Grevenbroich Fast 400 Jahre altes Buch restauriert

Grevenbroich · Die "Kapellener Jonge" und die katholische Kirche haben dafür gesorgt, dass ein rund 380 Jahre altes Protokollbuch zu Gilverath restauriert wurde. Nun wird der Band im Grevenbroicher Stadtarchiv der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

In fein säuberlicher Handschrift sind Seite um Seite beschrieben, in einem heute kaum noch verständlichen Deutsch. Ein historischer Schatz, ein Dokument der Geschichte von Gilverath aus dem 17. Jahrhundert wird künftig im Grevenbroicher Stadtarchiv der Nachwelt erhalten. Der Heimatverein "Kapellener Jonge" und die katholische Kirche haben dafür gesorgt, dass das Protokollbuch des "Latengerichts zu Gilverath" aus den Jahren von circa 1633 bis 1680 restauriert wurde.

Die Initialzündung dazu gab Peter Pfeifer vom Vorstand der "Kapellener Jonge". Er hatte bereits vor einiger Zeit im Findbuch des Archivs der Kirchengemeinde St. Mauri in Hemmerden geblättert. "Dabei war ich auf ein altes Buch aus Gilverath gestoßen". Das erregte natürlich das Interesse des Heimatfreundes. Pfeiffer durfte den Band mitnehmen, der sich als Sammlung alter Gerichtsprotokolle aus dem 17. Jahrhundert entpuppte. Doch die vielen Jahre hatten Spuren hinterlassen. "Das Buch zerfiel schon in seine Einzelteile, Seiten waren zerfleddert, Teile der Schrift verwischt", schildert Pfeiffer.

Er sah Handlungsbedarf, um den historischen Schatz zu bewahren, und wandte sich an den damaligen Pfarrer Heinz-Theo Lorenz. Der engagierte sich für die Finanzierung. "Die Pfarrgemeinde St. Clemens Kapellen stellte das Geld bereit", sagt Pfeiffer. 2200 Euro habe die Restaurierung gekostet. Eine Firma in Ostwestfalen nahm sich des lädierten Bandes an, ergänzte beispielsweise fehlende Seitenteile. Nun liegt das Buch in wiederhergestellter Form vor. Doch was steht drin? Die "Kapellener Jonge" wandten sich an Thomas Wolff vom Stadtarchiv, der sich einen Überblick verschaffte und die ersten Seiten transkribierte - also übersetzte. "Es handelt sich um die Protokolle des Latengerichtes zu Gilverath", erklärt Thomas Wolff in seiner Bewertung des Buches. Das Buch sei "eine besondere Quelle zur Ortsgeschichte Gilve-raths und Kapellens", es biete die Möglichkeit, "komplexe Herschafts- und Rechtsbeziehungen im ländlichen Raum zu untersuchen".

Gilverath habe damals mit weiteren Besitzungen an der Erft zur Abtei Kornelimünster bei Aachen gehört. Das Latengericht sei eine besondere Form des Hofgerichts gewesen und damit der niederen Gerichtsbarkeit - laut Wolff war es "eine Art Schöffengericht", das an bestimmten Tagen unter dem Vorsitz des Vogts der Abtei zusammengetreten sei. Im Protokollbuch mit 176 beschriebenen Seiten seien insbesondere Erb- und Pachtangelegenheiten bei Gericht dokumentiert worden. Ein interessantes Dokument sei auch ein Abschnitt über die Amtseinführung eines Abtes in Gilverath mit Einzelheiten der Huldigung dieser Person.

Die restaurierte Quelle soll der Öffentlichkeit zugänglich sein. Die Kirche stellt den Band nun dem Stadtarchiv zur Verfügung. Und Peter Pfeiffer von den "Kapellener Jonge" hofft nun, dass sich jemand findet, der in seiner Freizeit "auch die übrigen Seiten des Buches übersetzt".

(NGZ)
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