Grevenbroich Der "Hindenburg-Plan" legte den Grundstein für die spätere Südstadt

Grevenbroich · Es war der "Hindenburg-Plan", der zur Gründung der Südstadt führte. Das streng geheime Unternehmen sah den Bau eines Aluminiumwerks bei Grevenbroich vor. Es sollte die während des Ersten Weltkriegs entstandene Rohstoffknappheit beseitigen. In das Projekt "Erftwerk" wurde die damals unvorstellbare Summe von 20 Millionen Reichsmark investiert. Fast 130.000 Hektar Land wurden erworben, davon 44.000 Hektar für eine "Kolonie" - die "Erftwerksiedlung", die zur Keimzelle der Südstadt wurde. 1917 wurde mit den Bauarbeiten begonnen.

 Heinz Füsser (85) ist ein Urgestein der Südstadt. Gemeinsam mit Ulrich Herlitz hat er ein Buch über die Entwicklung seines Stadtteils geschrieben.

Heinz Füsser (85) ist ein Urgestein der Südstadt. Gemeinsam mit Ulrich Herlitz hat er ein Buch über die Entwicklung seines Stadtteils geschrieben.

Foto: L. Berns

Geschichten wie diese sind es, die Ulrich Herlitz und Heinz Füsser interessieren. Die beiden Heimatfreunde haben in den vergangenen Monaten intensiv in der Historie des noch relativ jungen Stadtteils geforscht und ihre Recherchen in einem Buch zusammengefasst. "Von dem gibt es bisher nur drei Exemplare - sozusagen nur für uns", sagt das Südstadt-Urgestein Heinz Füsser (85). In den nächsten Monaten wollen die beiden Autoren ihre Recherchen verfeinern, um dann zu überlegen, ob sie eine größere Auflage ihrer Arbeit herausgeben.

Informativ ist es schon jetzt, was Ulrich Herlitz und Heinz Füsser zusammengestellt haben. Sie schlagen einen Bogen vom ersten Wohnungsbau an der Wöhlerstraße bis hin zur Aufgabe der Matthäuskirche, aus der eine Seniorenanlage namens "Matthäushof" wurde.

Heinz Füsser hat einen großen Teil der Geschichte seines Heimatortes miterlebt. Der ehemalige Ratsherr, Chef der "Gemeinschaft der Südstadt" und Mitarbeiter der Vereinigten Aluminium-Werke (VAW) kennt die Leute im Stadtteil und weiß vieles aus eigener Erinnerung zu berichten. Mit Texten und Fotos, die zum Teil noch nicht veröffentlicht wurden, schildert er gemeinsam mit Ulrich Herlitz, wie ein Ort im Laufe der Jahrzehnte erwachsen wurde - immer eng verbunden mit der benachbarten Alu-Industrie.

Parallel zu der kleinen Ortsteil-Monografie arbeitet Ulrich Herlitz als Mitglied des Grevenbroicher Geschichtsvereins zurzeit an einer Recherche zu Persönlichkeiten des Erftwerks, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. Unter anderem erforscht er das Leben von Manfred Faber. Der Architekt des Erftwerks und der Erftwerksiedlung wurde in Auschwitz ermordet.

(wilp)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort