Grevenbroicherin verunglückt in Neuss 16-Jährige bangt nach Unfall um Ausbildungsstart

Grevenbroich/Neuss · Am Mittwoch sollte für Lisa Steeger ein neuer Lebensabschnitt beginnen. Am Berufsbildungszentrum wollte die Grevenbroicherin ihre Ausbildung zur Sozialassistentin beginnen. Sollte. Wollte. Denn dann übersah ein Autofahrer die 16-Jährige an einer Neusser Kreuzung.

 Das Berufsbildungszentrum in Grevenbroich.

Das Berufsbildungszentrum in Grevenbroich.

Foto: BBZ

Es ist Donnerstagabend, viertel vor acht, als die junge Frau den Fußgängerüberweg an der Kreuzung Viersener Straße/Kaarster Straße in Neuss überqueren will – und nach wenigen Metern von einem Auto erfasst und zu Boden geschleudert wird. Mit dem Rettungswagen kommt die Grevenbroicherin ins Lukas-Krankenhaus und später auf die Intensivstation der Düsseldorfer Uniklinik. Hier wird sie von Spezialisten operiert.

Die gleich doppelt schmerzhafte Diagnose: Mehrere Wirbel sind gebrochen. "Eigentlich wollte sie am Mittwoch ihre Ausbildung beginnen", sagt Bruder Tim. Doch nun lautet die nächste große Herausforderung erstmal: So gesund werden, dass sie von Düsseldorf zurück in den Rhein-Kreis Neuss verlegt werden kann, zurück ins Lukas-Krankenhaus. "Die Ärzte rechnen damit, dass sie noch sechs bis acht Wochen stationär behandelt werden muss", sagt der 24-jährige Bruder.

Unfallfahrer soll abgelenkt gewesen sein

Laut Polizeibericht hatte sich die junge Frau tadellos verhalten. Als die Fußgängerampel auf grün schaltete, betrat sie die Straße. Ein links abbiegendes Auto zog noch an ihr vorbei, aber ein dahinter fahrender 28-Jähriger übersah Lisa Steeger. Laut Familie soll der Mönchengladbacher später angegeben haben, von der rasanten Fahrweise des vor ihm fahrenden Pkw abgelenkt gewesen zu sein.

Das Unfallopfer selbst konnte bislang nicht von der Polizei vernommen werden. Damit wollten die Beamten warten, bis die 16-Jährige die Intensivstation verlassen hat. "Für uns ist der Fall aber ziemlich klar. Wir ermitteln gegen den Unfallfahrer wegen fahrlässiger Körperverletzung", sagt eine Polizeisprecherin.

Das Strafmaß für ein solches Vergehen sieht in der Regel eine Geldstrafe vor, doch die Familie des Opfers prüft auch, ob sie eine Zivilklage anstrebt. "Sobald ich alle Papiere der Ärzte und der Polizei habe, schalte ich einen Rechtsanwalt ein", sagt Vater Thomas Jürgens. Denn der 16-Jährigen droht vorerst der Verlust ihres Ausbildungsplatzes am Berufsbildungszentrum in Grevenbroich.

Ausbildung muss möglicherweise verschoben werden

"Weil die Schülerin jetzt erst bei uns anfangen will, können wir nicht einschätzen, ob sie den verpassten Stoff nachholen kann", sagt Schulsprecher Dieter Urbanski. Eine Möglichkeit wäre es, die Unterrichtsinhalte eigenständig im Krankenhaus zu erarbeiten – oder die 16-Jährige vorerst wieder abzumelden und die Ausbildung erst im neuen Jahr zu beginnen. "Das ist eine Einzelfall-Entscheidung, die die Schule gemeinsam mit den Eltern treffen muss", sagt Urbanski.

Denen geht's jetzt aber einmal um die Gesundheit ihrer Tochter. Vater Jürgens sagt: "Von der Intensivstation ist sie runter, aber es wird ein langer Weg. Jetzt sitzt sie erstmal im Rollstuhl."

(cbo)
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