Grevenbroich Expeditionen vor der eigenen Haustür

Grevenbroich · Oliver Tillmanns ist Diplom-Biologe und Umweltgutachter. Seit mehr als zwölf Jahren führt er Interessierte durch Grevenbroich und Umgebung. Er zeigt auch, welche Tiere und Pflanzen vor der eigenen Tür zu Hause sind.

Biologe Oliver Tillmanns will bei seinen Exkursionen für Natur- und Landschaftsschutz Interesse wecken.

Biologe Oliver Tillmanns will bei seinen Exkursionen für Natur- und Landschaftsschutz Interesse wecken.

Foto: ATI

In der Schule hat er Biologie abgewählt, weil die Lehrerin seine mitgebrachten Käfer und Wanzen nicht identifizieren konnte. Diplom-Biologe Oliver Tillmanns hat aber schließlich doch über eine Umwelt-AG zur Biologie gefunden und arbeitet heute als Umweltgutachter. Ehrenamtlich zeigt er Interessierten außerdem die heimische Flora und Fauna.

"Es ist sinnvoll, dass man erstmal erkennt, was man vor der eigenen Haustür für Tierchen und Pflänzchen hat", sagt Oliver Tillmanns. Viele Leute wissen gar nicht, was da in ihrem Garten so singe. Deswegen mache er jährlich ungefähr acht Exkursionen durch die Natur in Grevenbroich und Umgebung. Sein Ziel ist es dabei das Interesse zu wecken, damit sich die nachfolgende Generation vielleicht auch um den Natur-und Landschaftsschutz kümmere.

In diesem Jahr starten seine Touren am 22. April. Im Juni geht es sogar etwas weiter weg: "Das Highlight ist eine ganztägige Tour in die Eifel. Zu Orchideen, Magerrasen und Mooren", sagt der 41-Jährige. Die "kleineren" Touren dauern ansonsten circa drei Stunden.

Der Großteil der Teilnehmer ist mittleren und höheren Alters. "Das spiegelt auch genau das Problem wider, dass junge Leute weniger interessiert sind." Das finde er gar nicht verwunderlich: Die Schule dauere immer länger, zwischen Hausaufgaben und Hobbys sei auch nicht mehr die Zeit rauszugehen. Wohingegen die Kinder vor 50 Jahren den Großteil ihrer Kindheit im Wald verbracht haben.

Erschwerend komme, wie Tillmanns erklärt, die schlechte Qualität des Biologieunterrichts hinzu: "Es wird deutlich zu wenig Wissen über Landschaft und Arten vermittelt." Das ist auch einer der Gründe, weswegen das Thema Biologie für ihn während der Schulzeit erstmal "durch war". "Meine Lehrerin hatte nicht allzu viel Ahnung. Erst durch eine Umwelt-AG, die ich gemeinsam mit einer anderen Lehrerin gemacht habe, kam ich schließlich über die Ontologie wieder zur Biologie zurück", sagt Tillmanns. Denn für seinen heutigen Beruf als Umweltgutachter war auch ein Biologiestudium nötig.

Heute erfasst er in der Natur Daten und erstellt Gutachten. "Wir zählen genau zu diesen Leuten, die in Essen für das Ed-Sheeran-Konzert geprüft haben, was mit den Feldlerchen passiert", sagt Tillmanns. Wie sinnvoll solche Dinge sind, sei die eine Frage, - rechtliche Verfahren an die sich gehalten werden müsse, stehen auf der anderen Seite. "Menschen greifen seit 1000 Jahren in die Natur ein. Deshalb haben wir eigentlich keine Naturlandschaft mehr, sondern eine Kulturlandschaft." Viele Arten seien aber auch erst durch den Menschen entstanden. So auch im Gebiet des Tagebaus in Garzweiler: Insgesamt 14 Orchideen-Arten sind dort durch die Rekultivierung entstanden.

Eine Sensibilisierung für die Natur möchte Tillmanns bei den Teilnehmern seiner Exkursionen entwickeln. Bis zu 20 Personen können an den einzelnen Angeboten teilnehmen, eine Anmeldung bevorzugt Tillmanns. Die Teilnahme ist kostenlos, Spenden für das "Schneckenhaus" sind aber willkommen. Anmeldung unter 02181 5789 oder mail@natur-gutachten.de.

(jms)
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