Grevenbroich Besonders dreist: Junge Frauen bestehlen 96-Jährige in Pflegeheim

Grevenbroich · Für die Mutter von Johanna Breuer war das, was ihr vergangenen Samstag passiert ist, ein Schock, von dem sie sich bis heute nicht erholt hat. "Sie ist am Boden zerstört und versteht die Welt nicht mehr", sagt die Grevenbroicherin. Zwei fremde junge Frauen hatten sich, offenbar unbemerkt vom Personal, ins Zimmer der 96-Jährigen im Seniorenzentrum Bernardus geschlichen. Niemand hielt sie auf. Als sich die Seniorin kurz im Bad aufhielt, räumten die Diebinnen ihr die Taschen aus. Ein Geldbeutel mit persönlichen Dokumenten, Fotos, den Adressen von allen Familienangehörigen sowie eine größere Summe Geld waren darin. "Zum Glück haben sie meiner Mutter körperlich nichts getan", sagt Johanna Breuer. "Aber auch das Vorgehen an sich ist schon verwerflich. Die Täterinnen konnten einfach so rein und raus spazieren."

Solche Fälle, in denen sich Straftäter den in der Regel offenen Zugang zu Pflegeheimen oder Krankenhäusern zunutze machen, kommen immer wieder vor, sagt Polizeisprecherin Daniela Dässel, die den Vorfall vom Samstag bestätigt. "Diese Situationen sind einfach schwer zu kontrollieren. Die offene Tür ist ja gewollt, die Besucher oder Patienten sollen Besuch empfangen können, und wenn jemand Fremdes reinspaziert, ist es erst einmal schwer, zu erkennen, ob das nicht zum Beispiel doch eine entfernte Cousine ist."

Das Problem bestätigt auch Daniela Neumann, Leiterin des Bernardus-Seniorenzentrums. "Unser Haus ist kein abgeschlossener Kosmos", sagt sie. "Im Gegenteil: Wir suchen den Kontakt nach außen. Trotzdem sind unsere Mitarbeiter natürlich angewiesen, aufmerksam zu sein - nach dem Vorfall am Samstag mehr denn je."

In dem Elsener Pflegeheim ist die Eingangstür nachts abgeschlossen und es gibt eine Rezeption, die zu bestimmten Zeiten besetzt ist. "Fremde werden dort auch angesprochen", sagt Neumann. "Außerdem kann jeder Bewohner bei uns selbst entscheiden, ob er seine Zimmertür abschließen möchte oder nicht. Grundsätzlich weisen wir immer wieder darauf hin, am besten keine großen Geldbeträge im Zimmer aufzubewahren." Im Fall von Johanna Breuers Mutter war das der Fall. "Leider, obwohl es hier nicht ums Geld geht", sagt ihre Tochter. "Die Täterinnen haben einen echten Glückstreffer gelandet."

Nach den Diebinnen wird derzeit noch gefahndet. Konkrete Hinweise, sagt Daniela Dässel, habe die Kriminalpolizei bis Donnerstagabend nicht gehabt.

(NGZ)
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