Grevenbroich Flüchtlingskinder in Schulen auf Warteliste

Grevenbroich · Nicht alle der dauerhaft in Grevenbroich lebenden Flüchtlingskinder können bereits den Unterricht besuchen. Das Kreis-Schulamt kündigt für Herbst eine "Seiteneinsteiger"-Gruppe an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule an.

 Während knapp 20 Flüchtlingskinder noch auf einen Platz an einer der weiterführenden Schulen in Grevenbroich warten müssen, besuchen die Grundschulkinder (hier die Ogata der Erich-Kästner-Schule) bereits den Unterricht.

Während knapp 20 Flüchtlingskinder noch auf einen Platz an einer der weiterführenden Schulen in Grevenbroich warten müssen, besuchen die Grundschulkinder (hier die Ogata der Erich-Kästner-Schule) bereits den Unterricht.

Foto: LBer

Vor zehn Tagen hat das neue Schuljahr begonnen - nicht aber für rund anderthalb Dutzend Mädchen und Jungen, die als Flüchtlinge dauerhaft in Grevenbroich eine Bleibe gefunden haben. "Ja, für die weiterführenden Schulen in der Stadt ist die Wartliste recht lang", bestätigt Karin Roth-Junkermann vom Schulamt des Rhein-Kreises Neuss, die sich deswegen gestern noch mit Vertretern des Kommunalen Integrationszentrums beriet. Die Erstförderung so genannter Seiteneinsteiger - Kinder ohne jegliche Deutschkenntnisse - habe absoluten Vorrang vor allen anderen Fördermaßnahmen, betont Roth-Junkermann und verweist auf Schulen mit eigens eingerichteten Integrationsstellen wie die Diedrich-Uhlhorn-Realschule oder das Erasmus-Gymnasium.

Doch die dort vorhandenen Plätze reichen offenbar nicht aus. Knapp unter 20 Kinder, die eigentlich die Klassen 5 bis 10 besuchen sollten, könnten voraussichtlich vor den Herbstferien nicht mehr unterrichtet werden, befürchtet die Schulaufsichtsbeamtin. Eine Lösung für die Zeit danach könnte die Einrichtung einer Gruppe für "Seiteneinsteiger"an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule sein.

Besser sieht es in der Primarstufe aus. "Für die Grundschulen gibt es keine Wartelisten, dort werden die Kinder direkt auf die einzelnen Klassen verteilt", erklärt Roth-Junkermann. Nichts desto weniger gibt es auch hier Schwerpunktschulen wie die Erich-Kästner-Schule, die über zwei volle Lehrerstellen für die Migrantenförderung verfügt. Dort werden derzeit acht Flüchtlingskinder unterrichtet. Parallel zum Besuch in der Stammklasse erhalten diese mehrere Stunden täglich intensive Sprachförderung von Lehrerin Iris Förster, die eine Zusatzqualifikation besitzt, um Deutsch als Zweitsprache zu vermitteln. "Die Kinder sollen aber möglichst viel in ihren Klassen sein, weil sie von Gleichaltrigen schnell lernen", berichtet Schulleiterin Ruth Hennen.

Sie begrüßt darum den neuen Erlass, der es ihr ermöglicht, die betroffenen Kinder für ein Jahr beitragsfrei am Offenen Ganztag teilnehmen zu lassen, weil sie sich so unkompliziert die Alltagsprache aneignen.Um die Schüler auf die Neuankömmlinge vorzubereiten und sie mit der Flüchtlings-Problematik bekannt zu machen, wurde an der Katholischen Grundschule Grevenbroich bereits vor den Ferien eine Toleranz-Kampagne gestartet. Im neuen Schuljahr beschäftigte sich eine Schülerversammlung mit der Frage, wie den fünf Neuzugängen die Eingewöhnung erleichtert werden könne. "Inzwischen hat sich ein Netzwerk aus Eltern gebildet, die dolmetschen und die Flüchtlinge beraten", erzählt Schulleiterin Veronika Majehrke-Feldmann, der es wichtig ist, auch die Eltern in die Lernentwicklung ihrer Kinder einzubeziehen.

Stark gefordert und zusätzlich belastet sind vor allem die Lehrkräfte: Manche schlimme Erfahrung der Kinder können sie aufgrund der Sprachprobleme nicht im Gespräch aufarbeiten. "Das geht nur über Vertrauen", sagt Ruth Hennen.

(NGZ)
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