Grevenbroich Auf Probefahrt mit dem neuen Vias-Zug

Grevenbroich · Vertreter des Kreises, der Stadt und des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr testeten Montag einen der neuen Triebwagen, die das Unternehmen Vias Rail ab dem 10. Dezember auf der RB 39 zwischen Grevenbroich und Düsseldorf einsetzt.

 In Hauptverkehrszeiten werden die Lint-Wagen in Doppeltraktion eingesetzt - mit dann bis zu 330 Sitzplätzen.

In Hauptverkehrszeiten werden die Lint-Wagen in Doppeltraktion eingesetzt - mit dann bis zu 330 Sitzplätzen.

Foto: C. Sommerfeld

Einen Vorgeschmack auf die Bahn-Zukunft zwischen Grevenbroich und Düsseldorf erhielten gestern Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und Bürgermeister Klaus Krützen. Zusammen mit Harald Holler, Chef des Kreisnahverkehrsausschusses, sowie Vertretern des VRR und der Vias Rail GmbH gingen sie auf Probefahrt mit einem der neuen Triebwagen vom Typ Lint. Andere Fahrgäste mussten draußen bleiben - noch: Ab dem 10. Dezember wird Vias den Betrieb der neuen RB 39 - das Teilstück der heutigen RB 38 zwischen Bedburg und Düsseldorf - übernehmen. Bislang betreibt die Deutsche Bahn die Strecke.

"Wir sind kein neues Unternehmen, sondern betreiben bereits Schienenpersonenverkehr auf zwei Linien im hessischen Raum", erläuterte Vias-Rail-Geschäftsführer Sebastian Nießen bei der "Spritztour" mit dem 1590 PS starken Lint 54 mit 165 Sitzplätzen nach Neuss. Knapp 50 Millionen Euro kosten die neun Lint 54 und die drei kürzeren Lint 41, die der VRR finanziert. Rund 50 Arbeitsplätze schafft Vias.

 Auf Probefahrt: Herbert Häner (Vias), Georg Seifert (VRR), Sebastian Nießen (Vias), Bürgermeister Klaus Krützen, Nahverkehrsausschussvorsitzender Harald Holler und Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (v.l.).

Auf Probefahrt: Herbert Häner (Vias), Georg Seifert (VRR), Sebastian Nießen (Vias), Bürgermeister Klaus Krützen, Nahverkehrsausschussvorsitzender Harald Holler und Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (v.l.).

Foto: L. Berns (1), C. Sommerfeld (3)

Vom Fußboden könnte man essen, es riecht noch neu. "Das Fahrzeug hat bislang noch keinen Fahrgast befördert, es ist gerade ausgeliefert", erklärt Vias-Rail-Geschäftsführer Herbert Häner bei der Vorstellung des Dieseltriebwagens. Polstersitze und große Fensterflächen sorgen für angenehmes Ambiente, Luftfederung für Fahrkomfort. Für Fahrräder und Kinderwagen gibt es eine geräumige Fläche mit Klappsitzen. Auch für Rollstuhlfahrer samt Begleitung ist Platz, sie finden zudem ein behindertengerechtes WC vor. Zu den Details gehören Monitore mit Fahrgastinfos sowie an vielen Sitzen Steckdosen für Laptop oder Smartphone.

Vier Einstiege je Seite sollen zügigen Ein- und Ausstieg ermöglichen. "Mit 1,30 Meter Breite sind die Einstiege ähnlich groß wie bei einer S-Bahn", sagt Herbert Häner. Rollstuhlfahrer können auf Knopfdruck den Fahrzeugführer bitten, eine Rampe auszulegen.

 Blick vom Führerstand auf die - hier eingleisige - Strecke: 1590 PS sorgen für gute Beschleunigung.

Blick vom Führerstand auf die - hier eingleisige - Strecke: 1590 PS sorgen für gute Beschleunigung.

Foto: C. Sommerfeld

Ein Manko auf der Strecke bleibt: die unterschiedlichen Bahnsteighöhen. In Kapellen besteht niveaugleicher Zugang in den Zug, in Gustorf müssen Fahrgäste rund 40 Zentimeter Höhenunterschied überwinden. "Wir setzen uns dafür ein, dass etwa der Bahnhof Gustorf in ein Ausbauprogramm aufgenommen wird. Für die nächsten zwei, drei Jahre können wir aber keine Hoffnung machen", sagt VRR-Abteilungsleiter Georg Seifert.

 Für Rollstuhlfahrer wird auf Anforderung eine Rampe ausgelegt.

Für Rollstuhlfahrer wird auf Anforderung eine Rampe ausgelegt.

Foto: C. Sommerfeld
 Ab dem 10. Dezember können Fahrgäste auf diesen Polstersitzen Platz nehmen.

Ab dem 10. Dezember können Fahrgäste auf diesen Polstersitzen Platz nehmen.

Foto: C. Sommerfeld

Verbessert wird mit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember auch das Zugangebot. Zur Hauptverkehrszeit morgens wird es bis Neuss annähernd 15-Minuten-Takt geben, etwa jeder zweite Zug fährt dann bis Düsseldorf. Ein Wunsch vieler Fahrgäste - mehr durchgehende Verbindungen zwischen Grevenbroich und Landeshauptstadt am Wochenende - wird in den Nächten zu Samstag und Sonntag Wirklichkeit. Für die Zukunft wünscht sich Bürgermeister Krützen weitere durchgehende Verbindungen. Er ist von den modernen Fahrzeugen angetan, begrüßt das verbesserte Angebot. "Ich hoffe, dass wir einige bisherige Probleme nun ad acta legen können." Immer wieder hatten DB-Fahrgäste über zu volle Züge oder Ausfälle geklagt. "Ein zuverlässiges Angebot ist wichtig, um Menschen vom Auto in die Bahn zu bringen", betonte Landrat Petrauschke.

(NGZ)
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