Grevenbroich Ganz weltlicher Genuss für Zisterzienser

Grevenbroich · Die österreichische TV-Köchin Sarah Wiener schaute für das Format "Eine Woche unter..." hinter die Kulissen des Langwadener Zisterzienserklosters. Nun wurde die Sendung ausgestrahlt- und sie offenbart überraschende Einblicke.

 Täglich um fünf vor halb eins holt Zisterziensermönch Bruder Lukas (l.) das Mittagessen ab, das in der dem Kloster angeschlossenen Restaurantküche von Sarah Wiener (r.) zubereitet wurde.

Täglich um fünf vor halb eins holt Zisterziensermönch Bruder Lukas (l.) das Mittagessen ab, das in der dem Kloster angeschlossenen Restaurantküche von Sarah Wiener (r.) zubereitet wurde.

Foto: Arte

Der Tag im Kloster Langwaden beginnt für die dort lebenden Zisterziensermönche morgens um sechs Uhr mit dem Morgengebet. Jeden Morgen, Tag für Tag, Jahr für Jahr.

 Wiener im privaten Gespräch mit Bruder Bruno (r.), dem Prior des Klosters.

Wiener im privaten Gespräch mit Bruder Bruno (r.), dem Prior des Klosters.

Foto: Arte

Da machten die Mönche auch im vergangenen Mai keine Ausnahme, als die österreichische TV-Köchin Sarah Wiener für die Sendung "Eine Woche unter..." ins Kloster Langwaden "einkehrte". Inzwischen wurde die Sendung auch im deutschen Fernsehen ausgestrahlt und lässt nicht nur einen Blick hinter die Klostermauern, sondern auch in das Seelenleben seiner Bewohner sowie des prominenten Gastes zu.

 An ihrem letzten Tag im Kloster Langwaden wurde Wiener (M.) das Privileg gewährt, gemeinsam mit den Mönchen zu speisen.

An ihrem letzten Tag im Kloster Langwaden wurde Wiener (M.) das Privileg gewährt, gemeinsam mit den Mönchen zu speisen.

Foto: Arte

Sie wolle wissen, wie die Langwadener Mönche "leben, wie sie arbeiten, wie sie essen und was sie antreibt, ein Leben in einer engen und übersichtlichen Welt zu führen - am Rande der Gesellschaft", spricht Wiener zu Beginn des 45-minütigen Films in die Kamera.

Zu ihren Aufgaben zählt, Küchenchef Ewald Küchel bei der täglichen Verköstigung der Mönche zu unterstützen. Das dem Kloster angeschlossene Restaurant ist nämlich dafür zuständig, die Klosterbewohner zu versorgen. Und so stürzt sich Wiener voller Tatendrang in die Arbeit - nimmt sich allerdings auch Zeit für die Mönche.

Beim Morgengebet lauscht sie andächtig, sagt hinterher: "Ich finde es schön, den Tag so zu beginnen - im Frieden, im Gesang, im Gebet. Das hat etwas Entspannendes, das ist ein großer Gegensatz zu dem Leben, wie wir es alle sonst alle leben." Danach geht es an die Arbeit, denn der Tagesablauf im Kloster folgt einem strengen Zeitplan. Pünktlich um fünf vor halb eins muss täglich das Essen bereitstehen, wie Küchenchef Küchel erklärt.

Wiener legt los und lässt ihr kulinarisches Können einfließen: Die Lauchcremesuppe wird mit gerösteten Selleriewürfeln verfeinert. Ein Genuss, der die Mönche offenbar in Verlegenheit bringt. Wer nach den Regeln des heiligen Benedikt lebt, die eigentlich Enthaltsamkeit und Bescheidenheit vorschreiben, kann scheinbar auch von Selleriewürfeln in Bedrängnis gebracht werden. Daher druckst Bruder Gregor auch lange herum, bis er schließlich zugibt, dass es schon ganz lecker gewesen sei. "Es hat irgendwie anders geschmeckt, das war ich gar nicht gewohnt."

Verunsichern lässt sich Wiener davon aber nicht. Im Laufe des Films wird deutlich, wie schnell die Mönche ihre Berührungsängste ablegen und die Köchin ein Teil der Gemeinschaft wird. Sie hilft bei der Gartenarbeit, beim Nähen - und kommt immer wieder mit den Mönchen ins Gespräch. Dabei ergeben sich für den Zuschauer überraschende Einblicke: "Klosterleben ist Vereinsamung. Man ist zwar nie allein, aber man fühlt sich allein. Das muss man bewerkstelligen", erzählt Bruder Martin.

Doch zum Ende der Woche hat sich Wiener das Vertrauen der Gemeinschaft erarbeitet und darf sogar ausnahmsweise am Mittagstisch Platz nehmen - ein besonderes Privileg. Das Menü, das sie dafür vorbereitet, bereitet ihr aber offensichtlich Kopfschmerzen. "Ist das jetzt schon Völlerei?", fragt sie unsicher. Die Mönche aber lassen es sich schmecken; solche weltlichen Genüsse bekommen sie schließlich nicht alle Tage aufgetischt.

Wieners Fazit fällt dementsprechend positiv aus. Sie habe nie gedacht, dass Menschen, die so sehr hinter verschlossenen Mauern leben, zugleich so offenen Herzens mit ihr sein könnten. "Ihr habt mein Herz berührt", ruft sie den Mönchen schließlich zu.

Info Die Sendung "Sarah Wiener - Eine Woche unter Mönchen" ist noch bis zum 13. Juli in der Mediathek von Arte unter www.arte.tv verfügbar.

(p-m)
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