Serie Denkmäler In Korschenbroich Ein Stück Liedberger Dorf-Geschichte

Liedberg · Seit 170 Jahren befindet sich das Denkmal an der Schlossstraße 37 in Liedberg im Besitz der Familie Hannen. Damals wurde es als kleiner Bauernhof genutzt, der fünf Schweine und vier Kühe beherbergte. Heute dient es als Wohnhaus und ist vermietet.

 Das zweigeschossige, traufständige Backsteinwohnhaus mit verputzter Außenfassade an der Schlossstraße 37 war früher ein landwirtschaftlicher Betrieb. Heute wird es als Wohnhaus genutzt.

Das zweigeschossige, traufständige Backsteinwohnhaus mit verputzter Außenfassade an der Schlossstraße 37 war früher ein landwirtschaftlicher Betrieb. Heute wird es als Wohnhaus genutzt.

Foto: H.P. reichartz

Gewohnt hat Manfred Hannen (67) nicht in dem Haus an der Schlossstraße 37 in Liedberg. Aber zu Besuch ist er dort oft gewesen - bei seinen Großeltern und später bei seinem Onkel Albert. Zahlreiche Kindheitserinnerungen verbindet er mit dem Haus, das sich seit etwa 170 Jahren in Familienbesitz befindet. Wann es gebaut wurde, und von wem seine Großeltern das Haus einst erwarben, weiß Manfred Hannen nicht. Damit befindet er sich in guter Gesellschaft: Denn die Entstehungsgeschichten zahlreicher Liedberger Häuser liegen heute im Verborgenen.

In dem zweigeschossigen Backsteinwohnhaus mit verputzter Außenfassade, an dessen rechter Seite sich eine Backsteinscheune mit Toreinfahrt anschließt, betrieben seine Großeltern einst einen kleinen Bauernhof mit fünf Schweinen und vier Kühen. Und was Manfred Hannen zu erzählen weiß, klingt wie eine kurze Geschichte der Landwirtschaft. Dass seine Großeltern die Felder mithilfe zweier Ochsen bestellten, weiß er noch aus den Erzählungen seiner Mutter. Als einer der Ochsen auf einem Feld verendete, erwarben seine Großeltern zwei Arbeitspferde. Ihre Namen kennt Manfred Hannen heute noch: Emma und Susi. Erst in den 1950er Jahren kauften seine Großeltern dann ihren ersten Traktor. Die Zuckerrüben, die sie auf den Feldern anbauten, lieferten sie an die Zuckerfabrik Pfeifer & Langen sowie an die Krautfabrik Titz in Glehn. Die Einkellerungskartoffeln aber verkauften sie an private Kunden. "Wir fuhren mit einem Traktor samt Anhänger bis runter nach Giesenkirchen. Die Hausfrauen kauften damals je nach Größe ihrer Familien zehn bis zwölf Zentner Kartoffeln, die sie im Keller überwinterten", erinnert er sich.

Im Winter hat die ganze Familie Hannen dann das Getreide gedroschen. "Dazu stellten wir eine Dreschmaschine in der Scheune auf, wo auch das Stroh lagerte", erzählt er. Dort hatten sich auch zahlreiche Mäuse- und Rattenfamilien gemütlich eingerichtet. "Wenn ich eine Heugabel mit Stroh hochhob, konnte es sein, dass zehn Mäuse das Weite suchten", sagt er.

Heute wundert sich Hannen, dass einst zehn Bauern allein in Liedberg und Steinhausen von der Landwirtschaft leben konnten. Das Haus in der Schlossstraße 37 verfügte im Erdgeschoss über eine Küche, ein Wohnzimmer und ein weiteres Zimmer. Eine Toilette gab es nicht, das Plumpsklo befand sich im Hof.

Was ihn als Kind besonders faszinierte, war der Gewölbekeller, dessen Einstieg außerhalb des Hauses liegt und dessen Boden aus Erde besteht. Obwohl das Haus unmittelbar an die Zufahrt zu Schloss Liedberg angrenzt, hatte seine Familie mit dem Schloss selbst nichts zu tun.

Nach dem Tod seiner Großeltern führte erst sein Onkel die Landwirtschaft fort, später übernahmen sie seine Eltern, bis es sich vor 40 Jahren nicht mehr lohnte, die Felder zu bewirtschaften. Seitdem ist das Haus vermietet.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort