Grevenbroich Gabenbringer in rot-gelber Uniform

Grevenbroich · Paketzusteller Sascha Vossen aus Grevenbroich arbeitet auf Hochtouren, um bis Heiligabend alle Pakete pünktlich auszuliefern. 250 Sendungen hat er täglich in seinem Transportwagen geladen. Doppelt so viele wie im übrigen Jahr.

 Aus dem Wagen, ab zu den Empfängern: Paketzusteller Sascha Vossen aus Grevenbroich hat vor Heiligabend bis zu 250 Pakete auszuliefern.

Aus dem Wagen, ab zu den Empfängern: Paketzusteller Sascha Vossen aus Grevenbroich hat vor Heiligabend bis zu 250 Pakete auszuliefern.

Foto: b. Wyglenda

Sein Mercedes-Sprinter ist gepackt, der Motor läuft. Noch ein Gruß an die Kollegen - und schon macht sich Sascha Vossen auf den Weg, um die Menschen in Mönchengladbach-Hardt wieder glücklich zu machen. Der Grevenbroicher ist der Mann, der die Weihnachtspäckchen bringt. Auch wenn er keinen roten Mantel trägt, keinen weißen Bart hat und sein Transportmittel definitiv nicht fliegen kann. Doch genau einen fliegenden Schlitten würde sich Vossen in der Vorweihnachtszeit manchmal wünschen, denn der 38-Jährige ist Paketzusteller bei der DHL in Viersen. Ohne ihn würden in vielen Haushalten an Heiligabend unterm Weihnachtsbaum die Geschenke fehlen.

Der Internet-Handel boomt - gerade in der Vorweihnachtszeit. Die Sendungsmenge hat sich seit Anfang Dezember mehr als verdoppelt. Werden sonst im Jahr bundesweit rund 3,6 Millionen Pakete ausgeliefert, sind es nun mehr als sieben Millionen - und zwar täglich. "Vor Heiligabend werden wir sicher wieder die acht Millionen-Marke knacken", sagt Karl-Heinz Hinkes, Leiter der Zustellbasis.

Auch im Paketzentrum Dülken-Mackenstein herrscht Hochkonjunktur. Jeden Morgen um 8.30 Uhr verlassen 70 Transportwagen die DHL-Zustellbasis. In der Vorweihnachtszeit sind sie im Schnitt mit 250 Paketen beladen. Um die enorme Auftragsmenge überhaupt bewältigen zu können, hat Hinkes sein Team von 65 auf nun 90 Paketzusteller aufgestockt.

Sascha Vossen allerdings gehört zur Stammmannschaft. Seit neun Jahren fährt der Gabenbringer in rot-gelber Uniform für DHL. Und er macht es gerne: "Mir macht die Arbeit einfach Spaß. Der Kontakt zu den Menschen, die tägliche Bewegung, die frische Luft - ich brauche das", sagt der 38-Jährige. Weihnachtsstress? Zeitdruck? Bei Vossen ist davon nichts zu spüren. Stattdessen steigt er gut gelaunt ins Auto.

Der Morgen beginnt gut. Haus eins: "Schön Sie zu sehen", flötet die Dame dem Paketzusteller bereits an der Eingangstür entgegen. Haus zwei: Der Herr, "der sonst nie da ist", nimmt persönlich die Sendung an. Haus drei: Straßenzustellung. Beim Plausch mit den Nachbarn wechselt das Paket gleich am Bordstein den Besitzer. Und auch im Schmuckwarengeschäft, ein paar Meter weiter, wird Vossen freudig erwartet. "Läuft doch gut", bemerkt er. Wieder in den Sprinter. In die nächste Straße rein. Stehenbleiben, aussteigen und ab zum Kunden. Als Paketzusteller bleibe man fit, sagt Vossen augenzwinkernd.

Mehrere Dinge, so erklärt er, sind für eine guten Paketzusteller wichtig: Dazu gehören das kluge Packen des Wagens und die durchdachte Planung der Route, um möglichst effizient zu arbeiten. Vossen kennt alle Straßen, alle Öffnungszeiten der Geschäfte und viele Gewohnheiten seiner Stammkunden auswendig. Ebenso unverzichtbar für einen Paketboten ist Freundlichkeit. Ein höfliches "Guten Morgen" - das ist für Sascha Vossen selbstverständlich.

Täglich ist er etwa zehn bis 15 Kilometer zu Fuß unterwegs. Dazu kommen die Pakete - bis zu 31,5 Kilogramm darf ein Paket maximal wiegen. Für schwere Fälle steht in jedem Zustellerfahrzeug ein Rollwagen bereit. Bei einer Lieferung in den dritten Stock ohne Aufzug hilft der aber auch nicht. "Deshalb ist die Arbeit hier auf dem Land deutlich entspannter", sagt Sascha Vossen. Ein paar Jahre lang war er in Düsseldorf unterwegs. Dort müsse man oft in den sechsten oder siebten Stock hoch.

Eine "perfekte Tour" soll es heute aber auch im Kreis Viersen nicht werden. "Wir kommen nun an das erste Haus, in dem niemand öffnen wird", sagt Vossen schon beim Parken. Er kennt die Anzeichen: kein Auto vor der Garage, kein Licht im Haus, alles ruhig. Und tatsächlich: Vossen klingelt einmal, zweimal, nichts bewegt sich. "So schnell gebe ich aber nicht auf", sagt er lachend. Er versucht es beim Nachbarn. Wieder kein Glück. Alle Nachbarn abklappern, das kann der Grevenbroicher aus Zeitgründen nicht. Dann bleibt nur die Benachrichtigung im Briefkasten. "Aber da vorne steht ein Auto vor der Garage, da versuche ich es noch kurz", sagt der Paketzusteller und läuft zur Haustür. Sascha Vossen klingelt. Die Tür geht auf. Glück gehabt.

Zurück in den Sprinter, ab zum nächsten Kunden. Der DHL-Transportwagen ist gut gefüllt, der Gabenbringer hat noch viel zu.

(NGZ)
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