Grevenbroich Denkmalgeschütztes Grabmal braucht Hilfe

Grevenbroich · Die Stadt, die für das Grab der Familie Kratz zuständig ist, hat kein Geld für die dringend notwendige Restaurierung einer Christusfigur.

 Die Friedhofsverwaltung weist am Grabmal auf die Unfallgefahr hin.

Die Friedhofsverwaltung weist am Grabmal auf die Unfallgefahr hin.

Foto: Berns Lothar

Man muss zu Jesus aufschauen. Die menschengroße Christusfigur, die segnend den einen Arm hebt, während der andere ein schlichtes Kreuz hält, steht auf einem Sockel. Auf dem Stein aus italienischem Granit ist zu lesen, über wen der dargestellte auferstandene Christus wacht: "Ruhestätte der Familie Johannes Kratz", heißt es dort.

Auf einem kleineren Schild ist ein Hinweis der Friedhofsverwaltung zu lesen: "Unfallgefahr! Grabmal nicht standfest". Und an dieser Stelle kommt der städtische Denkmalpfleger Martin Zabel ins Spiel. Denn das Grabmal auf dem Friedhof an der Montanusstraße ist denkmalgeschützt, aber in einem wenig guten Zustand. "Die Grabstätte ist in Verfügung der Stadt Grevenbroich", erklärt Zabel. Familiennachkommen gibt es nicht mehr, die Erben konnten oder wollten sich nicht kümmern, so wurde die Stadt 2014 zuständig.

 Martin Zabel, Denkmalpfleger der Stadt, zeigt die renovierungsbedürftige Christusfigur auf dem Grab.

Martin Zabel, Denkmalpfleger der Stadt, zeigt die renovierungsbedürftige Christusfigur auf dem Grab.

Foto: Lothar Berns

"Der Friedhof wurde um 1900 eingerichtet, das Grab der Familie Kratz ist sicher eines der ältesten", führt Zabel aus. Die Familie Kratz war bekannt in der Stadt, gründete sie doch 1865 die erste Apotheke in Grevenbroich an der Lindenstraße. Heute residiert an dieser Stelle die Hirsch-Apotheke. "Die erste Bestattung war 1904 die von Maria Kratz, der Frau des Apothekers", berichtet der Denkmalpfleger. Etwa aus dieser Zeit stammt auch das Grabmal. Insgesamt fanden sieben Menschen in dem Grab ihre letzte Ruhestätte, die letzte Bestattung fand im Jahr 1998 statt.

Wenig später, 1999, wurde die Figur unter Denkmalschutz gestellt. Der Wunsch sei vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege gekommen, sagt Zabel. In der Begründung des Landschaftsverbandes Rheinland heißt es: "Das Grabmal ist bedeutend für die Geschichte des Menschen und erhaltenswert aus wissenschaftlichen und ortsgeschichtlichen Gründen. Angesichts der heutigen Verarmung von Grabmalformen kommt diesem Grabmal mit Großplastik in prominenter Lage eine besondere Bedeutung zu." Eine Rolle für die Denkmalwürdigkeit spielte auch, dass die Christusfigur in galvanoplastischer Manier erstellt worden ist, ein elektrochemisches Verfahren. Sie wurde aus Bronzeblech gestaltet. Das Kreuz, so erläutert Zabel, enthalte innen eine Stahlkonstruktion.

Und das Kreuz ist auch der Teil des Grabmals, an dem die deutlichsten Schäden zu erkennen sind. Einzelne Stücke dehnen sich auseinander, kleinere Einzelteile, die sich gelöst haben, verwahrt Zabel in seinem Büro. Die für das Grab zuständige Stadt hat kein Geld um eine Restaurierung zu bezahlen. "Etwa 3000 Euro sind nötig", schätzt Zabel. Die Zahl resultiert aus einem Angebot von vor zwei Jahren, als eine Sanierung des Grabmals kurzzeitig möglich erschien, dann aber doch nicht durchgeführt werden konnte.

Denkmalpfleger Zabel hofft nun auf Unterstützung aus der Grevenbroicher Bevölkerung, um das Grabmal erhalten zu können.

(NGZ)
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