Unglück trennt Vogelpaar Ein Schwan mit Liebeskummer

Grevenbroich · Weil er einen gebrochenen Flügel hat, muss ein Schwan von Grevenbroich in eine Wildtierstation nach Hattingen umziehen. Seine Partnerin bleibt alleine und traurig zurück.

 Der Schwan mit dem hängenden Flügel ist in den vergangenen Tagen vielen Grevenbroichern aufgefallen.

Der Schwan mit dem hängenden Flügel ist in den vergangenen Tagen vielen Grevenbroichern aufgefallen.

Foto: Kerstin Pawlikowski

Dieses Bild geht ans Herz: Traurig und verlassen paddelt ein einsamer Schwan über den Teich im "Ian Hamilton Finlay"-Park. Es lässt sich nur vermuten, aber die gefiederte Dame hat wahrscheinlich schlimmen Liebeskummer. Weil sich ihr Partner schwer verletzt hat, haben ihn Tierschützer der Umweltstation "Schneckenhaus" am Donnerstag in eine Wildtierstation in Hattingen gebracht. Dort soll das Tier versorgt werden und zur Ruhe kommen. Für seine Lebenspartnerin war leider kein Platz.

"Darüber, ob es richtig war, das weibliche Tier zurückzulassen, scheiden sich die Geister", sagt Norbert Wolf, Umweltbeauftragter der Stadt Grevenbroich. "Schwäne leben in strikter Einehe — wenn sie von ihrem Partner getrennt werden, leiden sie. Aber wir mussten eine Entscheidung treffen, und das Wichtigste war erst mal, dem verletzten Vogel zu helfen, schließlich hat sich seine Situation nicht verbessert — es bestand definitiv Handlungsbedarf."

Bereits seit einigen Tagen reden Grevenbroichs Tierfreunde bei Facebook über das Schicksal des weißen Schwans mit dem hängenden Flügel. Die Menschen machen sich Sorgen und wollen helfen. "Wir haben Sonntag vor acht Tagen zum ersten Mal von dem Tier erfahren", sagt Norbert Wolf. "Weil wir einen Flügelbruch vermuteten, haben wir es eingefangen und zu einem Tierarzt gebracht." Der Veterinär, sagt Wolf, habe eine Entzündung diagnostiziert und ein Antibiotikum verschrieben. "Dann wurde der Schwan zur Beobachtung wieder an seinen Platz am Teich gebracht, weil zunächst keine Station zu kriegen war, die ihn aufnehmen konnte."

Doch die Medikamente schlugen nicht an. Wolf vermutet weiterhin einen Bruch. "So etwas kann bei Revierkämpfen oder beim Starten und Landen passieren", erklärt der Umweltfachmann. Weil der Schwan auch am Bein verletzt ist, geht er von einer Kollision mit einem Hindernis aus. Der Flügel, sagt Wolf, müsse nun wahrscheinlich verbunden und ruhiggestellt werden. "Das Problem ist: In der Natur ist das Tier ständig auf Nahrungssuche, also in Bewegung. In Hattingen haben wir jetzt doch eine Wildtierstation gefunden, die auch große Wasserflächen hat."

Dort hat man den verletzten Schwan aus Grevenbroich aufgenommen. Ein paar Wochen, schätzt Norbert Wolf, wird die Genesung wohl dauern. Derweil bleibt die Schwänin alleine zu Hause.

Der Fall erinnert an eine der herzergreifendsten Liebesgeschichten, die die Tierwelt jemals hervorgebracht hat: vom schwarzen Schwan Petra aus Münster, der sich einst in ein schwanenförmiges Tretboot verliebte. "Schwäne sind treu, bei einer Trennung trauern sie", sagt Norbert Wolf. "Auf der anderen Seite kann und darf man Wildtierstationen nicht über Gebühr beanspruchen. Wir wollen den Schwan zurückholen, wenn er wieder gesund ist — ein Happy End ist also nicht ausgeschlossen."

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