Jochen CDU und SPD: Streit um Familienfreundlichkeit

Jochen · Nach dem Ratsvotum sollte ein Audit als familienfreundliche Kommune geprüft werden. Die CDU hält das aber für überflüssig.

 In Jüchen hat jetzt die erste Großtagespflege eröffnet. Das reicht nicht, um als familienfreundlich zu gelten, moniert die SPD und fordert ein Audit.

In Jüchen hat jetzt die erste Großtagespflege eröffnet. Das reicht nicht, um als familienfreundlich zu gelten, moniert die SPD und fordert ein Audit.

Foto: "Tinter, Anja (ati)"

Für SPD-Chef und Bürgermeisterkandidat Holger Tesmann war das Thema "Familienfreundlichkeit" bereits auf dem Weg: Der Rat hatte dem SPD-Antrag für eine Vorstellung des Projekts "Zertifizierung als familienfreundliche Kommune" zugestimmt, Jüchen schien die Richtung zum Audit einzuschlagen. Doch jetzt heißt es "Zurück auf Anfang", die Fraktionen werden erneut beraten: "CDU und Freie Wählergemeinschaft haben das Thema im Ausschuss abgeblockt, argumentierten mit dem Bürgermeister-Wahlkampf", sagt Tesmann. Er empfindet dies als "etwas scheinheilig": "Die SPD beschäftigt sich bereits seit Jahren mit Familienfreundlichkeit, will dies deutlicher als Prinzip der Politik verankert wissen." Für ihn ist es nicht damit getan, "Kita-Plätze auszubauen".

Doch genau dies ist die Meinung der CDU und auch die von CDU-Bürgermeister Harald Zillikens. "Wir haben viel in den Ausbau von Kitas und Schulen investiert, etwa in die neue Großtagespflege", betont er. Auch mit Unterstützung des Kreisjugendamtes sei die Gemeinde Jüchen gerade in diesem Bereich gut aufgestellt. "Wir brauchen kein Audit für Familienfreundlichkeit, wir leben sie bereits", sagt der Verwaltungs-Chef. Handlungsbedarf sieht er allerdings darin, minderjährige Flüchtlinge zu unterrichten oder in Kitas unterzubringen.

Für Holger Tesmann bedeutet Familienfreundlichkeit aber mehr als die Gestaltung der Kita- und Schullandschaft: "Zu diesem Thema zählen viele Details." Als eines nennt er die Barrierefreiheit von Straßen und Bürgersteigen, um sie für Eltern mit Kinderwagen oder Passanten mit Rollator sicherer zu machen.

So konkret wurde die Geschäftsführerin des Gütersloher Vereins "Familiengerechte Kommune", Beatrix Schwarze, bei ihrem Vortrag im Rechts- und Sozialausschuss allerdings nicht. Sie stellte die grundsätzliche Arbeit des Vereins vor, nannte aber keine Maßnahmen, die in der Gemeinde Jüchen umgesetzt werden müssten. "Es geht uns in erster Linie darum, den Politikern bewusst zu machen, wie sie die Familiengerechtheit ihrer Kommune optimieren können. Andere Kommunen haben zum Beispiel einen Bürgerbus ins Leben gerufen oder in Absprache mit verschiedenen Unternehmen Arbeitsplätze noch familiengerechter gestaltet", erzählt Beatrix Schwarze.

Viele Politiker im Ausschuss standen der Vereinsarbeit eher skeptisch gegenüber - auch mit Blick auf den Kostenbeitrag von rund 17 500 Euro. Ausschuss-Vorsitzender Andreas Tillmann (CDU): "Der Kostenbeitrag ist die eine Sache. Durch das Projekt könnten etwa durch aufwendige Bestandsaufnahmen hohe Folgekosten entstehen." Sein Partei-Kollege Gerd Bandemer sprach ebenso von einem "abstrakten Vortrag" wie Gerolf Hommel von der FWG. Ihre Meinung: Der Verein wolle sein Zertifikat vermarkten.

(cka)
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