Grevenbroich Auf den Spuren des Werwolfs von Epprath

Grevenbroich · Im 16. Jahrhundert soll rund um Bedburg ein Werwolf gewütet haben. Die Legende lässt sich auf einer Wanderroute nachempfinden.

 Gruselig geht es bei der jährlichen Werwolf-Wanderung zu, wenn die Geschichte um Peter Stump erzählt wird. Interessierte können aber auch auf einem Wanderweg die Stationen des Bauern und Hirten nachempfinden.

Gruselig geht es bei der jährlichen Werwolf-Wanderung zu, wenn die Geschichte um Peter Stump erzählt wird. Interessierte können aber auch auf einem Wanderweg die Stationen des Bauern und Hirten nachempfinden.

Foto: J. Mitter

Peter Stump war ein Einzelgänger, ein Sonderling. Der Bauer und Hirte lebte im 16. Jahrhundert in Epprath - dem Dorf, das im Jahr 1968 schließlich dem Braunkohle-Tagebau zum Opfer fällt. Stump, oder auch Stubbe, wie er in einigen historischen Schriften genannt wird, soll kein wohlhabender Mensch gewesen sein, hohes Ansehen genoss er demnach auch nicht. Und dennoch hat sein Name Eingang in die Geschichte gefunden. Denn Stump soll damals in den Wäldern rund um Epprath als Werwolf gewütet haben.

Diese Legende nahmen die Stadt Bedburg und der Arbeitskreis Alt-Kaster, insbesondere auf Bestreben von Jürgen Mitter, als Anlass dazu, einen rund zehn Kilometer langen Wanderweg einzurichten, auf dem an sieben Stationen das Leben des Peter Stump nachempfunden werden kann. "Wir wollten die historischen Begebenheiten unseres Ortes in die Welt hinaustragen. Dafür mussten wir sie visualisieren und kamen auf die Idee der Werwolf-Wanderroute", berichtet Mitter.

Denn das überlieferte Schicksal des Peter Stump ist ein besonders schauriges. Zahlreiche Flugschriften berichteten damals von dem etwa 50-jährigen Bauern. Der Legende nach besaß er einen Zauber-gürtel aus Wolfsfell, der ihn in einen Werwolf verwandelte, sobald er ihn umlegte. Schnell wurden ihm Mord, Vergewaltigung und Inzest vorgeworfen. Unter seinen Opfern soll sogar sein eigener Sohn gewesen sein.

25 Jahre lang ging das so, bis er schließlich am 31. Oktober 1589 nach qualvoller Folter alle Taten gesteht und vor 4000 Zuschauern langsam hingerichtet wird - mit glühenden Zangen traktiert, werden ihm erst Arme und Beine mit einer Axt zerschlagen, bevor er schließlich enthauptet wird. Zur Sicherheit landet sein Leichnam auf einem Scheiterhaufen, neben seiner Lebensgefährtin und seiner Tochter, die in einer Art Sippenhaft ebenfalls verbrannt werden.

Diesen historischen Ereignissen folgt die Werwolf-Wanderroute, die auch für Kinder geeignet ist. Am Eingangstor von Alt-Kaster, dem Wolfgangstieg, geht es los. Im 16. Jahrhundert steht dort noch dichter Wald, hier sollen die Gräueltaten ihren Anfang genommen haben. Die Wanderer folgen von diesem Punkt aus dem Weg zur Kasterer Höhe - dem Ort, wo der Hof des Werwolf-Hirten gestanden haben soll. Weiter geht es dann erst zum Kasterer See, an dessen Ufer damals Jagd auf das Fabelwesen gemacht wurde, bevor die Epprather Erft-Brücke überquert wird, über die Stump zu seiner Hinrichtung geführt wurde.

Von hier aus geht es weiter zum Rathaus Bedburg, dem Platz, wo Stump vor dem Blutgericht stand und zum Tode verurteilt wurde. Die Route führt die Wanderer weiter zum Schloss Bedburg, in dem der vermeintliche Werwolf so lange gefoltert wurde, bis er unter größten Qualen alle Taten gestand. Schlusspunkt der Route, die aufgrund ihres Rundkurses allerdings auch in entgegengesetzter Richtung bewandert werden kann, ist die Erfthalbinsel Broich: Hier wurde Stump vor den Henker geführt und seinem Leben wegen Hexerei ein Ende bereitet.

Zumindest dieses Ereignis ist historisch verbrieft. Ob Stump die Morde allerdings wirklich begangen hat, ist bis heute nicht bewiesen. Wahrscheinlich war er eher Opfer als Täter, denn Hirten wie Stump wurden zur damaligen Zeit für viele Gräueltaten und unerklärliche Phänomene verantwortlich gemacht. "Die besonders grausam wirkende Hinrichtung des vermeintlichen Werwolfs, welche auf diversen Illustrationen anschaulich dargestellt wurde, löst eine morbide Faszination aus und bestätigt vermeintlich Klischees über die Brutalität der frühneuzeitlichen Gesellschaft", schreibt Lena Maria Kaiser, die sich in ihrer Master-Arbeit "Weil er geführt ein Wolff leben" ausführlich mit dem Fall des Peter Stump auseinandergesetzt hat.

Fakt oder Fantasie, auf Jürgen Mitter übt der Werwolf von Epprath trotzdem eine große Anziehung aus. Und seine Begeisterung für das Thema gibt er seit elf Jahren weiter: Jedes Jahr veranstaltet Mitter am 31. Oktober eine nächtliche Werwolf-Wanderung. "Wir ziehen dann mit Pechfackeln und bis zu 120 Personen rund um den Kasterer See, an dem ein Lagerfeuer steht und die Geschichte des Werwolfs nacherzählt wird. Das ist immer sehr spannend und gruselig", sagt Mitter. Aber keine Angst: Im Werwolfs-Kostüm stecke nur seine Frau.

(p-m)
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