Grevenbroich Führungswechsel im Aluminium-Werk

Grevenbroich · In seiner 30-jährigen Karriere hat Stefan Kästner maßgeblich das Grevenbroicher Hydro-Werk geprägt. Jetzt geht der Chef in Ruhestand.

Beim Blick vom "Balkon" einer Produktionshalle auf die gegenüber liegende Großbaustelle hat Stefan Kästner ein gutes Gefühl. Das Gefühl, einen Betrieb zu verlassen, der für die Zukunft gut aufgestellt ist. Die 130 Millionen Euro teure Automobillinie 3, die zusehends in die Höhe wächst, wird den Hydro-Standort für die nächsten Jahrzehnte sichern - daran hegt Kästner keinen Zweifel. "Das Feld ist gut bestellt", sagt er zufrieden. Gestern hatte der 62-Jährige seinen letzten Arbeitstag als Werkleiter und Chef von rund 2000 Mitarbeitern, ab Mittwoch gilt er offiziell als Ruheständler. Dann wird Christoph Budde seine Nachfolge antreten.

Beim letzten Rundgang über das Werkgelände lag ein wenig Wehmut in der Luft. Schließlich verlässt Stefan Kästner einen Betrieb, den er seit Kindertagen kennt. "Als ich sechs Jahre alt war, hat mich mein Vater oft hierhin mitgenommen", erinnert sich der Grevenbroicher. Und damit war sein späterer beruflicher Werdegang so gut wie festgelegt: Nach Ingenieurstudium und Promotion trat er in die Fußstapfen seines Papas und damit in die Dienste des Alu-Unternehmens.

Stefan Kästner durchlief mehrere Sparten in der Firma, im Führungszirkel von Hydro war er der einzige "reinrassige Techniker". Unter seiner Leitung wurde das Werk zu einer neuen Einheit geformt, durch kontinuierliche Verbesserungen konnten deutliche Produktionssteigerungen erreicht werden. Das ist eine Seite, die Kästner interessierte. Die andere: die Belegschaft. "Ich habe immer Wert darauf gelegt, den Mitarbeitern auf Augenhöhe zu begegnen, sie zu beteiligen und nicht auszuschließen", sagt er. Dass das keine leeren Worte sind, wurde deutlich, als sich Stefan Kästner gestern von "seiner" Crew verabschiedete - es gab minutenlangen, stehenden Applaus. Betriebsratschef Ernst Schumacher hatte den scheiden Werkleiter zuvor als einen "Ehrenmann" bezeichnet - als einen, der immer zielstrebig an der Sache arbeitete und es verstand, Menschen zusammenzuführen.

"Meinen Job habe ich mit Herzblut gemacht", resümiert der 62-Jährige. Er sei stolz darauf, dass Hydro weiterhin ein wichtiger Ausbilder ist, der junge Leute nicht nur fit für das Berufsleben in der Aluminium-Industrie macht, sondern sie nebenbei auch noch mit sozialen Projekten in der Stadt beauftragt. Und Kästner freut sich, dass der Betriebskindergarten "Walzwichtel" so gut von den Mitarbeitern angenommen wird. "Auch das ist eine Investition in die Zukunft. Viele Firmen wissen gar nicht, wie wichtig so etwas ist", sagt Kästner.

In Zukunft will er sich vor allem seiner Familie widmen - und dem Reisen. Dreieinhalb Monate hat er schon verplant, unter anderem für Trips nach Florida und New York. Eines steht für Stefan Kästner schon jetzt fest: Die jährlichen Treffen der Hydro-Pensionäre wird er sich dick im Terminkalender anstreichen.

(NGZ)
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