Grevenbroich Caritas-Krippe schlägt Brücke zu Flüchtlingen

Grevenbroich · Vom Stall in die Turnhalle: Der Verband macht mit einer Krippe auf die Situation von Flüchtlingen an den Weihnachtsfeiertagen aufmerksam.

Grevenbroich: Caritas-Krippe schlägt Brücke zu Flüchtlingen
Foto: Berns, Lothar (lber)

Es ist schon ein ungewöhnlicher Anblick: Beim Caritasverband kommt das Jesuskind in einer Turnhalle zur Welt. Auf den ersten Blick wirkt das erst einmal verwirrend - doch die Idee kommt nicht von Ungefähr. "Wir haben uns gefragt, wie es aussehen würde, wenn Jesus zur heutigen Zeit zur Welt käme", erzählt Verwaltungsleiter Peter Brunsbach. Er hat das außergewöhnliche Krippen-Konzept gemeinsam mit Pastor Jochen Koenig entwickelt. Sie wollen damit auf die problematische Unterbringung von Flüchtlingen in Deutschland aufmerksam machen.

Normalerweise wird die Krippe im Erdgeschoss des Caritas-Verwaltungsgebäudes an der Montanusstraße ganz traditionell aufgebaut - "und zwar mit Stall, Stroh und allem, was der Überlieferung nach dazugehört", erklärt Brunsbach. Ganz anders in diesem Jahr: Maria und Josef übernachten - wie es viele Flüchtlinge an den Weihnachtstagen auch tun müssen - in einer Turnhalle, wo an Heiligabend Jesus das Licht der Welt erblicken wird.

Diese Halle haben sie gemeinsam mit den Haustechnikern mit Hilfe eines großen Tisches nachgebaut. "Wer in der Turnhalle nicht unterkommt, muss in einem Zelt übernachten. Auch darauf wollen wir aufmerksam machen", erzählt Pastor Jochen Koenig und zeigt auf ein etwas abseits aufgebautes Zelt. Davor brennt ein kleines Feuer, an dem sich eine ältere Frau wärmt.

Nachgestellt wurden diese Szenen mit mehr als 100 Jahre alten Krippenfiguren. "Sie stammen ursprünglich aus dem Neusser Sankt-Anna-Kinderheim", sagt Pastor Koenig. Die beiden Ideengeber wollen aber nicht nur auf die Probleme aufmerksam machen, sondern auch der Arbeit der vielen freiwilligen Helfer Ausdruck verleihen. Dazu blickt eine Engelsfigur durch das Dach der Miniatur-Turnhalle, in der die noch schwangere Maria auf einem Feldbett liegt. "Der Hirte auf der Wiese vor der Krippe fühlt sich aber ganz und gar nicht angesprochen. Er schaut weg", erzählt Jochen Koenig.

Damit wird der Hirte zum Symbol für die Menschen, die vom Leid der Flüchtlinge nichts wissen wollen. Und auch das Foto einer prunkvollen Stadt hinter der schlichten Turnhalle unterstreicht die Gegensätze, die auch Vertreter des Fachbereiches Integration und Migration um Agnes Pietrowski regelmäßig beschäftigen. "Die Situation, die hier nachgestellt ist, ist absolut realistisch", erzählt sie. Dieser Meinung ist auch Flüchtlingsberaterin Zeynep Özel von den Caritas-Sozialdiensten, die im Berufsalltag viel mit Flüchtlingen spricht und auch um deren Probleme weiß.

In den nächsten Tagen soll die Krippe um die Heiligen Drei Könige ergänzt werden. "Sie könnten Menschen darstellen, die Flüchtlingen in Deutschland helfen und zum Beispiel Hilfsgüter vorbeibringen", schlägt Pastor Jochen Koenig vor. Die Krippe soll für Besucher der Caritas-Verwaltung an der Montanusstraße 40 bis in den Januar hinein zu sehen sein.

(NGZ)
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