Grevenbroich Denkmal-Übergabe löst Polizei-Einsatz aus

Grevenbroich · Zur falschen Zeit am falschen Ort fand die Denkmalvorstellung auf Gut Nanderath aus Sicht der Polizei statt. Sie vermutete eine nicht angemeldete "Klimacamp"- Demo. Bürgermeister Krützen musste seine Personalien angeben.

 Warben nicht für einen schnellen Ausstieg aus der Braunkohle, sondern weihten das Denkmal für Gut Nanderath ein: Peter Zenker, Willibert Müller, Bürgermeister Klaus Krützen und Dieter Volkwein zusammen mit Gästen.

Warben nicht für einen schnellen Ausstieg aus der Braunkohle, sondern weihten das Denkmal für Gut Nanderath ein: Peter Zenker, Willibert Müller, Bürgermeister Klaus Krützen und Dieter Volkwein zusammen mit Gästen.

Foto: Lotahr Berns

"Eine Versammlung ist zurzeit in jeder Form verdächtig", scherzte Dieter Volkwein später in seiner Begrüßungsrede. "Sogar der Bürgermeister musste seinen Personalien abgeben." Eingeladen hatten der Vorsitzende des Gartenbauverein Neuraths, Mitstreiter und Klaus Krützen zur Vorstellung des Gedenksteins für Gut Nanderath. Diese Einweihung am Rande der L 116 aber war nicht hochoffiziell genehmigt und fand in so unmittelbarer Nähe des derzeit stattfindenden Klimacamps statt, dass zufällig vorbeifahrende Polizeibeamte hier eine nicht angemeldete Demonstration von Aktivisten zum schnelleren Ausstieg aus der Braunkohle vermuteten.

"Aus ihrer Sicht waren wir zum falschen Zeitpunkt am falschen Platz", zitierte Dieter Volkwein später einen der Polizisten. Denn erst, nachdem der Bürgermeister den Beamten die Situation erklärt hatte, konnte die Einweihung wie geplant stattfinden. "Eine unendliche Geschichte mit Happy End", wie Dieter Volkwein zusammen fasste.

 Bürgermeister Klaus Krützen konnte die Situation im Gespräch mit dem Polizeibeamten rasch aufklären.

Bürgermeister Klaus Krützen konnte die Situation im Gespräch mit dem Polizeibeamten rasch aufklären.

Foto: Berns Lothar

Obwohl es unter Denkmalschutz stand, wurde dieses Gut 2011 von RWE Power abgerissen. Wo vorher ein Gebäude war, entstand über Nacht ein schwarzes Loch - es musste der Braunkohle weichen. Wenigstens Stein oder Tafel sollten an dieses Gebäude erinnern. "Also wurde im Vorstand beschlossen, dass wir die Sache in die Hand nehmen wollten", erinnert sich Dieter Volkwein. "Nach fast drei Jahren Vorbereitungszeit", bekanntermaßen bedarf es bei einem solchen Vorgehen eines langen Atems, steht jetzt etwa zwei Kilometer vom eigentlichen Abrissort das Denkmal. "Zur Erinnerung an Gut Nanderath 1465 - 2011", ist in weißen Lettern auf schwarzem Grund zu lesen. Das Kleinod gehörte zu einer Reihe von Gütern, die zur Entstehung Neuraths beigetragen haben, wie die zuhörer, auf der Gästeliste standen unter anderem Hubertus Roellgen mit seiner Schwester, die die letzten Besitzer des Gutes waren, erfuhren. Peter Zenker, Ex-Bergbaudirektor, der in Neurath groß wurde und noch heute über das Quartier forscht, hielt einen kurzweiligen Vortrag über die Geschichte des Ortes und seiner Bewohner. Von den "Herrensitzen in der Kirche, ein bisschen abseitig vom Volk", die die Gutsbesitzer ihr Eigen nannten, sowie der exponierten Stellung in der Gesellschaft war da zu hören und wie "vornehm" es damals auch auf Gut Nanderath zuging.

"Mit 13 Euro Jahresbeitrag bei den Gartenfreunden" konnten Gedenkstein sowie ein neu geschaffener Weg zu ihm "nicht finanziert" werden, erklärte Volkwein zu den Kosten von mehr als 4400 Euro. Da RWE in der Bringschuld war, wurden Pflasterung sowie Aufstellung des Steins übernommen. Im nächsten Schritt würden die Gartenfreunde gerne das grüne Drumherum in eine blühende Obstwiese verwandeln. Angebaut werden sollen alte, typisch Grevenbroicher Apfelsorten wie "Zuccalmaglio Renette".

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