Grevenbroich Droht Friedhöfen das Aus?

Grevenbroich · Grevenbroich hat im Kreis die größte Zahl an städtischen Friedhöfen. Das merken die Bürger an hohen Gebühren. Laut SPD und Grünen muss über eine Schließung von Friedhöfen diskutiert werden – ein heikles Thema.

Grevenbroich hat im Kreis die größte Zahl an städtischen Friedhöfen. Das merken die Bürger an hohen Gebühren. Laut SPD und Grünen muss über eine Schließung von Friedhöfen diskutiert werden — ein heikles Thema.

Die Stadt ist Spitzenreiter: 22 Friedhöfe gibt es in Grevenbroich, 16 davon in städtischem Besitz. Das hat keine andere Kommune im Kreis zu bieten. Die stattliche Zahl ruft die Politik auf den Plan: "Wir müssen mit Blick auf Kosten und Gebühren diskutieren, ob wir Friedhöfe schließen — auch wenn eine solche Entscheidung für viele schmerzhaft sein kann", erklärt Klaus Krützen (SPD).

Kleinen Friedhöfen könnte das Aus drohen. Spitzenreiter ist die Stadt nämlich auch bei manchen Friedhofsgebühren: Für die Nutzung eines Reihengrabes müssen 1442 Euro bezahlt werden, in Rommerskirchen nur 350 Euro. Das anonyme Urnenreihengrab ist in der Schlossstadt ebenfalls am teuersten, beim Wahlgrab liegt sie im Mittelfeld. Laut Verwaltung liegt Grevenbroich bei den Friedhofsgebühren im Kreis im oberen Bereich: "Das liegt an der großen Zahl von Friedhöfen. Wir pflegen im Stadtgebiet 275 000 Quadratmeter Fläche", erklärt Fachbereichsleiter Peter Mühlenbruch. Wege und Friedhofshallen müssen unterhalten werden. Zwei Bagger der Wirtschaftsbetriebe rattern von einem Friedhof zum anderen, um Gräber auszuheben. Das kostet: 1,79 Millionen Euro sieht der Etat für die Friedhöfe vor, über 80 Prozent werden auf die Gebühren umgelegt.

"Die Politik hat das Thema lange vor sich her geschoben, auch die SPD-Fraktion diskutiert das kontrovers", sagt Krützen. "Ich kann verstehen, dass viele einen Friedhof am Wohnort wünschen, alten Menschen kann man keine langen Wege zumuten. Wenn die Politik aber eine langfristige Senkung der Gebühren will, geht das nur über die Schließung von Friedhöfen." Grünen-Fraktionschef Dirk Gawlinski ist dafür, "die Zahl der Friedhöfe zu senken". Krützen betont, dass sich "Beschlüsse erst in 25 oder 30 Jahren voll auswirken. Auch wenn auf einem Friedhof nicht mehr beerdigt wird, bleiben die Gräber und damit der Friedhof bis zum Ende der Nutzungszeit erhalten." Für Gawlinski ist das ein Grund, "jetzt in die Diskussion einzusteigen".

Die Stadt handelt bereits: Auf den alten Friedhöfen in Neurath und Neuenhausen sowie dem evangelischen Friedhof Wevelinghoven wird nicht mehr bestattet, auf anderen Anlagen wird auf Teilflächen nicht mehr beerdigt. Welche weiteren Friedhöfe von einer Schließung betroffen sein könnten, dazu äußern sich weder Krützen noch Verwaltungsmitarbeiter Mühlenbruch. "Kriterien könnten der Zustand der Infrastruktur und die Zahl der Beerdigungen sein", so der Fachbereichsleiter. Auf den großen Friedhöfen Stadtmitte, Elsen, Wevelinghoven und Neuenhausen wurde 2009 rund die Hälfte der 600 Toten beerdigt. Die übrigen Bestattungen teilen sich die neun kleineren Anlagen — von Frimmersdorf und Neurath im Süden bis Hülchrath und Hemmerden im Norden.

(NGZ)
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