Grevenbroich Der König der Lüfte ist ein Grevenbroicher

Grevenbroich · Riesenschwingen und federleicht: Seeadler, Schakalbussard und weitere Exoten lassen sich beim Falknerpaar Sandra Jung und Benedikt Nyssen bewundern.

 "Milo" im Anflug. Seine Flügelspannweite beträgt knapp drei Meter.

"Milo" im Anflug. Seine Flügelspannweite beträgt knapp drei Meter.

Foto: Tinter Anja

Frei wie ein Vogel zu sein, den ganzen Tag nichts anderes zu tun, als durch die Luft zu schweben und sich treiben zu lassen - besser geht es nicht. "Greifvögel sind absolute Energiehaushalter", erklärt Benedikt Nyssen. "Sie fliegen nicht mehr als sie müssen." Der Grevenbroicher muss es wissen. Zusammen mit seiner Lebenspartnerin Sandra Jung betreibt er im mittelalterlichen Hülchrath eine Falknerei. Thermik ist für die Vögel der entscheidende Faktor. Stimmt sie, öffnen sie ihre Flügel - das kostet sie nämlich keine Kraft - und schweben davon. Ist dieses besondere Luftpolster nicht gegeben, machen sie Pause. In Hülchrath werden deshalb auch schon mal Exoten beim Rasten auf Laternen am Waldesrand gesichtet.

 "Milo" auf Benedikt Nyssens Arm in einer seiner kreativen Pausen.

"Milo" auf Benedikt Nyssens Arm in einer seiner kreativen Pausen.

Foto: Tinter Anja

Steppenadler, Wüstenbussard und als einzige Falknerei bundesweit ein Schakalbussard - überaus selten und sehr bedroht - gehören zu den Exemplaren, die Sanda Jung und Benedikt Nyssen gehören. Neun Tiere sind es insgesamt, darunter ein europäischer Seeadler. "Den kennen die meisten als Wappenvogel auf den Euro-Münzen", sagt Nyssen. In Hülchrath hockt er - 5,5 Kilo schwer und mit einer Flügelspannweite von etwa 2,70 Metern - in einer Voliere und ist mit sich und seinem Dasein zufrieden. Ebenso wie Schakalbussard "Elise", die im Sturzflug etwa 160 km/h schnell ist, oder Andenadler "Kayla" gehört sie zu den Zöglingen des Falknerpaares.

 Steppenadler "Chester" lässt sich von Sandra Jung mit Leckerlis füttern.

Steppenadler "Chester" lässt sich von Sandra Jung mit Leckerlis füttern.

Foto: Tinter Anja

Ein Prachtexemplar ist Weißkopfseeadler "Milo", viereinhalb Jahre alt und 3,5 Kilo schwer. Er ist auf dem Weg zum namenstypischen schneeweißen Kopf, der eine Frage von Alter und Geschlechtsreife ist. "Mister Knister" nennt ihn Benedikt Nyssen, der täglich mit ihm trainiert. Von Hand aufgezogen, reagiert der Greifvogel auf Kommandos des Falknerpaares. Wie das ausschaut, lässt sich bei Shows bewundern. Neben Märkten und Straßenfesten sind es zunehmend Hochzeiten, bei denen Milo und seine weitläufige Verwandtschaft zum Einsatz kommen. Zwischen die mit einem lockeren Lederriemen verbundenen Füße werden dann die Trauringe gehängt - und der imposante Vogel landet auf einem vom Falkner bestimmten Ziel. "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht", sagt Nyssen. Schon als kleiner Junge - Vater und Großvater waren Hobby-Ornithologen - hat sich der inzwischen 25-Jährige für Bussard, Adler und Artgenossen interessiert. "Nachdem ich die erste Greifvogel-Show gesehen habe, dachte ich: Das möchte ich auch machen", so Nießen. 18-jährig absolvierte er seinen Jagd- und Falknerschein. "Greifvögel sind keine Kuscheltiere. Sie gehen eine gleichberechtigte Partnerschaft mit dem Falkner ein." Bei allen Vorführungen geht es ihm darum, die Pracht der Greifvögel zu präsentieren. "Ein Weg, auf dem wir die Menschen mitnehmen wollen ist, die Tiere kennen und schützen zu lernen." Wissenswertes vermitteln Jung und Nyssen deshalb ebenso bei Besuchen in Kindergärten und Schulen oder laden zum "Falkner-Tag" ein.

Valeska von Dolega

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