Grevenbroich Die Suche nach dem Mörder geht weiter

Grevenbroich · Heute vor 20 Jahren wurde die elfjährige Claudia Ruf in Hemmerden entführt. Zwei Tage später wurde die Leiche des Mädchens im Kreis Euskirchen entdeckt. Trotz umfangreicher Ermittlungen führte bis heute keine Spur zum Mörder.

 Die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach gab 1996 rund 36.000 Fahndungsplakate heraus. Für Hinweise auf den Mörder wurden 20.000 Mark ausgesetzt.

Die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach gab 1996 rund 36.000 Fahndungsplakate heraus. Für Hinweise auf den Mörder wurden 20.000 Mark ausgesetzt.

Foto: ""

Der heimtückische Mord an Claudia Ruf erschütterte vor 20 Jahren die ganze Nation. Bis heute ist der Mörder des elfjährigen Mädchens aus Hemmerden auf freiem Fuß. Zu den Akten gelegt wurde der Fall aber nicht. "Die Ermittlungen dauern nach wie vor an", sagt Polizeisprecherin Diane Drawe: "Wir gehen weiterhin allen Hinweisen nach und ziehen Vergleiche zu anderen Delikten. Sobald eine ähnlich gelagerte Tat bekannt wird, überprüfen die Behörden akribisch, ob ein Zusammenhang zur Tötung von Claudia Ruf besteht." Eine heiße Spur, die zum Mörder führt, hat sich aber bis heute nicht ergeben.

Es war der 11. Mai 1996, ein Samstag. Claudia Ruf hatte sich am Vorabend des Muttertages mit Nachbarshund "D.J.", einem Dackel-Mischling, auf einen Spaziergang in der Nähe ihres Elternhauses am Schrieverspfad gemacht. Als das Tier alleine zurückkehrte, alarmierten die besorgten Eltern die Polizei. Mehr als 150 Einsatzkräfte suchten nach dem vermissten Kind, durchkämmten auch die in der Nähe liegenden Waldgebiete. Vergebens.

Dann der Schock: Vierzig Stunden nach dem Verschwinden des Mädchens, am 13. Mai 1996, wurde ein totes Kind im Kreis Euskirchen gefunden. Die Leiche lag unbekleidet auf einem Acker, rund 65 Kilometer von Hemmerden entfernt. Ein Spaziergänger aus Oberwichterich fand das tote Mädchen, als er mit seinem Hund auf einem Feldweg unterwegs war.

Bis heute geht die Polizei davon aus, dass der Fundort nicht der Tatort war. Der Entführer hatte die Elfjährige vermutlich schon ermordet, bevor er in den Feldweg bei Euskirchen einbog und dort versuchte, die Tote zu verbrennen. Später ergab eine Obduktion, dass der Mörder sein Opfer gewürgt und sich an dem Kind vergangen hatte.

Obwohl schon einen Tag nach dem Auffinden des Mädchens rund 120 Hinweise bei der Bonner Mordkommission und den Ermittlern im Rhein-Kreis Neuss eingingen, ergab sich keine heiße Spur. Alleine in Euskirchen meldeten mehr als 50 Zeugen, dass sie ein verdächtiges Fahrzeug in der Nähe des Feldweges gesehen hatten. Aber keiner dieser Hinweise führte zu einem konkreten Ergebnis. Gleiches gilt für ein rotes und ein hellgraues Fahrzeug, das Zeugen am Tatabend in der Nähe des Schrievers-pfades beobachtet hatten. Deren Fahrer blieben unbekannt.

Die Staatsanwaltschaft bat die Bevölkerung um Hinweise mit der Aussicht auf eine Belohnung von 20.000 Mark, rund 36.000 Fahndungsplakate wurden an öffentlichen Gebäuden, Bushaltestellen und Bahnhöfen geklebt und Eduard Zimmermann fahndete in seiner legendären Fernsehsendung "Aktenzeichen XY" nach dem Mörder. Beamte der Bonner Kriminalpolizei reisten sogar nach Belgien, wo die Kindesmorde von Marc Dutroux entdeckt worden waren - sie fanden jedoch keine Verbindung zum Mord an Claudia Ruf.

Die Hoffnung, den Mörder doch noch dingfest machen zu können, hatte die Polizei 2009. Dank neuer Untersuchungsmethoden war es Mitarbeitern des kriminaltechnischen Labors in Düsseldorf gelungen, an den 1996 gesicherten Beweismitteln molekulargenetisches Material zu isolieren, das eindeutig nicht dem Opfer zugewiesen werden konnte.

Die Ermittler riefen fast 350 Männer, die damals in der Nähe des Opfers gewohnt hatten oder durch Sexualdelikte aufgefallen waren, zu einer freiwilligen Reihenuntersuchung auf. Doch der Massen-Gentest verlief negativ, es gab keine Spur zum Mörder.

Aufgeben wollen die Kripo-Beamten jedoch nicht. "Sowohl in Bonn als auch in Neuss sind erfahrene Ermittler im Einsatz, die von erster Stunde an mit dem Fall betraut waren", sagt Diane Drawe. In Bonn werden auch die im Mai vor 20 Jahren sichergestellten Asservate gelagert und sicher aufbewahrt. "Die Ermittlungsbehörden sollen auch künftig, bei noch weiter verfeinerten Untersuchungsmethoden, in die Lage versetzt werden, den Täter doch noch überführen zu können", so Drawe.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort