Grevenbroich Flügellose Windmühle gibt Rätsel auf

Grevenbroich · Der Grevenbroicher Sammler Jürgen Larisch sucht Hinweise zu einem Foto von einer Windmühle, mit dem vermutlich ein Soldat Heimatgrüße aus "Gräfenbroich", so seine Schreibweise, im April 1940 verschickt haben muss.

 Wer weiß, um welche Mühle es sich auf dieser Fotographie aus dem Jahre 1940 handelt?, fragt der Grevenbroicher Sammler Jürgen Larisch.

Wer weiß, um welche Mühle es sich auf dieser Fotographie aus dem Jahre 1940 handelt?, fragt der Grevenbroicher Sammler Jürgen Larisch.

Foto: Sammlung Larisch

Aussprache ebenso wie Schreibweise der Stadt Grevenbroich stellen Auswärtige bekanntlich oftmals vor Probleme. Nicht anders muss es vermutlich einem Soldaten ergangen sein, der im April 1940 seinen Lieben daheim ein Foto aus "Gräfenbroich" schickte, so seine Schreibweise. Dieses Foto ist dem Grevenbroicher Sammler Jürgen Larisch jetzt in die Hände gefallen und es stellt ihn vor ein Rätsel. Abgebildet ist darauf eine Windmühle ohne Windräder. Doch Larisch grübelt noch, wo sich diese Mühle befunden haben mag und ob sie heute noch steht? "Vielleicht hat der Soldat auch gar nicht Grevenbroich gemeint und eben nur eine Mühle in der Nähe gesehen", überlegt Larisch, der bereits Stadtarchivar Thomas Wolff nach der geheimnisvollen Mühle befragt hat.

Aber auch der Stadtarchivar musste passen, obwohl er über das Thema Mühlen im Jahr 2015 sogar eine eigene Ausstellung konzipiert hatte. Dabei hatte Wolff unter dem Titel "Von Erftmühlen, Mehl und täglichem Brot" insgesamt sechs Mühlenstandorte entlang der Erft präsentiert: angefangen von der "Grevenbroicher Mühle" aus dem Jahr 1273 bis zu den Öl- und Getreidemühlen des 20. Jahrhunderts. Auch reichlich Lesestoff gibt es in hiesigem Stadtarchiv über die Mühlen in der Stadt und in der Region. Einen 100-prozentigen Treffer zu der Mühle auf dem Foto ergibt sich aus der Ansicht der Dokumente im Archiv bisher nicht - wohl aber eine Vermutung: Eine gewisse Ähnlichkeit hat die abgebildete Mühle mit der Windmühle in Jüchen-Stessen, die von Gierath über die L 116 kommend zu sehen ist. Wieder andere vermuten, die flügellose Windmühle sei vielleicht in Grevenbroich-Hemmerden fotografiert worden. Und Sammler Jürgen Larisch spekuliert, die auf dem Foto abgebildete Straße könne die alte B 1 gewesen sein: "Aber ich weiß es nicht", gibt er zu und hofft einmal mehr, dass ein Aufruf über unsere Zeitung Aufklärung bringen kann. Er sagt: "Ich bekomme immer wieder interessante alte Bilder zur Stadtgeschichte, aber meistens steht hinten nicht drauf, worum es sich handelt und von wann die Aufnahme ist." Da darf er dann oft selbst tüfteln. Oft in Zusammenarbeit mit Thomas Wolff.

Neben Zeitungsaufrufen hat Larisch eine weitere Möglichkeit herausgefunden, um an Informationen aus der Geschichte der Stadt zu gelangen: Er besucht Senioren in Heimen und an ihren Treffpunkten und legt ihnen die Bilder vor. Dabei ist Larisch immer wieder überrascht, das sich vor allem demenzkranke Senioren oft besonders gut an solche Relikte aus ihrer eigenen Vergangenheit zurückerinnern können. Jürgen Larisch sammelt begeistert und grundsätzlich alles, was die Historie von Grevenbroich und teilweise auch der Umgebung dokumentiert. Diese Sammelleidenschaft hat sich inzwischen hinlänglich herumgesprochen, nimmt aber bisweilen Ausmaße an, die den Rentner und seine Familie überfordern würden. Jüngst sei ihm sogar gleich eine ganze historische Mühle zum Kauf angeboten worden, berichtet Larisch. Auf dieses Angebot habe er aber verzichten müssen: "Ich weiß jetzt schon kaum noch, wohin mit allen meinen Stücken", sagt der 64-Jährige, der seit seinem zwölften Lebensjahr sammelt.

(NGZ)
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