als einen Tiefschlag. "Ich weiß nicht, ob ich mich mit diesem Gedanken anfreunden kann", sagt der Verwaltungschef. Näher will er sich zurzeit aber nicht äußern: "Ich möchte erst Einblick in das Gutachten haben, um alle Fakten zu kennen." Deutlicher wird CDU-Fraktionschef Wolfgang Kaiser: "Meiner Meinung nach ist für die Grevenbroicher Bürger eine allgemeine Versorgung im Krankenhaus wichtig - und dazu gehört für mich auch eine gynäkologische Abteilung."

Ist die Schließung der Geburtsklinik bereits beschlossene Sache? "Vorschläge wie dieser müssen erst im Detail geprüft werden", sagt Landrat Hans-Jürgen Petrauschke. Wichtig sei, die medizinische Versorgung im Kreis aufrecht zu erhalten und sie zu verbessern. "In diesem Zusammenhang wird selbstverständlich auch die Wirtschaftlichkeit einzelner Abteilungen untersucht." Dieter Welsink, Chef der CDU-Kreistagsfraktion, sieht das ähnlich: "Mit dem Gutachten haben wir eine Grundlage für den nächsten Schritt erhalten, die Ausgliederung aus dem Eigenbetrieb. Details müssen später geprüft und debattiert werden."

Große kreisangehörige Städte wie Grevenbroich müssen ein entsprechende Angebot vorhalten, meint Rainer Thiel: "Wir wollen keine Portalklinik, die andere Häuser verweist", sagt der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion. Ein klares Nein für den Vorschlag der Gutachter kommt vom Vizevorsitzenden der SPD-Ratsfraktion: "Es kann nicht angehen, dass werdende Eltern und deren Angehörige künftig in andere Städte fahren müssen", betont Holger Holzgräber: "Dagegen werden wir uns heftig wehren." Roland Sperling, Vorsitzender der Partei die Linke in Neuss, warnt davor, ortsnahe Strukturen in der Krankenversorgung vorschnell aufzugeben. Zwar müssten die Vorschläge der Gutachter ergebnisoffen geprüft werden, eine Abteilung zu schließen, könne aber nur die letzte Option sein: "Die Schließung der Geburtsstation ist keine Kleinigkeit - das geht nur im Notfall, falls zum Beispiel andernfalls einem gesamten Krankenhaus die Schließung drohen würde." Sein Grevenbroicher Ratskollege Walter Rogel-Obermanns wettert: "Einen solchen Leistungsabbau werden wir keinesfalls hinnehmen." wilp/-nau/ki-

(NGZ)
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