Grevenbroich Fußball-Aktion hilft bei der Integration

Grevenbroich · Grevenbroicher Kinder kicken bei der GOT-Freizeit mit Flüchtlingskindern. Die ehemalige Bundesligaspielerin und Streetworkerin Jule Koehne leitet das Training. Die Kinder sollen sich vom tristen Alltag in den Unterkünften lösen.

 Fußball verstehen sie alle: In den vergangenen fünf Tagen lernten insgesamt 20 Flüchtlingskinder und Kinder aus Grevenbroich nützliche Tricks beim Kicken kennen. Auch Kinder aus verfeindeten Ländern spielten zusammen.

Fußball verstehen sie alle: In den vergangenen fünf Tagen lernten insgesamt 20 Flüchtlingskinder und Kinder aus Grevenbroich nützliche Tricks beim Kicken kennen. Auch Kinder aus verfeindeten Ländern spielten zusammen.

Foto: l. berns

Die Jugendeinrichtungen GOT ("Ganz Offene Tür") in der Südstadt leistet einen Beitrag zur Integration von Flüchtlingskindern. Und das auf ganz besondere Art: Denn an der Ferienfreizeit in den jetzt laufenden Herbstferien können sich ohne komplizierte Regelungen auch Flüchtlingskinder beteiligen. Zum ersten Mal trafen sich in dieser Woche Kinder aus Grevenbroich und Kinder aus den Flüchtlingsunterkünften jeden Tag, um gemeinsam in der Südstadt Fußball zu spielen.

Das Jugendzentrum kooperierte dazu mit der Gesellschaft "Rheinflanke" und der mobilen Jugendarbeit Grevenbroich, für die die Streetworkerin und ehemalige Bundesligaspielerin Jule Koehne als Trainerin auf dem Feld stand. "Beim Fußball kann jeder mitmachen. Auch wenn er die Sprache des Landes nicht versteht. Das meiste erklärt sich von selbst", sagt Koehne.

Rund die Hälfte der 20 Kinder, die in ihrer Fußballgruppe mitspielten, leben aktuell in der Alten Feuerwache, in der Turnhalle am Berufsbildungszentrum oder in anderen Notunterkünften. "Das Ziel ist es, diese Kinder aus ihrem tristen Alltag herauszuholen und ihnen die Chance zu geben, ihre Sorgen beim Fußballspielen mit Gleichaltrigen zu vergessen. Und das funktioniert sehr gut", berichtet die 34-Jährige. Sogar Kinder, die eigentlich aus verfeindeten Ländern stammen, spielten ohne Vorurteile friedlich miteinander. "Das Training lief nicht anders als bei Mannschaften, in denen nur Kinder spielen, die dieselbe Sprache sprechen."

Wenn ein Kind eine Erklärung nicht verstanden hat, schaute es erst einmal zu und klinkte sich kurze Zeit später ins Spiel ein. "Teilweise haben auch die Kinder, die schon länger in Deutschland sind, für andere Kinder in ihre Landessprache übersetzt", berichtet die Streetworkerin, die von 2002 bis 2004 auch in der Fußball-Bundesliga spielte. Sie erklärte den Kindern die wichtigsten Tricks beim Fußball, das Dribbeln, Spieltaktiken oder etwa den Kopfball.

Im Fokus stand natürlich das Spielen. "Doch im Hintergrund wirkte ein Konzept. Jeden Tag gab es unterschiedliche Trainingsthemen", sagt GOT-Leiter Christoph Bongers. In seiner Einrichtung haben Grevenbroicher Kinder noch nie so intensiv mit den Neuankömmlingen gespielt wie in den vergangenen fünf Tagen. "Insgesamt nehmen 50 Kinder an der Ferienfreizeit teil, die noch bis Ende nächster Woche läuft. Neben dem Fußball gibt es auch ein Mal- und Bastelprojekt. Außerdem können Kinder bei uns das Tanzen lernen", erzählt Bongers, der sich gut vorstellen kann, auch künftig Flüchtlingskinder in seine Einrichtung zu integrieren - auch wenn es noch etwas chaotisch ist, wie er sagt.

Denn die Planung mit den Flüchtlingskindern - insbesondere fürs Mittagessen - sei schwierig, weil nicht alle Kinder an jedem Ferientag kommen würden. Und auch die Finanzierungsfrage ist bisher ungeklärt. "Dennoch soll die Integration nicht am Geld scheitern", betonen Bongers und Koehne unisono. Pastor Jos Houben hat zugesagt, dass die Gemeinde St. Josef alle Mehrkosten trägt, die der GOT durch die Flüchtlingskinder entstehen.

(cka)
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