Grevenbroich Ein Stück Heimat in der neuen Schule

Grevenbroich · Die Schüler der internationalen Förderklasse an der Diedrich-Uhlhorn Realschule mussten ihre Heimatländer verlassen. Das Projekt "Essen - Ein Stück Heimat" soll den entwurzelten Kindern bei der Identitätsfindung helfen.

 Astrid Schölzel und Andrea Kückels probieren mit den Kindern verschiedene Rezepte aus - auch aus ihren Heimatländern.

Astrid Schölzel und Andrea Kückels probieren mit den Kindern verschiedene Rezepte aus - auch aus ihren Heimatländern.

Foto: :Lothar Berns

Die Schüler der internationalen Förderklasse an der Diedrich-Uhlhorn Realschule stammen aus allen Irak, Bulgarien, Mazedonien, Kosovo oder Portugal - die Liste der Herkunftsländer ist lang. Jetzt sitzen sie gemeinsam im Kochunterricht. In dem Projekt "Essen - ein Stück Heimat" der Grevenbroicher Realschule müssen sich die Migrantenkinder fragen: "Was bedeutet '3 TL Backpulver'. Und wofür steht ,TL'?"

Nicht alle ausländischen Kinder stammen aus direkten Kriegsgebieten, einige kommen auch aus Europa. Doch jedes Kind bringt seine eigene Fluchtgeschichte mit, musste seine alte Schule, Freunde oder sogar seine Familie zurücklassen.

Insgesamt 18 internationale Schüler besuchen die Ulhorn-Realschule, aufgeteilt in kleine Gruppen, je nach Leistungsstand lernen sie dort zunächst Deutsch. Nach dem zweijährigen Förderprogramm sollen die Kinder schließlich in ihre Zielklassen entlassen werden, mit dem Anspruch, ihren Abschluss ebenso wie ihre deutschen Mitschüler zu schaffen, erklärt Edith Wertz, eine der Lehrerinnen, die die Förderklassen unterrichtet.

Das ist ein ganz schönes Tempo, das den Jungen und Mädchen abverlangt wird, das wissen auch die Schulsozialarbeiterinnen Andrea Kückels und Astrid Schölzel, die das Kochprojekt seit eineinhalb Jahren gemeinsam leiten. Ziel sei es, die ausländischen Kinder in sozialer und persönlicher Hinsicht zu stärken, denn: "Kochen kann jeder, egal wie gut er eine Sprache spricht", meint Schölzel, die seit einigen Jahren an der Realschule als Sozialpädagogin angestellt ist.

"Mit dem Projekt wollen wir den Kindern Räume öffnen", betont sie. Vor dem Kochen könnten die Schüler deswegen auch über ihre persönliche Situation sprechen, Wünsche äußern und Sorgen mitteilen. "Bei den Sozialarbeiterinnen öffnen sich die Kinder mehr. Die Distanz, die Lehrer oft halten, wird dort aufgehoben", sagt Wertz, die in dem Projekt eine Ergänzung zu den Deutschunterrichts-Klassen sieht.

Für den Kochunterricht werden die Förderklassen in zwei Gruppenaufgeteilt. Wenn die Schüler schon etwas älter sind, bestehe oftmals der Wunsch Gerichte aus der eigenen Heimat zu kochen, sagt Schölzel. So lernen die Schüler die verschiedenen Kulturen kennen und können sich auch gegenseitig etwas beibringen. "Um zusammen kochen zu können, ist es wichtig, dass wir das Rezept zunächst verstehen", sagt Schölzel. Deswegen wird jedes Rezept zuerst gemeinsam besprochen. Sofia aus Portugal ist zum Beispiel erst seit zwei Monaten in Deutschland und kennt deswegen manche Wörter noch nicht. Ihre Mitschüler, die zum Teil bereits seit zwei Jahren Deutsch lernen, erklären ihr deswegen neue Begriffe.

Aber was hieß denn nun "TL"? Andrea Kückels hilft der Gruppe auf die Sprünge: "Das finden wir in der Schublade. Mit dem großen isst man Suppe" - "Teelöffel! Ach ja!"

(NGZ)
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