Grevenbroich Bilder als Zeugen des Strukturwandels

Grevenbroich · Heimatforscher und Archivare hoffen, dass jetzt die anstehende dramatische Änderung der Landschaft und der Infrastruktur durch den Strukturwandel von Hobbyfotografen und professionellen Dokumentatoren festgehalten wird.

 Diese Aufnahme von Rheinbraun-Arbeitern ist wahrscheinlich in der Roddergrube zu Beginn des lokalen Tagebaus entstanden.

Diese Aufnahme von Rheinbraun-Arbeitern ist wahrscheinlich in der Roddergrube zu Beginn des lokalen Tagebaus entstanden.

Foto: Jürgen Larisch

Die vom Kohletagebau betroffene Region steht jetzt vor einer dramatischen Veränderung: Die Landschaft auch in Grevenbroich und Jüchen wird in großen Teilen durch das Zuschütten und teilweise auch Zufluten des riesigen Kohlekraters völlig neu gestaltet. Und unter dem Schlagwort "Strukturwandel" müssen dringend neue Erwerbszweige angesiedelt und Arbeitsplätze geschaffen werden. Zur Unterstützung dieses Prozesses ist der am Freitag konstituierte Zweckverband Tagebaufolge(n)landschaften Garzweiler angetreten. Zuvor hatte sich bereits der Rheinische Sixpack mit einer ähnlich gelagerten Zielsetzung formiert.

Welch einschneidende optische Veränderungen der Kohletagebau mit sich gebracht hat, ist noch aus einigen wertvollen historischen Aufnahmen "herauszulesen", die der Grevenbroicher Sammler Jürgen Larisch gemeinsam mit dem Stadtarchiv Grevenbroich hütet. Larisch, vor allem aber auch die Archivare in Grevenbroich und Jüchen hoffen, dass nun auch die Schaffung des Neulandes genauso von Hobbyfotografen, aber auch von professionellen Dokumentatoren für die Nachwelt festgehalten wird.

Denn bereits im Frühjahr 2018 will RWE Power mit dem Zuschütten der Abbaugrube auf Jüchener Gebiet beginnen. Da, wo jetzt das riesengroße Baggerloch bis zur Taggebaueinfahrt Garzweiler auf Grevenbroicher Stadtgebiet liegt, soll ab 2025 rekultiviertes Neuland aufgeschüttet sein, das ab 2035 für landwirtschaftliche Zwecke, als Grün- und Forstfläche und möglicherweise auch für die Windenergie genutzt werden soll.

Einen besonderen Wert haben auch die Dokumente aus der Sammlung Larisch zum Anfang Oktober geschlossenen Kohlekraftwerk Frimmersdorf. Das bleibt zwar noch für vier Jahre in der Sicherungsbereitschaft, soll dann aber innerhalb eines Jahres zurückgebaut werden. Planerisch ist das Grundstück des Kraftwerkes für eine künftige Nutzung als Gewerbefläche ausgewiesen, woran auch RWE Power und Stadt Grevenbroich bereits Interesse bekundet haben.

So "archaisch" sahen die Absetzer zu Beginn des Kohletagebaus in Garzweiler noch aus (l.). Im Kohlekraftwerk Frrimmersdorf zauberten die Küchenfeen in den 50er und 60er Jahren leckere Speisen auch für die Feiern in der Werkskantine. Fad Bild rechts stammt aus den 1950er Jahren und zeigt die Brücke zum Werk 1 in Frimmersdorf.

So "archaisch" sahen die Absetzer zu Beginn des Kohletagebaus in Garzweiler noch aus (l.). Im Kohlekraftwerk Frrimmersdorf zauberten die Küchenfeen in den 50er und 60er Jahren leckere Speisen auch für die Feiern in der Werkskantine. Fad Bild rechts stammt aus den 1950er Jahren und zeigt die Brücke zum Werk 1 in Frimmersdorf.

Foto: Sammlung Jürgen Larisch/Grevenbroich

Der neue Zweckverband Tagebaufolge(n)landschaften, in dem Grevenbroich anders als im Sixpack keinen Sitz hat, wird nun den Strukturwandel und die Neugestaltung der Landschaft von seiner Geschäftsstelle in Erkelenz aus unterstützen. Der Gründungsvertrag, eine Vereinbarung mit RWE Power, wurde am Freitag in Mönchengladbach (wie berichtet) zunächst mit einer Dauer bis zum 31. Dezember 2023 unterzeichnet. Darin heißt es u.a., Das Gebiet des Zweckverbandes liege im Rheinischen Revier und umfasse rund 430 Quadratkilometer. "In diesem Raum nehmen Abbau und Rekultivierung des Tagebaus Garzweiler einen Zeitraum von mehreren Generationen in Anspruch. Zentrale Aufgabe des Zweckverbandes ist die gemeinsame Gestaltung dieses Raumes auch unter Berücksichtigung des Strukturwandels." Der Zweckverband Garzweiler bearbeitet die Themen Landschaft, Gesellschaft, Wirtschaft, Städtebau und Infrastruktur.

(NGZ)
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