Braunkohlekraftwerke in Grevenbroich Grüne: RWE soll Quecksilber-Ausstoß reduzieren

Grevenbroich · Die Braunkohlekraftwerke in Grevenbroich stoßen laut einem Gutachten jährlich rund 700 Kilogramm Quecksilber aus. Die Grünen im Rhein-Kreis Neuss fordern den Energie-Konzern RWE zum Handeln auf.

 "Kohle ist giftig" und einen Totenkopf projizierte Greenpeace schon 2013 auf einen Kühlturm des Kraftwerks Neurath. Die Aktivisten protestierten gegen den anhaltend hohen Quecksilber-Ausstoß an Kraftwerken.

"Kohle ist giftig" und einen Totenkopf projizierte Greenpeace schon 2013 auf einen Kühlturm des Kraftwerks Neurath. Die Aktivisten protestierten gegen den anhaltend hohen Quecksilber-Ausstoß an Kraftwerken.

Foto: Bernd Arnold/Greenpeace

RWE soll den Quecksilberausstoß aus Braunkohlekraftwerken im Revier deutlich senken. Das fordern die Grünen im Rhein-Kreis. Sie reagieren damit auf eine jetzt veröffentlichte Studie des Hamburger Instituts für Ökologie und Politik. Nach diesem Gutachten, das im Auftrag der Bundes-Grünen erstellt wurde, stoßen alleine die Kraftwerke in Grevenbroich jährlich rund 700 Kilogramm Quecksilber aus. Neurath steht mit 569 Kilogramm an der Spitze von bundesweit rund 50 Emittenten.

Quecksilber kann bei Säuglingen und Kleinkindern zu Gehirnschäden führen; auch bei Erwachsenen kann es krebserregend und nervenschädigend sein. "Aus Gründen des Gesundheits- und Umweltschutzes sollte RWE freiwillig vorweggehen und die heimischen Kraftwerke mit Quecksilber-Abscheidern - etwa mit der Brom- oder Aktivkohlefilter-Technik - ausrüsten", fordert der Kreistags- und Landtagsabgeordnete Hans Christian Markert. Damit könne der Rhein-Kreis zur "Modellregion für die Verringerung von Quecksilber-Emissionen" werden. Einen entsprechenden Antrag haben die Grünen für die Februar-Sitzung des Kreis-Planungs- und Umweltausschusses eingereicht.

Zwar hält der Energiekonzern die geltenden Grenzwerte für Quecksilber ein, doch RWE soll sich nach Meinung des grünen Fraktionschefs Erhard Demmer an den deutlich strengeren US-Richtlinien orientieren. Die dafür erforderliche Technik sei in NRW entwickelt worden und komme etwa in der Sondermüll-Verbrennungsanlage der Leverkusener Firma Currenta zum Einsatz. "Damit können bis zu 95 Prozent des Quecksilbers aus den Rauchgasen der Kraftwerke herausgeholt werden", sagt Demmer. Beim Einsatz der Aktivkohle-Technik würde der Strompreis nach Berechnungen der Grünen lediglich um fünf Tausendstel Cent steigen - also um 0,005 Cent pro Kilowattstunde. "Das entspräche beim durchschnittlichen Stromverbrauch einer vierköpfigen Familie etwa 20 Cent pro Jahr", so Erhard Demmer. Die Grünen fordern Landrat Hans-Jürgen Petrauschke auf, sich auch in seiner Eigenschaft als RWE-Aufsichtsratsmitglied für eine solche Nachrüstung einzusetzen.

Wie Lothar Lambertz, Sprecher von RWE Power, auf Anfrage unserer Zeitung erklärte, führe der Konzern derzeit eigene Prüfungen zur Verbesserung der Quecksilberabscheidung in der Rauchgasreinigung durch. Unter anderem werde die Zugabe von Aktivkoks geprüft. Ergebnisse lägen aber noch nicht vor. Lambertz macht gleichzeitig deutlich, dass die RWE-Kraftwerke nicht nur die derzeit gültigen, sondern auch die für 2019 vorgesehenen verschärften Grenzwerte für Quecksilber einhalten würden. "Laut Ökopol-Gutachten liegen die Quecksilberemissionen im Bereich der seit 2016 geltenden US-Grenzwerte", so der Unternehmenssprecher.

Untersuchungen des Technischen Fachverbandes für die Strom- und Wärmeerzeugung hätten laut RWE ergeben, dass es derzeit keine "marktgängige" Technik gebe, mit der Quecksilberemissionen in den Braunkohlekraftwerken weiter abgesenkt werden könnten. Eine einfache Übernahme der in den US-Kraftwerken eingesetzten Verfahren sei nicht möglich, da die Rauchgasreinigungsanlagen in den deutschen Kraftwerken unterschiedlich konfiguriert seien.

Nach Darstellungen des Umweltbundesamtes sind die Quecksilberemissionen aus Kraftwerken zwischen 1990 und 2013 um 63 Prozent abgesenkt worden.

(NGZ)
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