Grevenbroich Extrem-Wanderer durchquert Polen

Grevenbroich · Klaus Lüttgen hat den größten Teil seiner Extrem-Tour hinter sich: Er hat zu Fuß schon 1575 Kilometer zurückgelegt. Allmählich nähert er sich seinem Ziel, dem Ort Pila . Dort wurde vor 93 Jahren seine Mutter Grete geboren.

 Klaus Lüttgen (2.v.r.) schließt bei seiner Wanderung viele neue Bekanntschaften. Diese Radlergruppe lud ihn im Oderbruch zum Picknick ein. Mittlerweile hat der Grevenbroicher die Stadt Allenstein (Olsztyn) in Polen erreicht.

Klaus Lüttgen (2.v.r.) schließt bei seiner Wanderung viele neue Bekanntschaften. Diese Radlergruppe lud ihn im Oderbruch zum Picknick ein. Mittlerweile hat der Grevenbroicher die Stadt Allenstein (Olsztyn) in Polen erreicht.

Foto: ON

Die polnischen Straßen meidet er so gut es geht. "Denn die sind für Fußgänger lebensgefährlich", weiß Klaus Lüttgen aus Erfahrung: "Es gibt kaum einen Autofahrer, der Rücksicht nimmt." So bewegte sich der Grevenbroicher auf seinem langen Marsch oftmals jenseits der asphaltierten Wege, er durchquert Wälder oder wandert entlang der Ostseestrände. 1575 Kilometer hat er seit seinem Start am 1. April bereits zurückgelegt, mindestens 500 liegen noch vor ihm.

Klaus Lüttgen fuhr vor zwei Jahren mit einem Damenfahrrad durch Kanada nach Alaska. Jetzt ist der 54-Jährige zu Fuß in den polnischen Ort Pila unterwegs, in dem 1920 seine Mutter Grete geboren wurde. Dieses Ziel steuert er jedoch nicht direkt an, er nimmt einen Umweg durch Masuren bis hinauf nach Goldap an der russischen Grenze. "Ich möchte mehr über die Menschen und die Heimat meiner Mutter erfahren", betont Lüttgen.

Mittlerweile hat er die Großstadt Allenstein (Olsztyn) erreicht und ruht sich dort für ein paar Tage aus. "Das brauche ich auch", meint der Grevenbroicher: "Denn ein solcher Fußmarsch ist noch eine Ecke härter als eine Radtour durch Kanada." Sein 20 Kilogramm schweres Gepäck drückt auf den Rücken, täglich piesacken ihn die Mücken, ständig muss er sich vor rücksichtslosen Rasern hüten — und nicht zuletzt ist Lüttgen stets auf die Suche nach einer kräftigen Mahlzeit.

"Ich brauche viel Nudeln und Fleisch, um durchzuhalten. Doch diese Lebensmittel sind in den vielen kleinen Dörfern, die ich durchquere, kaum zu erhalten", berichtet der 54-Jährige. So muss er sich oft mit Süßem oder Dosenfisch behelfen. "Zum Glück gibt's aber überall Wasser zu kaufen", sagt er. Fünf bis sieben Liter trinkt er täglich.

Trotz der Strapazen: Die Freude über die Begegnungen mit den Menschen überwiegt. Obwohl Klaus Lüttgen nur einige Brocken Polnisch spricht, klappt die Verständigung in der Regel. Und zwar so gut, dass ihn einer seiner neuen Bekannten spontan zu einem Rundflug im Ultraleichtflieger einlud.

Erst vor wenigen Tagen besuchte Lüttgen in Ostróda das Sommerfest des "Verbandes der deutschen Minderheit in Ermland und Masuren", berichtete vor 1000 Besuchern über seine Tour und deren Hintergrund. Der deutsche Botschafter Rüdiger Freiherr von Fritsch und Generalkonsulin Annette Klein, die bei der Feier zu Gast waren, wünschten dem Grevenbroicher anschließend alles Gute für seinen weiteren Weg.

Und das kann Klaus Lüttgen auch gebrauchen, denn noch liegen viele Kilometer vor ihm. "Ich freue mich schon auf die großen Waldgebiete und die masurische Seenplatte", meinte er gestern in einem Telefongespräch mit unserer Zeitung. In den kommenden Tagen wird er wohl wieder öfter auf sein Zelt zurückgreifen müssen, denn viele Pensionen wird es auf der nächsten Etappe seiner Reise nicht geben. Mit dem Wetter hat er bisher Glück gehabt: "Es hat nur selten geregnet."

Pila, das Ziel seiner Reise, will er Mitte Juli erreichen. Über Freunde hat er erfahren, dass dort noch eine alte Frau leben soll, die möglicherweise seine Mutter gekannt hat. "Darauf bin ich sehr gespannt", sagt Klaus Lüttgen.

(NGZ)
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