Grevenbroich Firma will aus Kohle Tierfutter machen

Grevenbroich · Humintech setzt Produkte aus Braunkohle als Verbesserer von Böden ein. Die Firma hat aber noch ganz andere Pläne mit dem Rohstoff.

 Berthold Stern, Chef der Produktentwicklung von Humitech, mit Produkten aus Grevenbroich, die in 60 Ländern der Welt exportiert werden.

Berthold Stern, Chef der Produktentwicklung von Humitech, mit Produkten aus Grevenbroich, die in 60 Ländern der Welt exportiert werden.

Foto: L. Berns

"Braunkohle ist eigentlich zu schade, um nur verbrannt zu werden" - dieser Satz ist so etwas wie das Credo von Berthold Stern. Der 48-Jährige leitet die Produktentwicklung bei Humintech, ein Unternehmen, das beweisen will, dass in dem heimischen Rohstoff mehr steckt als nur Energie. Die Firma hat sich jetzt für den Ideen-Wettbewerb der "Innovationsregion Rheinisches Revier" (IRR) beworben. Ihr Ziel ist es, in Grevenbroich ein Kompetenzzentrum für die stoffliche Nutzung von Braunkohle zu etablieren.

Der ursprünglich in Düsseldorf beheimatete Betrieb, der sich 2013 keine zwei Kilometer vom Kohlebunker des Tagebaus Garzweiler niedergelassen hat, stellt Huminsäuren- und Huminstoff-basierte Produkte aus Braunkohle her, die unter anderem als Bodenverbesserer eingesetzt werden. "Wir exportieren in 60 Länder der Erde, von Korea bis Costa Rica", sagt Stern. Kunden aus Saudi Arabien schätzen etwa Produkte wie "Perlhumus", "Powhumus" und "Liqhumus", die karge Sandböden in fruchtbares Ackerland verwandeln.

Die "Innovationsregion Rheinisches Revier", die Strategien für den sich abzeichnenden Strukturwandel entwickelt, bietet aus Sicht von Berthold Stern eine ideale Plattform, um ein Referenzprojekt aufzubauen. "Uns geht es darum, ein Kompetenzzentrum zu gründen, in dem angewandte Huminstoff-Forschung betrieben wird", sagt er. Die Stadt hatte im Rahmen des IRR-Wettbewerbs ein Forschungszentrum auf dem Gelände des Kraftwerks Frimmersdorf vorgeschlagen, dem würde sich Humintech mit einem eigenen Projekt anschließen.

Ein interessantes Feld für das größtenteils auf Export ausgerichtete Unternehmen ist die regionale Vermarktung. Die Bodenverbesserer aus Grevenbroich könnten bei der Rekultivierung ehemaliger Tagebaue eingesetzt werden - etwa auf problematischen Flächen mit erhöhtem pH-Wert, sagt Berthold Stern: "Ein solches Projekt wäre für uns eine Herausforderung." Zudem könnten Produkte aus Jungbraunkohle als Alternative zu Torf in der Landwirtschaft und dem Landschaftsbau eingesetzt werden. "Der Rohstoff hat ein schlechtes Image als Kohlendioxid-Verursacher. Wir beweisen das Gegenteil: Weil die Bodenfruchtbarkeit erhalten bleibt, wird CO2 durch das Wachstum der Pflanzen gebunden", meint Stern.

Es gibt aber noch weitere Einsatzgebiete, die bis zur Marktreife erforscht werden sollen. Dazu zählt etwa der Einsatz von oxidierter Braunkohle in Tierfutter, als Ersatz für Antibiotika, oder eine Gülle-Behandlung mit Braunkohle - "mit dem Ziel, die Geruchsbelästigung zu mindern und die Nährstoffe zurückzugewinnen", betont der Leiter der Produktentwicklung.

Huminsäuren von Humitech finden sich übrigens schon heute in einigen Kosmetikprodukten wie Cremes oder Shampoos. Zudem werden sie als Filtermaterial in Kläranlagen verwendet. Bislang kommen die Produkte aus Grevenbroicher überwiegend außerhalb Deutschlands zum Einsatz.

(NGZ)
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