Grevenbroich Bergischer Pastor seit 25 Jahren an der Erft

Grevenbroich · Hans-Hermann Moll (63) kann sein Silberjubiläum feiern. Vor einem Vierteljahrhundert trat er die Pfarrstelle in Wevelinghoven an.

Ein wenig nervös war er schon bei seinem ersten Gottesdienst in der nun mehr als 330 Jahre alten Kirche am Hemmerdener Weg. "Mir haben die Knie geschlottert", gibt der 63-Jährige lächelnd zu. Doch die Premiere hat gut funktioniert - und Hans-Hermann Moll erinnert sich auch heute noch gerne an seine Feuertaufe zurück. Es war ein Gottesdienst für behinderte Menschen, "etwas ganz Besonderes", sagt er. Das war vor mittlerweile einem Vierteljahrhundert - und damit ist Moll jetzt Silberjubilar. Vor 25 Jahren trat er die Pfarrstelle der Evangelischen Kirchengemeinde Wevelinghoven an.

Geboren in Lüttringhausen bei Remscheid und aufgewachsen in einer jahrhundertealten protestantischen Familie, kam Moll schon früh in Kontakt mit der Kirche. Das Gotteshaus in seinem bergischen Heimatort beschreibt er als imposant, der 80 Mann starke Posaunenchor hatte eine eigene Empore, die Gottesdienste waren mit 600 bis 800 Gläubigen bestens besucht. Das alles hat den jungen Hans-Hermann Moll geprägt, er entschloss sich zu einem Theologiestudium. Die Universitäten in Wuppertal, Bonn und Marburg waren seine Stationen auf dem Weg zum Pfarrer.

Sein erstes Vikariat trat er in der Lutherkirche in Düsseldorf an, später war Moll in Neuss-Reuschenberg tätig, bevor er ins Amt für Sozialethik und Sozialpolitik der evangelischen Kirche im Rheinland wechselte. Nebenbei machte er Kirchenkabarett - und lernte am Rande eines Auftritts seine Frau Iris kennen, mit der er heute drei Kinder hat. Als Moll von der seit fast zwei Jahren vakanten Pfarrstelle in Wevelinghoven erfuhr, bewarb er sich. "Von der Großstadt aufs Land - das war nicht ganz einfach", sagt er.

Aber der Pfarrer und seine Familie haben sich gut eingelebt, und heute blickt Hans-Hermann Moll auf ein ereignisreiches Vierteljahrhundert zurück. Zu den Höhepunkten in seiner Amtszeit zählt er den Bau des Pastor-Dehnert-Hauses, das 2004 im ehemaligen, gegenüber der Kirche liegenden Pfarrgarten errichtet wurde und heute Zentrum des Gemeindelebens ist. Und auch über die gelungene Sanierung des uralten, durch Feuchtigkeit marode gewordenen Kirchendaches ist er froh. Vor allem deshalb, weil die Aktion gestemmt werden konnte, ohne dass Schulden gemacht wurden.

Kritisch sieht Hans-Hermann Moll allerdings den Wegzug des Kindergartens nach Kapellen. "Das war eine einschneidende Maßnahme", sagt er. "Doch von finanzieller Seite her ging es nicht anders." Nicht nur die Kinder würden dem Gemeindeleben heute fehlen, auch deren Eltern und Großeltern. "Damit fällt auch der Grundstock für die Jugendarbeit weg - eine schwierige Situation", meint der 63-Jährige.

Zwei Jahre noch, dann steht für Hans-Hermann Moll ein weiterer Lebensabschnitt an - er wird sich in den Ruhestand verabschieden. Vorher möchte er aber noch einiges realisieren, etwa einen Bibelkreis gründen, der sich mit der Heiligen Schrift auseinandersetzt. Und auch die Kinder- und Jugendarbeit möchte er weiter stärken. Was ihm besonders am Herzen liegt: "Für die Zukunft wäre eine diakonische Stelle wichtig", sagt Moll. Damit meint er so etwas wie die gute alte Gemeindeschwester, die Ansprechpartnerin und Kümmerin zugleich war. "So etwas fehlt uns", sagt Moll.

(wilp)
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