Grevenbroich Eingetütete Kunst lernt Schwimmen

Grevenbroich · Wilfried Neuse füllt Plastikbeutel mit Polaroid-Fotos und Wasser aus der Erft.

 Wilfried Neuse zeigt die Beutel in der Versandhalle.

Wilfried Neuse zeigt die Beutel in der Versandhalle.

Foto: Georg Salzburg

Die "feuchten Kammern" von Wilfried Neuse fallen eindeutig in die Kategorie "außergewöhnliche Kunst": Der 69-Jährige zeigt jetzt 142 seiner Werke in der Versandhalle - darunter viele fest verschweißte Beutel mit Polaroid-Porträtfotos und persönlichen Gegenständen der Porträtierten, in die er Wasser aus der Erft gefüllt hat.

Zur Gartenschau Euroga 2002 hatte es schon einmal so eine Ausstellung gegeben. Die Beutel von damals sind jetzt wieder in der Versandhalle zu sehen. Wilfried Neuse hatte sie all die Jahre über in seiner Garage aufbewahrt. "Ich möchte das Projekt von damals, bei dem es um das Thema Wasser ging, wieder aufleben lassen", sagte der Düsseldorfer jetzt bei der Eröffnung seiner Ausstellung, zu der zahlreiche Kunstinteressierte kamen.

Die Beutel stehen klar im Mittelpunkt der Ausstellung mit dem Titel "Feuchte Kammern 2018". Alle beinhalten eine Vorder- und eine Rückansicht der Menschen, die er für das Projekt fotografiert hat, sowie persönliche Gegenstände. "Konservierte Momente", nennt es Wilfried Neuse, der einen Lehrauftrag für Fotografie an der Fachhochschule für Design in Düsseldorf hatte und heute noch leidenschaftlicher Polaroid-Fotograf ist.

Auch Grevenbroichs Bürgermeister Klaus Krützen schwimmt in einem Beutel - genau wie sein Kollege Thomas Geisel aus Düsseldorf, einige Grevenbroicher Schützen und Stadtsprecher Robert Jordan. Neuse hatte sogar Geistliche für das außergewöhnliche Kunstprojekt gewinnen können. "Ich habe mich dazu entschlossen, einen alten Schuh eines meiner Kinder mit in den Beutel zu geben", erzählte Stefan Pelzer-Florack vom städtischen Kulturteam am Rande der Ausstellungseröffnung mit Blick auf den Beutel mit seinen kürzlich erstellten Porträtfotos. "Meine Kinder sind erwachsen und nun zu Hause ausgezogen."

Interessant dürften viele Kunstinteressierte vor allem finden, wie sich die "alten" Werke von 2002 beziehungsweise 2004 in den vergangenen Jahren durch chemische Prozesse mit dem Erftwasser in den luftdicht verschlossenen Beuteln verändert haben. Teilweise haben sich darin Pilze gebildet.

Die Ausstellung soll noch bis zum 14. April in der Versandhalle zu sehen sein. Sie ist samstags und sonntags - auch an Ostern - jeweils von 13 bis 16 Uhr geöffnet.

(cka)
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