Grevenbroich Geschmückte Madonna vor der Tür

Grevenbroich · Zur Fronleichnamsprozession heute stellen die Familien Lemm und Lapp eine Madonna mit besonderer Geschichte am Hauseingang auf - wie schon seit Jahrzehnten. Auch andere Hemmerdener schmücken Häuser und Kapellen.

 Annemarie Lapp, Hans-Willi Lemm und ihr Bruder führen eine Tradition ihrer Mutter fort - und stellen heute zur Fronleichnamsprozession in Hemmerden wieder die Madonnen-Figur auf.

Annemarie Lapp, Hans-Willi Lemm und ihr Bruder führen eine Tradition ihrer Mutter fort - und stellen heute zur Fronleichnamsprozession in Hemmerden wieder die Madonnen-Figur auf.

Foto: L. Berns

Eine mehr als 60-jährige Tradition pflegen die Familien Lemm und Lapp jedes Jahr an Fronleichnam. Zur Prozession stellen drei Geschwister an der Straße Am Langen Morgen eine alte Madonnen-Figur mit vielen Blumen an der Haustür ihres Elternhauses auf - und führen damit einen Brauch ihrer verstorbenen Mutter fort. Auch andere Hemmerdener schmücken ihre Häuser und Kapellen für die Fronleichnamsprozession, die die Pfarreiengemeinschaft Niedererft dieses Jahr in Hemmerden feiert.

 Annemarie Lapp im Alter von fünf Jahren vor dem Madonnen-Altar.

Annemarie Lapp im Alter von fünf Jahren vor dem Madonnen-Altar.

Foto: Berns Lothar

Ein altes Schwarz-Weiß-Bild zeigt Annemarie Lapp mit fünf Jahren im Kleid vor der Madonna an der Haustür. "Das war 1957, wir sind mit der Mutter-Gottes-Figur aufgewachsen", erzählt die verheiratete 63-Jährige, die früher als Goldschmiedin gearbeitet hat. Auch heute Morgen wird die rund einen Meter hohe Figur ihren Platz auf dem liebevoll mit Blumen geschmückten Tisch wenige Meter vom Prozessionsweg entfernt einnehmen

Wann und wie genau die Marien-Figur in ihr Elternhaus kam, weiß Annemarie Lapp nicht. "Eine Tante von uns, Josefa Indefrey, arbeitete in einem Haushalt in Mönchengladbach. Bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg soll das Haus dort zerstört worden sein - doch die Madonna, die in einer Nische gestanden haben soll, hat das Bombardement unversehrt überstanden", erläutert die 63-Jährige.

Die Tante habe die Madonna nach Hemmerden gebracht. Annemarie Lapps Mutter Sofie Lemm habe dann die Madonna jedes Jahr zu Fronleichnam an der Haustür aufgestellt. Nach dem Tod der Mutter 2013 war für die Geschwister Annemarie Lapp, Hans-Willi Lemm (60) und Karl-Heinz Lemm (58) - er wohnt im Elternhaus - klar: "Die Tradition wird fortgeführt. Unsere Mutter würde sich im Grab umdrehen, wenn wir daran nicht festhalten würden", sagt Hans-Willi Lemm. Also wird vor Fronleichnam der alte Holztisch wieder hervorgeholt, sorgt Annemarie Lapp für den Blumenschmuck. "Ich nehme, was der Garten hergibt, manchmal helfen Nachbarn." In diesem Jahr hat sie sich unter anderem für rosa-roten Rhododendron entschieden. "In früheren Jahren habe ich etwa Pfingstrosen oder Chrysanthemen genommen." Die Blumen-Wahl richtet sich auch danach, ob Fronleichnam früh oder spät im Frühjahr liegt. Die Brüder stellen zudem die hölzernen Kreuze mit rot-weißen Fahnen auf - und schmücken auch am Haus einer Nachbarin.

Das Engagement der Geschwister ist beispielhaft für viele Hemmerdener. "Es gibt eine ganze Reihe von Familien, die ihre Häuser zu Fronleichnam besonders schmücken und für die vier Segens-Altäre sorgen", sagt Annemarie Lapp. "Allerdings ist der Schmuck insgesamt weniger geworden, ich kann mich noch an große Blumenteppiche im Dorf früher erinnern", sagt Annemarie Lapp, die sich zudem im Verein "Dorfgestaltung Hemmerden engagiert, mit anderen die Blumenkübel am Kirchplatz pflegt.

Einer der vier Großaltäre am Prozessionsweg wird wieder an der Kapelle am Lindchen (Dycker Mühlenweg) errichtet. Jahrzehntelang hatten Christel und Aloys Seekircher die Kapelle gepflegt, nun teilen sich acht Männer des Altstädter Jägerzuges die Arbeit - darunter Hans-Willi Lemm, "Wir wechseln uns monatlich ab. Jeweils einer kehrt, wischt Staub und sorgt für Blumen. Auch unsere Frauen helfen mit", erklärt der 60-Jährige.

(NGZ)
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