Grevenbroich Die Lindenstraße - Straße der Baudenkmäler

Grevenbroich · Keine City-Straße weist so viele prächtige, denkmalgeschützte Gebäude auf - ein Rundgang mit Stadtarchivar Thomas Wolff.

 Viele alte Fotos und Postkarten, im Hintergrund ist die Kölner Straße zu sehen, zeugen davon, dass die Grevenbroicher stolz auf ihre Lindenstraße mit viel Grün und repräsentativen Gebäuden gewesen sind.

Viele alte Fotos und Postkarten, im Hintergrund ist die Kölner Straße zu sehen, zeugen davon, dass die Grevenbroicher stolz auf ihre Lindenstraße mit viel Grün und repräsentativen Gebäuden gewesen sind.

Foto: Sammlung Larisch im Stadtarchiv

Hektisch rauscht der Verkehr über die Fahrbahn, die Lindenstraße ist eine Hauptverkehrsader der Innenstadt. Doch es lohnt sich, sie in aller Ruhe zu Fuß zu erkunden. An keiner Straße in der City stehen so viele denkmalgeschützte Häuser. Gleich elf Bauwerke tragen das Baudenkmal-Zeichen - und nicht nur das Ständehaus und das Amtsgericht fallen durch besondere Architektur auf. Stadtarchivar Thomas Woff weiß mehr über die Geschichte der Straße, ihre Bewohner und die historischen Gebäude.

Eine wichtige Verbindung ist die Straße seit Jahrhunderten - über sie führte der Weg nach Köln. Bereits Anfang des 19. Jahrhundertes siedelte sich, wie Wolff erzählt, "die Familie Uhlhorn mit mehreren Wohnhäusern und Fabrikanlagen an der Straße an. An die spätere Kratzenfabrik von 1871 erinnert noch eine Infosäule vor einem Bauvereins-Haus. Mit den Jahrzehnten wuchsen die Produktionsstätten, aus den Uhlhornschen Werkstätten wurde die Maschinenfabrik Grevenbroich, später Buckau. "Im Umfeld der Straße arbeiteten mehrere Tausend Menschen", weiß Wolff.

 Das Amtsgericht ist mit seinem Giebel auch nach 110 Jahren ein Schmuckstück.

Das Amtsgericht ist mit seinem Giebel auch nach 110 Jahren ein Schmuckstück.

Foto: L. Berns

In nur 20 Jahren von 1885 bis 1905 veränderte die Straße erneut ihr Gesicht - große prachtvolle Bauten entstanden - wie 1885 das Kreisständehaus (Hausnummer 2-4), Amtssitz des Landrates mit Renaissance-Giebel und verspielt wirkenden Türmchen. Schlichter fiel die 1896 errichtete Alte Post (Nummer 31) auf - heute beherbergt sie die Lebenshilfe und ein Architekturbüro. Nebenan entstand 1905 das Amtsgericht (33-37), bei dem der preußische Staat auf repräsentativen Auftritt gegenüber seinen Untertanen Wert legte. Die Architektur mit Renaissance-Giebel wirkt auch nach 110 Jahren ansprechend - weniger der neue Anbau. 1863 eröffnete an der Straße die erste Apotheke im Ort, die Hirsch-Apotheke feierte 2013 im denkmalgeschützten Haus Nummer 25 150-Jähriges.

"Die Lindenstraße war die Repräsentationsstraße der Stadt", betont Wolff. Die gute Adresse nutzten auch viele Unternehmer, um ihre Wohnhäuser und Villen zu errichten. Die Namen der Eigentümer lesen sich wie ein Who's Who Grevenbroicher Persönlichkeiten. Die Villa Walraf fiel wie die alte Kreissparkasse 1945 Bomben zum Opfer. Andere sind erhalten, wie die sanierte (nicht denkmalgeschützte) Villa Trimborn, des Eigentümers des früheren Gaswerks, oder die Villa Hömberg (Nummer 14), heute Teil des großen Komplexes der Kreisverwaltung. Und an der Lindenstraße 1, heute ist dort ein Zentrum etwa für Suchthilfe, zog um 1856 Vinzenz Jakob von Zuccalmaglio ein. Dem Dichter und Publizist ist der markante Obelisk neben dem Haus gewidmet.

 Steht gleich am Anfang der Lindenstraße: Das vom Architekten Caspar Clemens Pickel entworfene Ständehaus.

Steht gleich am Anfang der Lindenstraße: Das vom Architekten Caspar Clemens Pickel entworfene Ständehaus.

Foto: Berns, Lothar (lber)

Auch wenn der Zweite Weltkrieg Lücken schlug, damals stand "Adolf-Hitler-Allee" auf den Schildern, hat die Lindenstraße ihr repräsentatives Aussehen bewahrt. Mit ihr wuchs die Innenstadt um ein beträchtliches Stück, und ein kleines Baudenkmal könnte die nächste Erweiterung markieren: Zurzeit wird die Verlegung des Kirmesplatzes auf das Gelände am Hagelkreuz, das Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde, diskutiert.

Für weitere Infos: Ein Ordner mit allen Baudenkmälern in der Stadt (Schutzgebühr 30 Euro) ist bei Denkmalpfleger Martin Zabel (Telefon 02181 608581) erhältlich.

(NGZ)
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