Grevenbroich Fahrtrainer mit einem Knigge für Chauffeure

Grevenbroich · Ralf Gottwald zählt zu den wenigen Trainern in Europa, die angehende Chauffeure professionell ausbilden. Bei ihm zählen auch gute Manieren.

 Einsteigen, bitte: Ralf Gottwald ist Trainer für Fahrsicherheit - und bildet als Freiberufler angehende Chauffeure aus. Der 56-Jährige weiß, was sich gehört.

Einsteigen, bitte: Ralf Gottwald ist Trainer für Fahrsicherheit - und bildet als Freiberufler angehende Chauffeure aus. Der 56-Jährige weiß, was sich gehört.

Foto: lber

Bei den meisten will es aus purer Gewohnheit einfach nicht in "Fleisch und Blut" übergehen: das leise Schließen der Autotüren. Bei modernen Limousinen müssen Türen nicht mehr zugeschlagen werden. Sie rasten von selbst ein, voll automatisch - selbst dann, wenn man sie nur anlehnt. Das mit den Türen zählt zu den ersten Dingen, die Ralf Gottwald seinen "Auszubildenden" direkt mit auf den Weg gibt. Denn laut knallende Türen sind eher unangenehm. Schließlich geht es beim Chauffieren darum, die Fahrt für den Fahrgast so angenehm wie möglich zu machen. Und die Beförderung fängt schon beim Einsteigen ins Auto an. Ralf Gottwald kennt sich mit dem "Knigge für Chauffeure" perfekt aus. Meist betreut er als Trainer im Grevenbroicher ADAC-Fahrsicherheitszentrum Pkw- und Motorradfahrer. Manchmal empfängt er aber auch Fahrer, die im Anzug kommen und sich von ihm in fünf Tagen zu einem Chauffeur mit guten Manieren und guten Fahreigenschaften ausbilden lassen wollen.

Vor sieben Jahren hat der 56-Jährige mit den Chauffeur-Ausbildungen angefangen und dabei viele Leute kennengelernt. "Die meisten haben, bevor sie sich bei mir melden, einen anderen Beruf ausgeübt und suchen dann eine neue Beschäftigung", sagt Ralf Gottwald. Erstaunlich: Schon bei der Personen- und Fahrstilanalyse stellt sich heraus, dass die meisten Interessenten nicht für den Beruf des Chauffeurs geeignet sind. Zumindest nicht für die Art von Chauffeur, die Ralf Gottwald ausbildet. "Es gibt einiges zu beachten. Die Ausbildung ist - auch wenn sie nur fünf Tage dauert - anstrengend. Sie findet fast ausschließlich auf der Straße statt."

So lernten die Klienten unter anderem, wie sie so lenken und bremsen können, dass der Fahrgast es gar nicht merkt. "Fahrgastfreundliches Fahren" nennt Gottwald das Prinzip, bei dem es darum geht, so vorausschauend wie möglich zu fahren. "Viele Fahrgäste nutzen ja deshalb einen Chauffeur, um unterwegs produktiv arbeiten zu können und Zeit zu gewinnen", begründet der Trainer die Bedeutung der butterweichen, aber - und das ist die Kunst - dennoch zügigen Fahrweise. Knapp 300 Chauffeure hat er in den vergangenen sieben Jahren im Auftrag der Firma Bruseco ausgebildet. Das aus Holland stammende Unternehmen hat sich auf die Ausbildung von Chauffeuren und Cheffahrern spezialisiert und ist in mehreren Ländern aktiv. Ralf Gottwald zählt zu den wenigen Trainern in ganz Europa, die das professionelle Chauffieren lehren. Manche sagen, er sei der einzige in Deutschland.

In der Ausbildung, die individuell sein soll und zusammengerechnet knapp 4000 Euro kostet, sollen Klienten auch zahlreiche Benimmregeln lernen. "Das wichtigste beim Chauffieren ist die Diskretion. Außerdem sollte man den Fahrgast nicht anschauen - und immer auch an den Schutz des Gastes denken." Was Ralf Gottwald an seinem Beruf reizt? "Menschen zu verändern und sie für den Beruf des Chauffeurs zu begeistern", sagt er, ohne zu zögern. Interessant: Selbst wenn er gute Freunde fährt, kommen die Chauffeursregeln bei ihm durch. "Das gehört zu meiner Überzeugung."

(cka)
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