Grevenbroich Architekt klagt gegen Sparkassen-Umbau

Grevenbroich · Günter Quasten klagt gegen die Sparkasse Neuss: Laut Gericht sieht er durch den Umbau der Grevenbroicher Hauptstelle sein Urheberrecht verletzt und fordert Rückbaumaßnahmen. Heute wird der Fall verhandelt.

 Nach dem Umbau: Die Sparkassen-Filiale an der Karl-Oberbach-Straße in Grevenbroich präsentiert sich in Rot-Tönen.

Nach dem Umbau: Die Sparkassen-Filiale an der Karl-Oberbach-Straße in Grevenbroich präsentiert sich in Rot-Tönen.

Foto: Lothar Berns

Mit einer ungewöhnlichen Klage muss sich heute das Oberlandesgericht Düsseldorf beschäftigen: Der bekannte Architekt und Stadtplaner Günter Quasten klagt gegen die Sparkasse Neuss. Er ist mit den Umbaumaßnahmen der Hauptstelle an der Karl-Oberbach-Straße nicht einverstanden und verlangt eine Rückversetzung in den Ursprungszustand. Quasten spricht in seiner Klage von Urheberrechtsverstößen, die Sparkasse Neuss sieht dafür keinen Anlass.

"Die zuständige Kammer bei uns wird heute Morgen um 9.30 Uhr über den Fall verhandeln", sagt Andreas Vittek, Sprecher am Oberlandesgericht Düsseldorf: "Der Architekt möchte eine Entstellung des Gebäudes nicht hinnehmen." Was dem Planer konkret an dem Umbau missfällt, wollte Vittek gestern nicht sagen. Schon Ende 2011 hatte Quasten sich gegenüber unserer Zeitung zur Sparkassen-Renovierung geäußert und gewünscht, "dass die Optik nicht durch die Liebe zum Sparkassen-Rot verzerrt wird". Das (Beton-) Grau der Balustraden habe einwandfrei mit den großen Fensterfronten harmoniert.

Der Grevenbroicher hatte Ende der 1960er Jahre gemeinsam mit seinem Studienfreund Franz-Anton Lenze das außergewöhnliche Gebäude geplant, beide waren damals gerade einmal Ende 20. Mit ihrem Entwurf, der einen schweren Büroturm auf einem filigranen Sockel vorsah, setzten sich die beiden "Newcomer" seinerzeit gegen 42 zum Teil renommierte Architekten durch. Das moderne Konzept und das funktionelle Ensemble von Kassen- und Mehrzweckhallen wusste die Jury zu überzeugen.

 Vor dem Umbau: Architekt Günter Quasten verwendete Sichtbeton für das Gebäude. Das war damals noch ungewöhnlich.

Vor dem Umbau: Architekt Günter Quasten verwendete Sichtbeton für das Gebäude. Das war damals noch ungewöhnlich.

Foto: Lothar Berns

Das fertige Produkt, das im Jahr 1972 fristgerecht übergeben werden konnte, sorgte seinerzeit für Furore. Die internationale Fachpresse berichtete darüber; für Quasten war das der Start für eine beachtliche Karriere. Etliche weitere bekannte Gebäude und Bauwerke in Grevenbroich folgten in den nächsten Jahrzehnten, darunter der Montanushof, die Käthe-Kollwitz-Gesamtschule oder der Bernardussaal neben dem Alten Rathaus. Mit seinen Ideen zur City-Gestaltung gab er letztendlich auch den Anstoß zur Landesgartenschau.

Wie gestern öffentlich bekannt wurde, hatte der Architekt in erster Instanz gegen die Sparkasse den Kürzeren gezogen. "Gegen das Urteil des Landgerichts hat er Berufung eingelegt, jetzt wird ab heute neu verhandelt", so Oberlandesgerichtssprecher Andreas Vittek gegenüber unserer Zeitung. Die Richter dort wollen den Fall genau unter die Lupe nehmen, eventuell muss auch ein Gutachter hinzugezogen werden. Mit einem schnellen Ende schon heute wird nicht gerechnet - allenfalls könnten die Richter eine Tendenz verkünden.

Um Geld geht es laut Gericht in der Klage erst mal nicht - wohl aber um erhebliche Folgen, wenn die Juristen Architekt Quasten Recht geben sollten. Dann nämlich müsste der Sparkassen-Umbau in den Ursprungszustand versetzt werden, was einen Rückbau zur Folge hätte.

Die Sparkasse selbst wollte zunächst auf NGZ-Anfrage keine Stellungnahme abgeben.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort